Andreas Seidl (McLaren): «Volles Risiko mit Sainz»
McLaren feiert
Hand aufs Herz: Hätten Sie gewusst, wann letztmals vor Carlos Sainz in Brasilien 2019 ein McLaren-Fahrer auf einem Formel-1-Siegerpodest stand? Genau, es war Kevin Magnussen, als zunächst Drittplatzierter des Australien-GP 2014. Als Daniel Ricciardo disqualifiziert werden musste, rutschte der Däne auf Rang 2 vor, und der zweite McLaren-Pilot Jenson Button wurde als Dritter gewertet. Auch damals also, seltsamer Zufall, gab es einen McLaren-Fahrer, der eigentlich aufs Podest gehörte, aber nicht an der Siegerzeremonie teilnahm.
Carlos Sainz war das schnuppe. Er und seine McLaren-Mannschaft stürmten schlicht das Podest von Interlagos und stellen eine kleine Zeremonie nach. Normalerweise versteht die FIA da keinen Spass, aber hier liess sie fünf gerade sein und schaut etwas in die andere Richtung. Gut so.
Mit Platz 3 in Brasilien liegt der Madrilene Sainz auf dem siebten WM-Rang, er hat gleich viele Punkte auf dem Konto wie Pierre Gasly, doch der Franzose liegt dank seines zweiten Rangs von Interlagos vorne. Dahinter folgt mit 84 Zählern Alex Albon.
Sainz hat also gute Chancen, den sechsten Schlussrang zu belegen. Das wäre ebenso das Highlight seiner fünf Jahre Königsklasse wie das jüngste Rennergebnis von Brasilien, 2017 wurde Sainz WM-Neunter.
McLaren wiederum hat mit dem dritten Platz von Sainz und dem achten Platz von Lando Norris den vierten WM-Schlussrang eingetütet. Die Engländer haben sich seit 2018 markant gesteigert (Rang 6 im Konstrukteurs-Pokal, mehr als doppelt so viele WM-Punkte), und Teamchef Andreas Seidl ist hochzufrieden von Südamerika nach Europa zurückgeflogen. Und bevor Sie fragen: 2018 eroberte McLaren 62 Zähler, nun stehen sie bei 140.
Der Passauer McLaren-Teamchef Andreas Seidl sagt: «Es ist fabelhaft, dass wir Platz 4 ein Rennen vor Schluss sichern konnten. Das ist das beste Team-Ergebnis seit sieben Jahren. Ich bin sehr glücklich, dass all die harte Arbeit aller Mitarbeiter auf diese Weise belohnt wird.»
Zur Erinnerung: Carlos Sainz war als Letzter ins Rennen gegangen! Seidl weiter: «Von da hinten gibt es nur eines, volle Attacke, volles Risiko. Es war nicht einfach, in diesem Grand Prix strategisch das Richtige zu tun. Wir setzten darauf, wie gut Carlos mit den Reifen haushalten kann, also entschieden wir uns für eine Einstoppstrategie, mit mittelharten Pirelli in einem sehr langen zweiten Rennteil.»
Tatsächlich ging Sainz mit weichen Pirelli auf die Reise und stoppte damit erst nach 29 Runden, später als jeder andere Fahrer im Feld auf dieser Mischung; dann mussten die mittelharten Walzen 42 Runden lang halten.
Andreas Seidl: «Unser Renn-Speed war besser als erwartet, Carlos und Lando konnten attackieren. Auch die Reifenwechsel haben dieses Mal tipptopp funktioniert.»
«Wir werden es uns bei der Rückkehr ins Werk von Woking erlauben, auf dieses schöne Ergebnis die Gläser klingen zu lassen, dann konzentrieren wir uns auf Abu Dhabi und wollen die Saison in guter Form beenden.»