Neuer Mercedes-Motor: In allen Bereichen verbessert
Neue Antriebseinheit im Heck: Lewis Hamilton im W11
Nicht nur die Chassis-Abteilung von Mercedes in Brackley hatte in diesem Winter alle Hände voll zu tun, auch die Motoreningenieure in Brixworth waren schwer beschäftigt, denn sie haben eine komplett neue Antriebseinheit für den 2020er-Silberpfeil W11 ertüftelt. Motorenchef Andy Cowell erzählt im Rahmen der Streckenpremiere des diesjährigen Mercedes in Silverstone: «Wir befinden uns im siebten Jahr des technischen Reglements für die Motoren und bei einem stabilen Regelwerk wird es mit der Zeit immer schwieriger, mehr Performance zu finden. Deshalb mussten wir einen noch breiteren Bereich der PU weiterentwickeln.»
«Wir haben jedes einzelne System unter die Lupe genommen», beteuert der Ingenieur, und zählt auf: «Wir haben daran gearbeitet, unsere Verbrennungseffizienz zu steigern sowie unsere Antriebs- und Nebensysteme der Power Unit zu verbessern. Wir haben aber auch an Bereichen wie der Effizienz des Elektromotors sowie des Leistungsmoduls und dem reinen Umwandlungswirkungsgrad gearbeitet. Wir haben uns die Verluste bei der Übertragung von Energie rund um die Power Unit angesehen und wir haben versucht, die Reibung und daraus resultierende Verluste durch Beschichtungsarbeiten zu verringern. Ausserdem haben wir die Wärmeabgabe des Autos runtergeschraubt.»
Und damit nicht genug: «Wir haben Techniken innerhalb des Designprozesses optimiert und neue Materialien mit verbesserten Eigenschaften eingeführt», erklärt Cowell, und ergänzt stolz: «All das geschah innerhalb der bekannten Einschränkungen eines Rennwagens, innerhalb dessen die Hüften der Antriebseinheit über Weihnachten nicht zulegen durften und die Waage kein einziges zusätzliches Gramm verzeiht. Wir mussten bei allen neuen Systemen sicherstellen, dass sie durch Gewichtsreduzierungen bei den bestehenden Komponenten ausgeglichen wurden.»
Die Vorgabe, einen zweiten Benzindurchflussmesser einzusetzen, erschwert die Einhaltung des Gewichtslimits zusätzlich. «Diese Änderung soll sicherstellen, dass der vorgeschriebene maximale Benzindurchfluss von 100 kg pro Stunde nicht überschritten wird. Diese Regel ist besonders relevant für die Leistungsentfaltung. Die FIA hat grossartige Arbeit geleistet, um den Benzindurchflussmesser für das erste Rennen der Saison 2014 zu entwickeln und seitdem Jahr für Jahr weiter daran gearbeitet, dass der maximale Benzindurchfluss genau überwacht wird», sagt der Motorenchef der Silberpfeile.
«Die Einführung des zweiten Messgeräts ist ein sehr solider Schritt, um sicherzugehen, dass kein Team die vorgegebene Grenze überschreitet. Das zweite Gerät funktioniert genauso wie das erste und ist an der gleichen Stelle im Benzintank des Autos untergebracht. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Während die Teams die Werte des ersten Geräts sehen können, hat nur die FIA Zugriff auf die Daten des zweiten Geräts», erläutert der Ingenieur.
Auch am Sprit und den Schmierstoffen wurde eifrig gearbeitet – zusammen mit Teampartner Petronas, wie Cowell betont: «In unserer technischen Partnerschaft mit Petronas konzentrieren wir uns sehr darauf, die Kraftstoffe und Schmiermittel zu verbessern und die Systeme besser zu verstehen, mit denen sie in Kontakt kommen. Mit der Zeit wird es immer schwieriger, grosse Fortschritte zu machen, aber unsere technische Zusammenarbeit hilft uns dabei, die Systeme detailliert zu verstehen und sorgt so für Entwicklungssprünge, die mit dabei helfen sollen, die Performance des Autos sowohl im Qualifying als auch im Rennen deutlich zu steigern.»