Villeneuve und Panis: Kritik an grüne Formel 1
Jacques Villeneuve
Das Bestreben der Königsklasse, mehr Umweltbewusstsein an den Tag zu legen, wird nicht nur von vielen begrüsst, sondern auch genauso oft belächelt. Schliesslich ist der Motorsport an sich keine «grüne» Angelegenheit, auch nicht wenn Elektro-Antriebe anstelle von Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen.
In der Formel 1, in der die GP-Autos sowohl von 1,6-Liter-Turbomotoren als auch von Elektro-Power angetrieben werden, ist man dennoch bestrebt, die WM insgesamt grüner zu gestalten. Konkret sollen bis 2025 alle Formel-1-Veranstaltungen nachhaltig durchgeführt werden, bis 2030 wollen die Machthaber der Königsklasse den Sport CO2-neutral gestalten, wie F1-CEO Chase Carey in dieser Woche verkündet hat.
«Unser Sport ist seit 70 Jahren ein Pionier für Technik und Innovation, wir haben immer positive Beiträge zur Gesellschaft geleistet. Jetzt wollen wir auch in Sachen Umweltschutz mehr tun», erklärte der Amerikaner, der auch betonte: «Unsere aktuellen Turbohybrid-Antriebseinheiten sind schon heute die effizientesten der Welt. Kein anderer Motor holt mehr Leistung aus 100 Kilogramm Kraftstoff als die Antriebseinheiten, die in der F1 zum Einsatz kommen.»
Carey ist denn auch überzeugt, dass die Formel 1 erneut eine Vorreiterrolle in der Autoindustrie übernehmen und mit dem Wissen um Hybrid-Verbrennungsmotoren die Serienproduktion befruchten kann. Dennoch ernten die Entscheidungsträger im GP-Zirkus auch einigen Spott für das Bestreben, den Sport grüner zu machen.
So schimpfte etwa der frühere GP-Pilot Olivier Panis gegenüber «RMC Sport»: «Manchmal frage ich mich, von welchem Idiot dieser Unsinn kommt. Ganz ehrlich, manchmal sehe ich keinen Unterschied, ob man nun politisch korrekt oder wirklich grün ist. Wenn man wirklich umweltbewusst handeln will, dann macht man keine Formel 1.»
Auch der stets kritische Jacques Villeneuve nimmt die Bestrebungen der F1-Verantwortlichen nicht ernst. «Sie machen das um zu sagen: ‚Schaut, wir sind grün, bitte liebt uns!‘», erklärte der Champion von 1997. «Wenn du wirklich grün bist, dann verzichtest du ganz auf Sportveranstaltungen, Konzerte oder Autorennen. Wir müssen das Kind beim Namen nennen, das passt einfach nicht zum Motorsport.»
Bei den F1-Teams und den involvierten Herstellern kommt das neue Umweltbewusstsein der Machthaber hingegen gut an. Renault-Teamchef Cyril Abiteboul erklärte im Auto Hebdo-Interview: «Das zeigt, dass die F1 durchaus auf die Welt um sie herum reagiert. Es kann nicht nur um Kommunikation und Image gehen, es muss auch gehandelt werden und jeder steht da in der Pflicht, seinen Beitrag zu leisten. Es ist eine Notwendigkeit. Liberty Media begnügt sich nicht damit, den Motor umweltfreundlich zu gestalten. Die ganze Meisterschaft muss CO2-neutral werden.»