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Zukunft Russland-GP: Von Sotschi nach St. Petersburg?

Von Mathias Brunner
Abendstimmung in Sotschi

Abendstimmung in Sotschi

​Oft wurde davon gesprochen, den russischen WM-Lauf in der Olympiastadt Sotschi zum Nacht-GP zu machen. Das wird vielleicht gar nicht nötig sein – wenn das Rennen umzieht, nach St. Petersburg.

Nachtrennen sind chic: Singapur ist in kürzester Zeit zu einem der beliebtesten Grands Prix geworden. Das Finale von Abu Dhabi beginnt jeweils mit Sonnenuntergang, und die Yas Marina entfacht in der Nacht ihren magischen Zauber. In Bahrain hat das Interesse stark zugenommen, seit wir in der Nacht fahren. Logisch entstand auch in Russland die Frage: Wieso veranstalten wir den WM-Lauf auf dem Olympiagelände von Sotschi nicht als Nachtrennen?

Kurz nach dem ersten Grossen Preis von Russland in Sotschi 2014 dachte der damalige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone schon einen Schritt weiter. Der Engländer wollte das Rennen mit dem Hintergrund von tausenden LED-Lampen sehen, die an Dächern der Austragungsstätten der Olympischen Spiele angebracht sind. Tatsächlich sind die Sportstätten nachts prachtvoll beleuchtet, ebenso das Kongresszentrum, das mit seinen Türmchen ein wenig nach Disneyland aussieht. Und auch der Lunapark würde einen hübschen Hintergrund erzeugen.

Rennstreckenarchitekt Hermann Tilke auf die Frage, wie aufwändig eine Umstellung zum Nachtrennen wäre: «Das kommt auf die Beleuchtung drauf an. Machbar ist alles. Das sind Speziallampen, die haben eine Lieferzeit von einem halben Jahr. Dazu brauchst du eine Bauzeit von drei bis vier Monaten.»

2018 ist der fünfte Sotschi-GP über die Bühne gegangen, die Russen zeigten Postkartenwetter. Die Bilder mit stahlblauem Himmel und den schneebedeckten Bergen im Hintergrund gingen um die Welt, ebenso adrett anzusehen wie die Schwarze See gleich daneben, mit so manchem Delfin. Der stellvertretende Premierminister Dmitry Kozak meinte gegenüber der Nachrichtenagentur Tass: «Es gibt berechtigte Zweifel, ob ein Nachtrennen sinnvoll wäre. Die TV-Bilder sind wichtig, und ich finde, das Meer und die Berge erzeugen einen wundervollen Rahmen für unser Rennen, das sieht im Fernsehen alles sehr hübsch aus.» Kozak weiss: Von all dem wäre bei einem Nachtrennen nichts mehr zu sehen.

Der Vertrag von Sotschi läuft bis 2025. Vorderhand wird es bei einem Tages-GP bleiben, die Pläne für ein Nachtrennen liegen in einer Schublade, sehr weit hinten, wie Alexi Titov der Tass bestätigt, bei der Promoter-Firma Rosgonki für den Sotschi-GP verantwortlich: «Nachtrennen haben ohne jeden Zweifel ihren Zauber. Wir finden aber, dass die Sotschi-Rennstrecke am Tag sehr schön zur Geltung kommt. Wir haben uns das alles angesehen und kamen zum Schluss – ein Grand Prix unter Kunstlicht macht nicht viel Sinn.»

Das Thema hat sich ohnehin erledigt, weil der Regierung nachgesagt wird, das Rennen ab 2021 in St. Petersburg austragen lassen zu wollen. Das scheint uns freilich wenig wahrscheinlich: Erstens wegen obigen Vertrags, und zweitens, weil es in St. Petersburg keine Strecke gibt.


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