Neue Formel-1-Regeln: Lieber heute als morgen?
F1-Sportdirektor Ross Brawn
«Rückblickend wäre es schlauer gewesen, die Budget-Obergrenze auf 2021 einzuführen und sich etwas mehr Zeit zu nehmen für die Formulierung der neuen Regeln, die dann 2022 folgen sollen», hielt Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner in Mexiko fest. Und der Brite betonte, dass die technischen Regeln in seinen Augen noch zu unausgereift seien und es auch angesichts der Einführung der Budget-Obergrenze schlauer wäre, die Autos für die neue F1-Ära unter dem Korsett des Budgetdeckels zu entwickeln.
Zustimmung erhielt Horner von Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff, der den Vorschlag der Konkurrenz als logisch und gut durchdacht bezeichnete. Der Wiener stellte aber auch unmissverständlich klar: «Ich glaube nicht, dass der Prozess der Regeländerungen gestoppt werden, uns wurde ganz klar gesagt, dass wir damit fortfahren werden.»
Die Diskussion um eine Verspätung der Regeländerungen ärgert F1-Sportdirektor Ross Brawn, der hinter den Kulissen eifrig mit seinem Team an der Ausarbeitung der neuen Vorgaben arbeitet, die künftig engere Verfolgungsjagden und mehr Duelle au der Piste ermöglichen sollen. Er sieht dringenden Handlungsbedarf – und fügt als Argument den jüngsten GP in Mexiko an.
«Es ist schade, dass wir im Rennen speziell an der Spitze keine grossen Duelle gesehen haben, obwohl alle Zutaten für einen aufregenden Fight gegeben waren. Aber das Rennen hat einmal mehr gezeigt, dass jeder, der seinem Vordermann wenige Runden zu dicht folgt, seine Reifen damit ruiniert. Das ist nichts Neues, aber es beweist wieder einmal, dass wir die Regeln ändern müssen, um wieder enge Duelle zu erleben», erklärt der Ingenieur in seiner Mexiko-Analyse.
«Es sollte auch nicht mehr so lange dauern, denn schon in dieser Woche soll der Motorsport-Weltrat der FIA über das Regelpaket für 2021 entscheiden, das die F1-Verantwortlichen zusammen mit der FIA präsentiert haben», fügt Brawn an, und stellt klar: «Die neuen Aero-Regeln wurden geschaffen, um die Auswirkungen eines Rennwagens auf das hinter ihm fahrende Fahrzeug zu beschränken. Denn Überholmanöver und Kämpfe sind einfach, wenn es einen Performance-Unterschied von ein bis zwei Sekunden pro Runde gibt. Aber wenn der Leistungsunterschied kleiner ist, dann haben die Piloten heutzutage keine Chance.»
Deshalb könne er die Forderung nach einer Verschiebung des Einführungstermins für die neuen Regeln auch nicht nachvollziehen, erklärt der Brite. «Die Vorschläge, die Regeländerung zu Verspäten, sind frustrierend, denn mit den Autos, die wir jetzt haben, wird es mit jedem Jahr schlimmer», ist sich Brawn sicher, und fragt: «Wie viele Gelegenheiten, enge Duelle zu sehen, haben wir denn schon verstreichen lassen? Am vergangenen Sonntag haben wir trotz guter Voraussetzungen und der Schaffung einer dritten DRS-Zone nicht viele spannende Zweikämpfe erlebt. Es ist also Zeit, dass wir reagieren. Wir machen das nicht, um einfach etwas zu ändern, sondern wir haben sehr viel Arbeit in die Entwicklung der neuen Regeln gesteckt, mit Blick auf das langfristige Interesse des Sports.»