Lewis Hamilton: «Dann fahre ich eben anders»
Lewis Hamilton gratuliert Charles Leclerc
Monza-Sieger Charles Leclerc hat Ende Juni gesagt: «Das Rennen in Österreich gegen Max Verstappen war für mich ein Weckruf. Es war wichtig für mich zu sehen, was ich mir auf der Rennstrecke alles erlauben kann.» Der Monegasse lernte schnell: In England hielt er gegen Verstappen voll dagegen, die Rennleitung liess die beiden nur deshalb gewähren, weil sie sich genügend Raum liessen. Das Duell war atemberaubend.
Anders in Italien: Schwarz-weisse Flagge als Verwarnung für Charles Leclerc, er hatte Weltmeister Lewis Hamilton bei der Anfahrt zur Roggia eiskalt verhungern lassen. Der Engländer musste rechts ausweichen, um eine Kollision zu vermeiden. Leclerc sagt: «Ich muss zugeben, das gegen Lewis war an der Grenze. Aber ich habe keine Scheu davor, hart zu fahren.»
Hamilton selber sendete in Italien unterschiedliche Signale. Im Rennen zeterte er über Leclerc. Anschliessend meinte er scheinbar gleichmütig: «Er hat das extrem clever gemacht. Das war Racing. Ich musste einige Male eine Kollision vermeiden, aber so wird nun mal heute gefahren.»
Via Instagram schrieb er später an Leclerc: «Du hast heute einen tollen Job gemacht, Charles, zwischen uns gibt es kein Drama. Geniess den Moment, ein besonderer Tag. Du hast dir die Seele aus dem Leib gefahren. Ich freue mich auf die kommenden Schlachten!»
Am Sonntagabend meinte Lewis Hamilton: «Ich habe kein Problem mit Charles Leclerc. Aber wenn wir so Rennen fahren können, dann fahre ich künftig eben anders. Ich will einfach, dass von Rennleitung und Rennkommissaren klar umrissen ist, was geht und was nicht geht. Das muss für alle Piloten gleich sein. Es wäre interessant gewesen zu sehen, wie das ausgegangen wäre, wären unsere Rollen vertauscht gewesen.»
Leclerc sollte nicht erwarten, dass Hamilton jedes Mal den Fuss vom Gas nimmt. Für den Engländer geht es um seinen sechsten WM-Titel, für Leclerc ging es nur um den Sieg. Der Monegasse konnte sich mehr Risiko leisten.
Findet Hamilton, Leclerc sei respektlos gefahren? «Überhaupt nicht. Nochmals – wir haben kein Problem. Wir hatten einen Zweikampf, und als ich ausgestiegen bin, habe ich ihm sofort gratuliert. Charles ist einer der respektvollsten Fahrer. Das war jetzt unser erster Kampf Rad an Rad. Wenn ein solches Duell zum ersten Mal stattfindet, lernst du, wie der andere Fahrer damit umgeht. Beim nächsten Mal positionierst du den Wagen anders. Wäre der Titel entschieden, wäre ich nicht ausgewichen. Dann hätte es gekracht.»