Christian Horner (Red Bull): «Reglement 2021 unreif»
Christian Horner
Christian, was hältst du von den neuen Regeln für 2021 und danach?
Das Konzept ist interessant und soll besseren Rennsport bringen, in dem die Autos dichter zum Vordermann aufschließen und leichter überholen können. Aber das ganze Paket ist noch nicht ausgereift, die Autos werden völlig anders sein. Da wird es noch viele Klarstellungen im Detail geben müssen.
Sind bis zu 25 Rennen pro Saison für die Teams überhaupt machbar?
Das wird sehr hart. Nächstes Jahr mit 22 Rennen versuchen wir, durch weniger Tests auszugleichen. Aber ab einem gewissen Punkt droht Übersättigung. Ich denke, 21 ist das Optimum.
Wenn die Budgetobergrenze von 175 Millionen Dollar pro Jahr und Team – auch mit vielen Ausnahmen – eingeführt wird, wie will Red Bull Racing die 600 Mitarbeiter in Milton Keynes halten? Droht eine Entlassungswelle?
Wir haben mit Red Bull Technologies ja einige andere Aktivitäten, wir arbeiten für Toro Rosso, für Aston Martin am Valkyrie-Projekt und so weiter. Wir müssen uns das genau ansehen. Es wäre möglich, mehr Teile inhouse zu produzieren und nicht Zulieferer zu beschäftigen. Ich hoffe, wir schaffen das mit Verantwortung und minimalen Auswirkungen auf Arbeitsplätze.
Wird Red Bull Technology unter das Limit fallen oder nicht?
RBT wird außerhalb sein, aber was für die F1-Teams geliefert wird, wird innerhalb sein.
Honda hat den Weiterverbleib in der Formel 1 nach 2020 noch immer nicht bestätigt. Noch haben sich Red Bull und Toro Rosso dazu bekannt. Muss man um die Fortsetzung fürchten?
Bisher hat noch kein einziges Team einen Vertrag für nach 2020 geschlossen. Die Bedingungen werden erst jetzt, nach der Formulierung des technischen und sportlichen Reglements, ausgehandelt. Honda wollte sehen, wie die Formel 1 nach 2020 aussehen wird, ohne sich vorher schon zu binden. Auch die anderen Hersteller analysieren. Aber es wird antriebsmäßig Kontinuität geben.
Aber der Wunsch von Red Bull nach einem einfacheren Motorenreglement wird damit nicht erfüllt.
Man muss das so sehen: Eine neue Motorenformel käme durch neue Entwicklung viel kostspieliger. Das hätte einige aktuelle Hersteller aus der Formel 1 vertrieben. Also wurde dieser Konsens erreicht, bei den Motoren nichts zu ändern. Durch weniger Laufzeit auf den Prüfständen sollen auch Kosten eingespart werden.
Wie siehst du die Zusammenarbeit mit Honda?
2019 war für alle ein Übergangsjahr. Auch für uns, nach 13 Jahren mit einem anderen Motorenpartner. Honda hat einen tollen Job gemacht, das Verhältnis ist ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit mit der Zentrale in Japan ist außergewöhnlich. Wir erreichten im ersten Jahr zwei Siege, zwei Pole-Positions – auch wenn wir eine davon verloren. Das waren viele Positiva bisher. Und wir holten bisher mehr Punkte als im gleichen Zeitraum 2018. Wir müssen das Positive in den Winter mitnehmen, um 2020 Ferrari und Mercedes noch mehr fordern zu können.
Alex Albon, der erst im Sommer von Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert wurde, gehört wohl zu den positiven Überraschungen.
Ja, er hat einen fantastischen Job in seinem ersten F1-Jahr gemacht. Und machte mehr Punkte als Teamkollege Verstappen, der durch Umstände um viele Zähler gebracht worden war. Alex hat die Ingenieure beeindruckt, er hat sich bestens eingelebt. Man muss bedenken, fast jedes Rennen ist neu für ihn.
Was erwartest du von der nächsten Saison?
Den Fortschritt fortzusetzen und Ferrari und Mercedes einen tollen Kampf zu liefern.
Warst du vor Saisonbeginn schon überzeugt, in dieser Saison Rennen gewinnen zu können?
Honda hatte bis 2018 nicht einmal einen Podestplatz erreicht. Dann unsere Platzierungen und vor allem der Sieg in Österreich – das war mit der Leistung von Max phänomenal! Es wären sogar noch mehr Siege möglich gewesen.
Was musst du tun, um Verstappen über 2020 hinaus im Team zu halten?
Ihm ein Auto zu geben, mit dem er Mercedes und Ferrari fordern und schlagen kann. Er ist sehr ehrgeizig. Ich hoffe, wir können ihm ein Auto geben, dass ihm von seinem Talent her zusteht.