MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Charles Leclerc, Ferrari: Engel, Bengel, Monza-Sieger

Von Mathias Brunner
Charles Leclerc stürzte die Tifosi in einen Freudentaumel

Charles Leclerc stürzte die Tifosi in einen Freudentaumel

​Charles Leclerc fuhr die Ellbogen weit aus, um in Monza die Führung gegen Lewis Hamilton zu verteidigen. Auch Bottas biss sich am Monegassen die Zähne aus – zweiter GP-Sieg für den Ferrari-Piloten.

Charles Leclerc fuhr die Auslaufrunde dieses Rennens beinahe in Zeitlupe. Der Monegasse hätte am liebsten gehabt, dass diese Runde überhaupt nie zu Ende geht. Er hat den Grossen Preis von Italien gewonnen, in Monza, mit einem Ferrari, besser geht das nicht. Er hat auch dem heissen Atem von gleich zwei Mercedes-Fahrern standgehalten, zunächst Lewis Hamilton, dann Valtteri Bottas.

«Mamma mia!» schnaufte Leclerc nach seinem zweiten Sieg innerhalb von acht Tagen am Funk. Ferrari hat erstmals nach neun Jahren und Fernando Alonso wieder einen Grand Prix in Monza gewonnen. Als Leclerc über die Ziellinie fuhr, brach die Haupttribüne kollektiv in Jubel aus. Wildfremde Menschen umarmten sich, Kappen flogen, Fahnen wurden gewedelt, die meisten Tifosi werden morgen heiser sein und verkatert obendrein.

Beim zweiten Formel-1-Sieg für Charles Leclerc musste Hamilton merken: Das ist einer seiner stärksten Gegner für die kommenden Jahre. Leclerc verteidigte sich gegen den Weltmeister, hm, nennen wir es mal robust. Hamilton hielt zu Recht am Funk fest: «Er hat mir keine Wagenbreite Raum gelassen.»

Das fand auch die Rennleitung und zeigte Leclerc die schwarz-weisse Flagge – Verwarnung. «Wieso?» fragte Charles am Funk zurück, als ihm die Botschaft ins Auto übermittelt wurde. Der Monegasse mag ein Engelsgesicht haben, aber im Cockpit wird er zum Bengel.

Später bekam Leclerc eine zweite Warnung ins Auto: «Keine Bewegungen des Autos in der Bremszone von Kurve 4.» Charles maulte: «Tu ich doch gar nicht!» Tat er wohl.

Als diese scheinbar endlosen 53 Runden endlich vorbei waren, meinte Leclerc: «Was für ein Rennen! Ich glaube, ich war noch nie so erschöpft. Das war ein ganz schwieriges Rennen. Ich wollte es so gut machen hier, das war mir extrem wichtig. Nun zu gewinnen, das ist ein Traum, der wahr wird.»

«Ich meine, es war schon fabelhaft, Ferrari-Pilot zu werden und dann in Belgien meinen ersten Grand Prix gewinnen zu dürfen. Aber nun hier in Monza zu siegen, vor all den Tifosi, das ist nicht zu übertreffen.»

Typisch Leclerc, dass er bei aller Freude aber auch seinen Selbstkritik-Modus nicht vergass: «Ich konnte die Führung bis ins Ziel behaupten, aber ich habe ein paar kleine Fehler gemacht. Heute hat das am Ergebnis nichts geändert, aber darauf kann ich mich nicht jedes Mal verlassen. Ich bin so erleichtert, dass es gereicht hat.»

Sky-GP-Experte Martin Brundle bringt das sehr schön auf den Punkt: «Im Training hat Charles auf den Plan von Ferrari gepfiffen und Seb nicht geholfen, da steckt einer sein Stück Land ab. Im Rennen hat er Hamilton die Stirn geboten. Die Gegenwehr war grenzwertig, aber diesem Druck muss man erst mal standhalten.»


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