Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Zak Brown (McLaren): Vier GP-Teams akut gefährdet

Von Mathias Brunner
Zak Brown

Zak Brown

​McLaren-CEO Zak Brown macht sich grosse Sorgen um die Königsklasse. Der Kalifornier sagt: «Die Formel 1 ist in einem höchst zerbrechlichen Zustand, vier Rennställe könnten verschwinden.»

Niemand weiss, wie es in der Formel 1 weitergeht. Serien-CEO Chase Carey spricht noch immer von einem WM-Programm «aus 15 bis 18 WM-Läufen». Wer sich Zahlen der Coronakatastrophe aus Europa und Nordamerika ansieht, der weiss: Das ist reines Wunschdenken.

Auch Zak Brown macht sich grosse Sorgen um die Königsklasse. Der Geschäftsleiter der McLaren-Gruppe sagt gegenüber meinem Kollegen Andrew Benson von BBC Sport: «Die Formel 1 ist in einem höchst zerbrechlichen Zustand, die gegenwärtige Lage ist potenziell verheerend für die Teams. Vier Rennställe könnten verschwinden, wenn das jetzt nicht richtig gehandhabt wird.»

Längst sind Sparmassnahmen ergriffen worden: Die neue Rennwagengeneration kommt erst 2022. Erst ab Februar 2021 darf für diese Autos mit Windkanalmodellen getüftelt werden. Die Chassis des Jahres 2020 werden auch 2021 verwendet. Auch weitere Elemente werden übernommen, wie viele, darüber wird derzeit verhandelt. Im Gespräch sind Teile wie das Getriebe, wie Radträger, wie Kühler, sollte die Motorentwicklung eingefroren werden, was ebenfalls in Diskussion ist.

Aerodynamische Evo-Pakete für die Saison 2020 liegen auf Eis, weil niemand weiss, wann die Formel 1 wieder fahren kann. Die Produktion ruht, weil keine neuen Teile angefertigt werden müssen und das gegenwärtige Material unbenutzt bleibt.

Noch steht nicht fest, auf welcher Höhe der Budgetdeckel 2021 angesetzt wird. Grundsätzlich war eine Budget-Obergrenze von 175 Millionen US-Dollar angedacht, zusätzlich 1 Million pro Grand Prix über 21 WM-Läufe hinaus. In diesen 175 Millionen NICHT eingeschlossen sind: Aufwand für Marketing, Gehälter der Fahrer, Kosten für kulturelle Posten (etwa den Betrieb alter GP-Rennwagen), Boni, Abschreibungen und Amortisation, Kosten, die mit der Formel 1 nichts zu tun haben, Anmeldegebühr des Teams und Superlizenzgebühr der Fahrer, Gehälter der drei bestbezahlten Angestellten (abgesehen von den Piloten).

Am Montag, 6. April konferieren die zehn Teamchefs über den kommenden Kostendeckel. Zak Brown ist der Ansicht: Die 175 Millionen sind zu hoch. Der Kalifornier hat erklärt, dass alle Rennställe eine Verringerung auf 150 Millionen in der Saison 2021 zustimmen. Aber Brown geht noch weiter: Er würde die Obergrenze sogar bei 100 Millionen festlegen.

«Wenn wir die Obergrenze nicht markant senken, werden wir es nicht schaffen, die Konkurrenzfähigkeit im Startfeld zu erhöhen. Wir müssen den grossen Teams den finanziellen Vorteil nehmen und den weniger grossen Rennställen eine bessere Chance bieten. Im Fussball ist allen klar, dass Teams wie Liverpool oder Manchester United die meisten Spiele gewinnen. Aber jede andere Mannschaft hat die Möglichkeit, sie zu schlagen. Das ist bei der Formel 1 einfach anders. Einige Rennställe stellen ihre sportlichen Interessen über das Wohl des Sports. Sie übersehen, dass sie damit den Sport in Gefahr bringen, und dann haben wir alle verloren.»

«Man könnte beinahe denken, dass es einigen Teams unangenehm ist, einen fairen Kampf auszufechten. Aber Sport in meinen Augen ist ein Wettstreit, in dem jeder eine faire Chance haben sollte. Heute ist die Formel 1 eher so, als würden im Boxen Schwergewichtler gegen Mittelgewichtler antreten.»

«McLaren ist ein wohlfinanzierter Rennstall. Aber auch ich habe kein unlimitiertes Scheckheft. Einen Teil der McLaren-Belegschaft in Urlaub zu schicken, wenn so lange keine Rennen stattfinden können, das war in meinen Augen ein verantwortungsvoller Schritt. Ich bin ein wenig enttäuscht davon, dass nicht mehr Team so gehandelt haben. Wir dürfen als Formel-1-Industrie nicht den Kopf in den Sand stecken.»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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