Lewis Hamilton: Noch fünf Jahre in der Formel 1?
Martin Brundle und Lewis Hamilton in Texas
Lewis Hamilton ist nun sechsfacher Formel-1-Champion, das ringt seinem Landsamann Martin Brundle grössten Respekt ab. Der 158fache GP-Teilnehmer und heute Formel-1-Experte der britischen Sky schreibt in seiner Kolumne: «Jeder, der mit der Formel 1 zu tun hat, weiss, wie viel Arbeit vonnöten ist, um ins Ziel zu kommen, um Punkte herauszufahren, um aufs Podest vorzustossen, um Rennen zu gewinnen und letztlich den Titel. Aber sechs WM-Titel? Das ist einfach unfassbar.»
«Lewis gebührt die volle Anerkennung dafür, wie sehr er sich für seinen Sport ins Zeug legt. Ich fühle Ehrfurcht davor, wie unaufhörlich seine Erfolge sind, für mich ist er einer der grössten Sportler aus unserem Land. Und jeder, der realistisch über die herausragenden Formel-1-Fahrer der GP-Historie diskutiert, muss seinen Namen nennen.»
«Über so viele Jahre geistig und körperlich auf höchstem Niveau anzutreten, das ist eine immense Anstrengung. Lewis hat seine ganz eigene Art und Weise, wie er den Sport mit seinem Privatleben ausbalanciert – und Millionen können das auf den sozialen Netzwerken verfolgen. Auch in Austin standen einige A-Promis in seiner Box, und ob man das nun gut findet oder nicht, eines kann keiner wegreden, dass nämlich Hamilton als Persönlichkeit mehr Anziehungskraft verströmt als der Rest des Feldes zusammen.»
Sportwagen-Weltmeister Brundle weiter: «Lewis Hamilton ist einer prima Ausgangslage, um alle Rekorde von Michael Schumacher zu attackieren. Austin war sein 150. Podestplatz in der Formel 1, da ist Schumis Rekord von 155 im nächsten Jahr fällig. Bei den Pole-Positions ist er allen Gegner längst enteilt, und wenn er in dieser Form weiterfährt, dann sind sieben oder sogar acht Titel nicht utopisch.»
«Ich habe immer gefunden, dass ein Fahrer zwischen 28 und 34 Jahren im Zenith seines Könnens fährt. Lewis Hamilton wird im kommenden Januar 35 Jahre alt, und ich erkenne kein Nachlassen. Wenn ich an Kimi Räikkönen denke, kann Hamilton noch locker fünf Jahre fahren. Vielleicht muss ich meine Zenith-Zahl langsam nach oben korrigieren. Es geht um Motivation, Augenkraft, Reaktion, Einschätzungsvermögen, und wenn Kimi im Alter von 40 Jahren mit halb so alten Fahrern kämpft, wieso sollte das Lewis nicht können?»
«Das Tempo von Lewis im Rennen auf gebrauchten Reifen war nicht von dieser Welt. Und er zeigte zu Beginn, wie sehr ihn die – aus seiner Sicht – ungenügende Leistung in der Qualifikation gewurmt hatte. Es war zu spüren, wie sehr er dieses Rennen gewinnen und damit seinen Titel auf die bestmögliche Weise sichern wollte.»