Ferrari in Mexiko: Weltmeister im Tiefstapeln
Charles Leclerc
In Mexiko will keiner Favorit sein. Die Gegner von Ferrari sind überzeugt: Die Italiener werden mindestens in der Qualifikation die Nase vorn haben. «Die Top-Speed der Ferrari ist der reine Wahnsinn», sagt Max Verstappen, und Mercedes-Teamchef Toto Wolff behauptet gar: «Ferrari ist in der Qualifikation unschlagbar.» Ein gegnerischer Teamchef spottet: «Ferrari ist Weltmeister im Tiefstapeln.»
Sebastian Vettel hingegen will davon nichts hören: «Ich sehe uns nicht in der Favoritenrolle. Die eine schnelle Runde ist nicht aussagekräftig. Ich kann mir vorstellen, dass uns das am Freitag einfach besser gelungen ist als unseren Gegnern. Daher behaupte ich, dass wir ab Samstag viel Gegenwehr erhalten. Ich hoffe einfach, wir sind auch morgen dabei. Hier muss alles passen für eine gute Runde.»
Die Gegner sagen bei zugeklapptem Notizbuch: Das ist reines Taktieren, hier redet sich ein Rennstall absichtlich schlecht, um die wahre Überlegenheit zu kaschieren.
Was sagt der zweifache Saisonsieger Charles Leclerc? Der junge Monegasse war Zweitbester im ersten und Drittschnellster im zweiten Training und meint mit seinem typisch feinen Lächeln auf den Lippen: «Wir sind ziemlich konkurrenzfähig.» Das ist ungefähr so, als würde Ronaldo von sich behaupten, recht passabel nach dem Ball zu treten.
Leclerc vertieft: «Im ersten Training lief es für mich besser als im zweiten. Die Fahrzeugbalance war nicht ideal. Wie alle Fahrer tun wir uns schwer, mit dem mangelnden Abtrieb zurechtzukommen, der die Autos in der dünnen Luft instabil macht.»
«Die Ausgangslage ist simpel: Wir müssen uns so weit vorne als möglich qualifizieren, dann brauchen wir einen guten Start und müssen die Spitzenränge bis zur ersten Kurve behaupten. Wenn du hinter einem Gegner liegst, dann gehen die Probleme los – der Motor hat zu wenig Kühlung, die Bremsen überhitzen, die Reifen leiden. Also ist eine gute Quali noch mehr als sonst der Schlüssel zu einem guten Rennergebnis.»
Dann aber doch noch so etwas wie eine Standortbestimmung: «Unsere Gegner sind stark, und wir werden erst am Samstag erfahren, wie gut wir wirklich sind. Doch wir dürfen mit Vertrauen in unser Potenzial auf die Bahn gehen.»