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Mercedes-Benz: Lenkungs-Trick DAS war eine alte Idee

Von Mathias Brunner
​Im vergangenen Februar verblüffte Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz mit dem Lenkungs-Trick DAS (dual axis steering). Mercedes-Designer John Owen spricht über den Denkprozess hinter DAS.

Der 20. Februar 2020, das ist erst 48 Tage her, aber in Zeiten der Corona-Pandemie kommt es uns wie Jahre vor. Damals liefen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya die Formel-1-Wintertests, und die Konkurrenz war baff: Mercedes hatte ein Ass aus dem Ärmel gezaubert, das geniale DAS (dual axis steering).

Mercedes packte am zweiten Testtag ein Lenksystem aus, mit dem die Spur der Vorderräder verändert werden kann, indem der Fahrer das Lenkrad zu sich zieht oder von sich wegdrückt. Mit Spurveränderungen kann die Temperatur der Vorderreifen besser gesteuert werden.

Ob Mercedes das System zur Spurverstellung in Australien eingesetzt hätte, werden wir nie erfahren: Die Formel 1 brach das GP-Wochenende im Albert-Park von Melbourne ab. Bis zuletzt waren sich Fachleute nicht einig darüber, ob DAS wirklich legal ist. Die FIA-Techniker hatten Mercedes grünes Licht zum Einsatz gegeben, aber die Formel-1-Historie hat gezeigt – FIA-Techniker und Rennkommissare sind nicht immer gleicher Auffassung.

Die Gegner weisen auf ein Reglement hin, das vieldeutig bleibt. Der Blick ins 2020er offenbart, dass nicht genau festgehalten wird, was der Fahrer mit der Lenkung alles machen darf. Vorgegeben ist einzig, dass der Fahrer die volle Kontrolle über die Lenkung haben muss, mit der die Position der Vorderräder gesteuert wird.

Woher kam eigentlich der zündende Gedanke für DAS? Mercedes-Chefdesigner John Owen sagt philosophisch: «Es gibt eigentlich fast keine neuen Ideen mehr, es gibt nur jede Menge alter Einfälle. Was hingegen möglich ist – gewisse Ideen unterschiedlich zusammenzustellen, so dass am Ende etwas Anderes und wenn wir so wollen etwas Neues herauskommt.»

Wann genau der Groschen fiel, möchte der gelernte Aeronautik-Ingenieur noch immer nicht verraten, nur so viel: «Schon vor ein paar Jahren hatten wir einen Vorläufer von DAS im Rennwagen. Das System damals hat zwar funktioniert, aber es brachte nicht jenen Vorteil, den wir uns erhofft hatten. Danach legten wir das Konzept erst Mal zur Seite.»

Schon bei den Wintertests war klar: Mercedes hätte DAS nicht auf die Rennbahn gebracht ohne grünes Licht des Autosport-Weltverbands FIA. Der 46jährige Engländer weiter: «Natürlich stellten wir uns die Frage – wenn wir so etwas wirklich bauen, wie passt das zum Reglement? Wir stellten dann beim Regelstudium fest, dass eigentlich nichts darin zu finden war, das gegen DAS spricht. Wir waren ein wenig überrascht und fanden das eher ungewöhnlich.»

Dann versuchten Owen und seine Arbeitskollegen, das Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten. «Wir haben uns gefragt, mit welchen Argumenten die Gegner aufkreuzen würden, um uns vom Einsatz des DAS abzuhalten. Wir sind der Ansicht, dass wir dank dieser Sichtweise etwaige Stolpersteine aus dem Weg geräumt haben.»

Die heftige Reaktion der Konkurrenz hat Owen nicht überrascht. «Natürlich ist der erste Gedanke in einer solchen Situation – das kann unmöglich legal sein. Dann aber befassten sich mehr Menschen mit dem System, und Einige stellten sich eher die Frage, warum sie nicht selber auf solch einen Einfall gekommen waren.»

Dass die Legalität von DAS anhaltend angezweifelt wird, erstaunt Owen wenig. «Klar wird nach Gründen gesucht, mit welcher Begründung DAS als unerlaubt eingestuft werden könnte. Alles Andere hätte ich erstaunt, denn so läuft das nun mal in der Formel 1.»

Niemand weiss, wie eine Formel-1-Saison 2020 vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie aussehen kann. Aber eines steht fest: DAS kann nur in dieser Saison eingesetzt werden. Die FIA hat das Reglement für die kommende Saison so geändert, dass «dual axis steering» 2021 nicht mehr erlaubt sein wird.

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