Kampf gegen Covid-19: Ab Herbst Impfstoff in England?
Nachdem in manchen europäischen Ländern die Verbreitung des Coronavirus eingedämmt worden ist und viele Maßnahmen schrittweise gelockert werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, die allein in Deutschland mit 1,2 Billionen Euro gestützt werden soll, wird auch die Frage immer drängender: Wann werden wieder Großveranstaltungen erlaubt?
Aber da bisher an die Öffnung der Restaurants und Beherbergungsbetriebe unter Einhaltung der Abstandsregeln, der neuen Hygienevorschriften und Maskentragen beim Personal selbst in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich nicht vor Juni zu denken ist, werden die Sportevents mit Zehntausenden Zuschauern für einige Zeit unvorstellbar bleiben. Manche Länder und amerikanische Bundesstaaten haben diese Events bereits für das ganze Jahr 2020 abgesagt.
Der Spanier Carmelo Ezpeleta, CEO von Motorrad-WM-Promoter Dorna sagte gegenüber SPEEDWEEK.com: «Wir haben dieser Krise erst überwunden, wenn ein Impfstoff gegen Covid-19 verfügbar sein wird.»
Bisher waren sich die Mediziner einig: Eine wirksame Medikation kann es nicht vor Dezember geben, die Herstellung eines Impfstoffs dauert 12 bis 18 Monate, von Januar 2020 an gerechnet.
Vor einer Woche meldete aber der Primar des Wiener Kaiser Franz Josefs-Spitals, man werde gemeinsam mit anderen Instituten womöglich bis August eine Medikation auf den Markt bringen.
In der vergangenen Nacht verkündete im CNN-TV-Live-Interview Professor Adrian Hill, Forschungsleiter für Medizinwissenschaft an der Universität Oxford, in England habe man in den letzten Wochen beträchtliche Fortschritte bei der Herstellung eines Impfstoffs gegen den SARS-CoV-2-Virus gemacht. Dank eines von der EU genehmigten beschleunigten Zulassungsverfahrens könnten die drei erforderlichen Testphasen erheblich verkürzt werden. Es werden jetzt Tierversuche und Versuche an Menschen parallel durchgeführt. Nächste Woche sollen die «human trials» mit 1000 Personen beginnen. So wird geprüft, mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen sein wird.
Adrian Hill gilt als größte Kapazität im Zusammenhang mit der Virenbekämpfung in Großbritannien. Er ist auch für das Nuffield Department of Medicine tätig. 2014 führte seine Forschergruppe die ersten monovalenten (einwertigen) Tests für einen Ebola-Impfstoff durch, der später dazu beitrug, diesen Virus in Westafrika auszurotten. Auch an der Malaria-Bekämpfung werden dem Immunologen erhebliche Erfolge zugeschrieben.
Die Aufgabenbereiche von Professor Hill: Immunology & Infectious Disease and Tropical Medicine & Global Health.
«Die Forscher haben auch SARS und Ebola mit Impfstoffen ausgerottet. Deshalb habe ich eine 80-Prozent-Zuversicht, dass unser Impfstoff den Coronavirus wirksam bekämpfen wird», erklärte Prof. Hill. «Wir werden erste Ergebnisse im Sommer vorliegen haben. Der Impfstoff könnte dann im September zugelassen werden und im Oktober millionenfach verfügbar sein. Wir verhandeln schon mit drei Herstellern in drei Erdteilen, die ihn erzeugen und vertreiben könnten. Unsere Ansprechpartner befinden sich in Indien, China, in Europa und in den USA.»
Bisher galten zwölf Monate bis zur Herstellung eines Impfstoffs als «best case scenario».
Aber momentan forschen bis zu 70 Institute, Universitäten und Pharmafirmen an Wirkstoffen gegen den Virus. Und angesichts der humanitären und wirtschaftlichen Auswirkungen sind die Gesundheitsbehörden in aller Welt zu Zugeständnissen bei der Zulassung bereit.
Der Impfstoff aus England soll auf Basis von einem erprobten Malaria-Impfstoff entstehen.
Und selbst wenn der Zeitplan von Prof. Adrian Hill zu optimistisch sein sollte: Wir dürfen wohl damit rechnen, dass spätestens 2021 wieder eine neue Normalität einkehren wird.