Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sebastian Vettel und Ferrari: Verhandlungen laufen

Von Rob La Salle
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Auch Ferrari-Star Sebastian Vettel befindet sich im Lockdown, zuhause in seiner Wahlheimat, der Schweiz. Der vierfache Formel-1-Weltmeister spricht über die Coronakrise und einen neuen Ferrari-Vertrag.

Videokonferenz statt Fahrerlager-Schwatz – auch Ferrari-Star Sebastian Vettel hat sich in ungewohntem Rahmen Fragen der Journalisten gestellt. In einer Medienrunde hat er sich aus seiner Wahlheimat gemeldet, der Schweiz.

«Die Situation ist ernst, und es ist schwierig, geduldig zu bleiben. Wir haben gesehen, das gewisse Länder und Regierungen die Zügel langsam lockern, aber wir müssen uns weiterhin sehr verantwortungsvoll verhalten. Ich sehe das auch als Gelegenheit, gewisse Dinge auf Neustart zu setzen. Dies ist eine besinnliche Zeit, und ich hoffe, die scheinbar unwichtigen Dinge werden auch dann weiter geschätzt, wenn wir eines Tages zur Normalität zurückkehren.»

Müsiggang ist nicht so das Ding des 32jährigen Heppenheimers, auch nicht im Lockdown. «Es ist nicht so, dass ich jeden Tag lange im Bett liege und ausschlafe. Meine Kinder lassen das nicht zu. Langweilig wird uns nie, wir haben den ganzen Tag Programm. Glücklicherweise spielt das Wetter mit, und wir haben die Möglichkeit, am Haus oder im Garten zu arbeiten. Wir geniessen die Zeit zusammen.»

Ob und wann eine Formel-1-Saison beginnen kann, diese Fragen kann auch der 53fache GP-Sieger nicht beantworten. «Werden wir 15 Rennen haben, zehn, fünf oder gar keine? Niemand weiss es.»

Andere Piloten haben bereits zugegeben, dass sie vor dem Hintergrund von Finanzschwierigkeiten ihrer Rennställe im Corona-Stillstand auf Teile ihrer Gehälter verzichten. Vettel hält sich bedeckt: «Wir reden darüber, aber ich habe es immer so gehalten, dass Themen wie dieses nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Das bleibt zwischen dem Rennstall und mir und ist kein Mittel zur Image-Politur.»

«Die Situation für die Formel 1 ist ziemlich ernst, es werden intensive Gespräche über die Zukunft geführt. Welches sind die richtigen Schritte? Was muss aus wirtschaftlicher Perspektive Sinn machen? Wir müssen weiter abwarten, um besser abschätzen zu können, was für eine Saison wir zeigen könnten.»

«Niemand will vor leeren Tribünen fahren, das fühlt sich komisch an. Auf der anderen Seite könnte ein Geisterrenen früher ausgetragen werden als eines mit Zuschauern. Man muss abwägen zwischen dem wirtschaftlichen Aspekt der Formel 1, also dass die Rennställe und die Serie überleben, und dem Bild, welches der Sport zeigt. Da sollte man keine Schnellschüsse machen. Ich glaube, es wäre auch für die Fernsehzuschauer nicht das Gleiche, wenn vor leeren Rängen gefahren wird.»

«Wenn wir dann eines Tages zum ersten Rennen reisen, werden unsere Erwartungen die gleichen sein wie damals nach den Wintertests: Wir sind gewiss nicht Favorit. Aber wir hoffen natürlich, dass wir den Rückstand so schnell als möglich aufholen.»

Die neue Modellgeneration ist aus Spargründen um ein Jahr verschoben, die komplett anders aussehenden Renner kommen also nicht 2021, sondern erst 2022. «Für mich ändert das nichts», sagt Sebastian Vettel über seine Zukunft in der Königsklasse. «Für den Sport war es völlig richtig, dies ein Jahr aufzuschieben.»

2020 läuft der Vertrag von Vettel mit Ferrari aus. Zu einem neuen Abkommen meint Sebastian: «Früher habe ich Verträge über jeweils drei Jahre abgeschlossen. Mein Alter sollte hier kein eingrenzender Faktor sein.»

Die meisten Formel-1-Fachkräfte sind zuhause, aber Lockdown bedeutet für Vettel nicht gedanklicher Stillstand: «Gewiss, in dieser Phase können wir nicht direkt am Wagen arbeiten. Aber es ist nicht verboten, sich Gedanken zu machen. Da wird bestimt auch der eine oder andere Geistesblitz dabei sein, der uns weiterbringt.»

«Ich sehe diese Situation als Chance und Risiko zugleich. Wir waren bei den Wintertests nichts die Schnellsten, nun haben wir mehr Zeit um aufzuholen. Das Risiko besteht darin, dass natürlich auch die Gegner intensiv nachdenken. Und es ist bestimmt nicht so, dass wir nach der Zwangspause die Produktion anwerfen, um reihenweise neue Teile anzufertigen.»

Vettel gibt zu, dass er derzeit viel Sport treibt, mit einem ähnlichen Programm wie im Winter. Er hat sich einen Trainingsplan über gut zwei Monate zusammengestellt.

Und Old-School-Racer Vettel hat sich sogar einen Rennsimulator gekauft. «Die anderen Piloten haben immer mehr Druck gemacht, da hat es angefangen zu kribbeln, das vielleicht doch mal auszuprobieren. Aber ich muss mich da zuerst einarbeiten, schliesslich will ich mich ja nicht blamieren. Für mich steht hier der Spass im Mittelpunkt, ich will kein Sim-Racer werden, sondern ein echter Rennfahrer bleiben.»

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