Mick Schumacher (Ferrari): 9. Startplatz in Monza
Da war Mick Schumacher erst mal sprachlos: Als die Ferrari-Fahrer am Fan-Festival von Mailand auftraten, gab es genau drei Mal einen ungefähr gleich grossen, tosenden Jubel – für Belgien-Sieger Charles Leclerc, für Weltmeister Sebastian Vettel, und für den jungen Mick Schumacher. Die Tifosi haben den 20jährigen Sohn der Rennfahrerlegende Michael Schumacher in ihr Herz geschlossen, das war in Mailand unübersehbar.
Umso mehr hat sich Formel-3-Europameister Schumacher vorgenommen, beim Heimrennen von Ferrari und auch seines F2-Rennstalls Prema eine tolle Leistung zu bieten. Die Pole-Position ist im Hauptrennen der Formel-2-Fahrer keine Bedingung für einen Sieg, wie die letzten Jahre gezeigt haben; da wurde eher von hinteren Rängen und dank kluger Windschattentaktik und geschicktem Reifen-Management gewonnen. Aber ein Platz in den ersten drei Startreihen war für Prema-Teamchef René Rosin Pflicht, wenn der Aufwärtstrend von Ungarn-Sieger Schumacher weitergehen soll.
Wir wiederholen es gerne: Ein Abschlusstraining der Formel 2 ist gnadenlos. Nur dreissig Minuten haben die jungen Fahrer Zeit, eine freie Bahn für eine freie Runde zu finden, einfach ist das nicht, da ist ordentlich Dampf auf dem Kessel.
Noch schwieriger: Zu Beginn der Formel-2-Qualifikation begann es wieder zu tröpfeln. Als ob Monza nicht schon haarig genug wäre. Dennoch gingen die Autos auf den weichen Slicks auf die Bahn, der weicheren Pirelli-Mischung.
Drei Minuten vor Quali-Beginn erklärte die FIA die Bahn offiziell für nass und sandte eine Warnung hinterher: «low grip conditions», eine Fahrbahn also, die wenig Haftung bietet.
Ex-GP-Pilot Karun Chandhok: «Die Fahrer haben gar keine andere Wahl als mit Slicks rauszugehen, denn die Strecke ist zu wenig nass für den Einsatz von Reifenreifen, und Intermediates gibt es in der Formel 2 keine. Aber die Piloten werden höllisch aufpassen müssen.»
Bilder zeigten, wie die besten Formel-2-Fahrer über die Bahn eierten, das Auto ständig querschlagend. Den Fahrern wurde ins Auto gefunkt: Mehr Regen in zehn Minuten. Das erhöhte den Druck weiter. Wer eine gute Runde fahren wollte, der musste es jetzt tun.
Nicky de Vries verpatzte das Anbremsen der ersten Kurve, sein Titelrivale Nicholas Latifi zeigte in der Kurve selber einen Fehler. Luca Ghiotto setzte die erste Duftmarke mit 1:42,961 min, vor de Vries und Latifi. Bei nur 22 Grad Pistentemperatur waren mit den weichen Pirelli einige schnelle Runde in Folge drin, also blieben die Fahrer auf der Bahn und auf dem Gas.
De Vries verbesserte sich, aber Ghotto machte das noch besser, bevor Nicky nach hinten durchgereicht wurde, bei diesen Wechselbedingungen veränderte sich das Klassement fast jede Sekunde.
Wo war Mick Schumacher? Mit 1:38,413 min auf Rang 8, knapp zwei Sekunden hinter Ghiotto. Keine zwei Minuten später war die Reihenfolge komplett auf dem Kopf gestellt: Ferrari-Zögling Callum Ilott nun vor Honda-Junior Nobuharu Matsushita, Nikita Mazepin, McLaren-Nachwuchsfahrer Sérgio Sette Camara und Mick Schumacher, de Vries noch Sechster.
Erster Mann im Kies: Matsushita nach zehn Minuten in der Roggia – rote Flagge! Der Japaner lag zu diesem Zeitpunkt auf dem fünften Rang. Teamchef Trevor Carlin: «Die Piste ist unfassbar glitschig, da hat der kleinste Fehler gravierende Folgen, und genau das ist Nobu passiert.»
Als die Ampel auf Grün schaltete, setzte Tatiana Calderón ihr Auto in der Ascari in die Pistenbegrenzung, die Kolumbianerin hatte noch keine schnelle Runde gedreht. Erneut rote Flagge. Gleichzeitig zeigte Marino Sato am Ausgang der Ascari einen Dreher, konnte seinen Wagen aber wieder in die korrekte Richtung wuchten.
Nach fünf Minuten ging es weiter, noch immer unter Getröpfel. Wieder gingen die Fahrer auf den weichen Pirelli auf die Bahn. Jeder versuchte, ein wenig Raum zu finden, gleichzeitig vielleicht einen schönen Windschatten. Ein gefährlicher Spagat. Giuliano Alesi drehte sich in der Ascari, konnte aber gleich weitermachen, dies unmittelbar vor seinem Ferrari-Akademiegefährten Schumacher.
Der Regen fiel zur Roggia-Kurve hin stärker, das waren keine Verhältnisse, um die Bestzeit von Ilott anzugreifen. Die Sektorzeiten untermauerten das. Sérgio Sette Camara rodelte in der Roggia geradeaus, Schumacher verbremste sich vor der ersten Schikane und rumpelte über den schlafenden Polizisten.
Letzlich konnte sich nur noch de Vries ein wenig nach vorne robben, dank toller Sektorzeiten im ersten Pistenabschnitt: Erste Formel-2-Pole-Position also für Callum Ilott, vor dem Chinesen Guanyu Zhou, Nikita Mazepin, de Vries, Sette Camara, Matsushita, Latifi, Jordan King und Schumacher auf Rang 9. Das klingt jetzt nicht berauschend. Trost für den Deutschen: Selbst von diesem Rang aui liegt in Monza ein Podestplatz alleweil drin.