Jacques Villeneuve-Kritik: Hamilton und Norris sauer
Jacques Villeneuve hat einige üble Unfälle erlebt, auch in Spa-Francorchamps, fast an der gleichen Stelle, an welcher am 31. August der Franzose Anthoine Hubert tödlich verunglückt ist. Gegenüber meinem Kollegen Gaëtan Vigneron des belgischen Senders RTBF sagte der elffache GP-Sieger und Weltmeister von 1997: «Solch ein Schicksalsschlag tut immer weh. Heute noch mehr als früher, weil ich glaube, dass der Tod heute anders wahrgenommen wird als damals, als tödliche Unfälle zum Tagesgeschäft gehören. Wir haben nur noch wenige Fachleute im Fahrerlager, welche diese Epoche miterlebt haben, die gefährlichste Zeit im Automobilsport.»
«Es gibt zwei Dinge, welche ich an der modernen Formel 1 hasse. Da sind zum einen die Simulatoren. Statt die jungen Piloten Tests fahren zu lassen, hocken sie eine Woche lang im Rennsimulator. Wenn sie zur Rennstrecke kommen, dann verhalten sie sich, als sässen sie noch immer im Simulator. Das ist nicht die gleiche Belastung wie früher, da fliesst nicht das gleiche Adrenalin. Die Einschätzung von Gefahr, des enormen Risikos, das sie eingehen, wenn sie auf die Rennstrecke gehen, die ist meiner Meinung nach nicht mehr im gleichen Masse vorhanden.»
Die Worte des 48jährigen Québecois haben die beiden Briten Lewis Hamilton und Lando Norris in Rage gebracht. Im Fahrerlager der Monza-Rennstrecke sagt der fünffache Weltmeister Hamilton: «Ich bin mit Vielem nicht einverstanden, das dieser Mann von sich gibt, seine Meinung ist mir inzwischen einerlei. Aber die Kritik in Sachen Simulator lasse ich nicht gelten. Schau dir doch die Kids auf Skiern an, diese Knirpse haben auch null Furcht, wenn sie die Hänge runterdüsen, sie sind nun mal so. Ich bin sicher, Furcht schleicht sich später ein, wenn wir älter werden. Aber mit dem Simulatorfahren hat das rein gar nichts zu tun.»
Lando Norris sitzt exzessiv im Simulator, im McLaren-Werk und auch bei sich zuhause. Der Engländer sagt: «Der Unfall von Hubert hat zero mit Sim Racing zu tun. Die Sicherheit hat grosse Fortschritte gemacht, auch gemessen an jener Zeit, als Villeneuve gefahren ist. Aber wir vergessen die Gefahr nicht. Es ist nicht so, dass wir auf das Risiko pfeifen und uns alles egal ist. Wir wissen, was Gefahr heisst. In Belgien sind verschiedene Faktoren zusammengekommen, aber das hat null damit zu tun, dass wir angeblich mehr Risiken eingehen. Das war einfach rabenschwarzes Pech, das ist alles.»