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Wirbel bei Renault: CEO Thierry Bolloré entlassen!

Von Mathias Brunner
​Renault kommt nicht zur Ruhe: Der Autohersteller hat überraschend seinen Generaldirektor Thierry Bolloré entlassen. Übergangsmässig leitet die bisherige Finanzchefin Clotilde Delbos die Firma.

Renault hat bestätigt, dass der 56jährige Thierry Bolloré mit sofortiger Wirkung als Generaldirektor ersetzt sei. Die bisherige Finanzchefin Clotilde Delbos ist neue Interims-Chefin, bis eine andere Lösung gefunden ist. Ihr zur Seite stehen Verkaufsdirektor Olivier Murguet und José Vicente de los Mozos (Direktor für Herstellung und Logistik). Bolloré leitete seit Januar 2019 bei Renault das Tagesgeschäft, unter dem Präsidenten des Verwaltungsrats Jean-Dominique Senard. Der will so schnell als möglich einen neuen CEO finden.

Bolloré ist tief enttäuscht. Er erfuhr aus der Presse, dass ihn weghaben wollte. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire stärkt Senard dabei den Rücken: «Jean-Dominique Senard hat unsere volle Unterstützung», so der Politiker. Der Staat hat bei Renault viel mitzureden, er hält 15 Prozent Anteile am Autokonzern.

Bolloré weiss nicht, was er falsch gemacht haben soll beim operativen Geschäft. In Frankreich wird offen darüber spekuliert, dass bei Renault alle Verbindungen zum früheren Chef Carlos Ghosn gekappt werden sollen. Bolloré war unter Ghosn die Nummer 2 im Konzern. Zudem sollen sich das Verhältnis zu Nissan unter Bolloré verschlechtert haben. Es wird davon berichtet, Nissan habe Druck auf Renault ausgeübt, sich von Bolloré zu trennen. Auch die schlechten Ergebnisse im ersten Halbjahr 2019 werden ihm angekreidet.

Bolloré bezeichnet die Trennung in der Wirtschaftszeitung «Les Echos» als «beunruhigenden Putsch. Ich war immer loyal. Die Brutalität und die völlig unerwartete Natur des Geschehens sind erschütternd.»

Es ist völlig ungewiss, wie sich der erneute Wirbel bei Renault auf das Formel-1-Engagement auswirken wird. Ghosn und Bolloré galten als motorsportfreundlich, wie das beim Nachfolger aussieht, weiss keiner.

So kam Thierry Bolloré an die Macht

Am 23. Januar 2019 erhielt Renault das Rücktrittsschreiben des in Tokio inhaftierten Carlos Ghosn. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hatte wiederholt verlangt, dass Renault nach einem neuen CEO suche, wenn Ghosn dauerhaft verhindert sei. Verhindert war sehr schön formuliert: Carlos Ghosn war am 19. November 2018 in Tokio verhaftet worden. Seit 25. April 2019 ist er auf freiem Fuss, darf aber das Land nicht verlassen. Dem früheren Leiter der Autokonzerne Renault, Nissan und Mitsubishi wird Betrug und Misswirtschaft in grossem Stile vorgeworfen, der in Brasilien geborene Franzose mit libanesischen Wurzeln beteuert, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen und werde da auch beweisen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Am 24. Januar hatte sich der Verwaltungsrat von Renault in Boulogne-Billancourt bei Paris versammelt, um die Nachfolge von Ghosn zu regeln, und die Lösung sah eine Kompetenz-Teilung vor: Carlos Ghosns bisheriger Stellvertreter Thierry Bolloré (55) leitete von nun an als Generaldirektor ab sofort dauerhaft das operative Geschäft von Renault, als CEO. Neuer Präsident des Verwaltungsrats wurde Jean-Dominique Senard, seit 2012 CEO des Reifenherstellers Michelin. Die Zeiten eines Sonnenkönigs wie Carlos Ghosn als Verwaltungsrats-Chef und CEO in einer Person waren vorbei.

Senard hat vom Verwaltungsrat die Aufgabe, sich um die Allianz mit dem japanischen Autohersteller Nissan zu kümmern. Seit der Inhaftierung von Carlos Ghosn bröckelt das Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi. Senard soll das wieder ins Lot bringen und mittelfristig eine neue Beteiligungsstruktur schaffen. Heute hält Renault 43,4 Prozent Anteile an Nissan, die Japaner sind mit 15 Prozent an Renault beteiligt. Nissan hält zudem 34 Prozent Anteile an Mitsubishi.

Caroline Ghosn, die 31jährige Tochter von Carlos Ghosn, wittert nach wie vor eine Verschwörung. Sie verbreitet anhaltend die Theorie, wonach Nissan die von Ghosn geplante Fusion zwischen Renault und dem japanischen Autohersteller verhindern wollte. Nicholas Maxfield, Sprecher von Nissan, sagte dazu: «Diese Behauptungen sind komplett haltlos. Die Familie Ghosn hatte keinen Einblick in Gespräche über die Zukunft von Nissan. Hier geht es nicht um eine Fusion, hier geht es um Fehlverhalten, wie firmeninterne Untersuchungen gezeigt haben.»

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