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Lewis Hamilton (Mercedes/3.): «Was heisst da saftig?»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton kam nahe, aber nicht nahe genug

Lewis Hamilton kam nahe, aber nicht nahe genug

​Mercedes-Star spielt herunter, dass sich Charles Leclerc in Monza gegen ihn wehrte mit Zähnen, Klauen und allem Anderen, was er gerade fand. «Ich habe Druck auf den Kessel gemacht, aber es reichte nicht.»

Eine der ersten Frage an Lewis Hamilton nach diesem spannenden Grossen Preis von Italien: War die Gegenwehr von Charles Leclerc nicht ein wenig saftig? «Saftig? Was heisst hier saftig?» Dann war der fünffache Weltmeister klug genug, die Feierstunde der Tifosi nicht zu verderben. «Ach was, er hat einen feinen Job gemacht, Gratulation an Ferrari und Gratulation an Charles.»

Ein wenig später, in seiner Medienrunde, fügte Hamilton hinzu: «Er hat das extrem clever gemacht. Das war Racing. Ich musste einige Male eine Kollision vermeiden, aber so wird nun mal heute gefahren.»

Während des Rennens, wenn mehr Adrenalin durch die Körper der Fahrer fliesst als Sprit durch die Benzinleitungen ihrer 1000-PS-Geschosse, da klang dass noch ganz anders. In Runde 23 hatte sich der Mercedes-Star endlich nahe genug gerobbt, um in der Roggia eine Attacke zu wagen. Leclerc liess ihn eiskalt rechts aussen verhungern. Hamilton musste ins Gras, um eine Kollision zu vermeiden. Wir haben schon erlebt, dass Piloten für weniger eine Strafe erhalten. Aber die Rennkommissare kamen der Vorgabe nach, den Fahrern eine etwas längere Leine zu lassen und harten Sport zu gestatten. Und hart war das zweifellos.

Hamilton schimpfte am Funk: «Er hat mich rausgedrückt! Er hat mir keine Wagenbreite Raum gelassen!» zeterte der Engländer, hörbar verärgert.

Später fügte Hamilton süss-sauer hinzu: «Ich will einfach, dass die Rennkommissare gleichmässig entscheiden. Aber wer weiss, vielleicht sind sie ja heute morgen mit dem falschen Fuss aufgestanden.»

Überhaupt meldete sich Hamilton ziemlich häufig am Funk. Er monierte die Reifen («die halten nicht»), er forderte andere Motoreinstellungen («ich brauche mehr Power»), er schützte Hilflosigkeit vor («Ferrari ist auf den Geraden zu schnell»).

Leclerc machte das ausgebufft wie ein alter Hase: Er positionierte seinen Wagen in der Parabolica, also in der letzten Kurve vor Start und Ziel, genau so, dass Hamilton voll in Luftturbulenzen geriet, sein Wagen zu sehr rutschte, so dass er nicht nahe genug kam, um am Ende der folgenden Start/Ziel-Geraden zu attackieren.

So fahren kommende Weltmeister.

Zum Schluss waren die Reifen am Wagen von Lewis zu Ende, nach hinten gab es reichlich Luft. Also holte sich Hamilton frischen Gummi und erobert noch rasch die beste Rennrunde. Da hatte er längst Rang 2 an Bottas verloren, nach einem Verbremser in Runde 42 in der ersten Schikane.

Im Ziel meinte der WM-Leader: «Ich habe Druck auf den Kessel gemacht, aber es reichte nicht. Irgendwann waren die Reifen hinüber. Unterm Strich war Charles heute einfach der schnellere Mann, vor allem auf den Geraden. Das war nicht unser Tag, aber wir haben als Team üppig gepunktet und sind unserem Ziel einen Schritt nähergekommen, den Markentitel erfolgreich zu verteidigen.»

Lewis lässt aussen vor, dass auch er selber dem Titel immer näherkommt. Hand aufs Herz: Denkt er nicht daran? «Nein, wirklich nicht. Ich will einfach an jedem Rennwochenende das Beste geben, der Rest wird sich von ganz alleine ergeben.»


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