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Beben bei Williams: Formel-1-Team steht zum Verkauf

Von Andreas Reiners
Claire Williams mit ihrem Vater Frank

Claire Williams mit ihrem Vater Frank

Die Coronakrise trifft die Formel 1 weiterhin mit voller Wucht. Jetzt kündigte der Traditionsrennstall Williams an, dass das Team zum Verkauf steht.

Der Traditionsrennstall Williams strauchelt: Am Freitag verkündete das Team nicht nur schwere finanzielle Verluste der Williams Grand Prix Holdings PLC (WGPH) im Geschäftsjahr 2019, sondern dazu auch die Trennung vom Hauptsponsor sowie die Tatsache, dass ein Verkauf in Erwägung gezogen wird.

«Der WGPH-Vorstand überprüft derzeit alle verschiedenen strategischen Optionen, die dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Zu den Optionen, die in Betracht gezogen werden, gehören unter anderem die Beschaffung von neuem Kapital für das Unternehmen, die Veräußerung einer Minderheitsbeteiligung an WGPH oder die Veräußerung einer Mehrheitsbeteiligung an WGPH, einschließlich eines potenziellen Verkaufs des gesamten Unternehmens», heißt es in einer Mitteilung.

Kein konkretes Angebot

Ein konkretes Angebot gebe es derzeit nicht, erste Gespräche mit Interessenten seien aber bereits geführt worden.

Überraschend ist die Trennung von Hauptsponsor ROKiT, da die Zusammenarbeit erst im letzten Sommer vorzeitig verlängert wurde. Eigentlich lief der Deal noch bis 2023. Über die genauen Gründe für die Trennung schweigt sich William aus.

Weniger überraschend sind die finanziellen Verluste, die «die schlechten Resultate des F1-Teams und die damit verbundene Verringerung der Einnahmen vonseiten des Rechtsinhabers widerspiegeln», sagte CEO Mike O’Driscoll.

«Nach vier Jahren sehr solider Leistung in der Konstrukteurswertung, in der wir zwei dritte und zwei fünfte Plätze belegten, haben wir einige sehr schwierige Saisons hinter uns. Die Saison 2020 wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie unterbrochen, was sich in diesem Jahr auf unsere Einnahmen auswirken wird», sagte er.

Konkret ist der WGPH-Umsatz 2019 von zuvor 176,5 Millionen Pfund auf 160,2 Millionen Pfund eingebrochen. Aus dem Formel-1-Bereich stammen dabei 95,4 Millionen Pfund Umsatz, ein deutlicher Rückgang gegenüber 2018, als durch die Königsklasse noch 130,7 Millionen Umsatz gemacht wurden.

Nach einem Gewinn von 16 Millionen Pfund 2018 ergibt das für den F1-Bereich einen Verlust von 10,1 Millionen Pfund, was umgerechnet rund 11,2 Millionen Euro sind.

Williams liquide

Sorgen um die Zukunft des Teams muss man sich aktuell aber offenbar keine machen. In der Mitteilung wird betont, dass Williams «derzeit liquide und bereit ist, den Rennsport wieder aufzunehmen, wenn der Kalender dies im Jahr 2020 zulässt. Der WGPH-Vorstand ist der Ansicht, dass die strategische Überprüfung und der formelle Verkaufsprozess die richtige und umsichtige Vorgehensweise sind, um sich Zeit zu nehmen, über eine ganze Reihe von Optionen nachzudenken und das Formel-1-Team in die bestmögliche Position für die Zukunft zu bringen.»

Frank Williams hatte 1977 «Williams Grand Prix Engineering» gegründet. Drei Jahre später war Williams mit Alan Jones Weltmeister.

Heute steht sein Team bei neun Konstrukteurs-Pokalen, sieben Fahrer-WM-Titeln (Alan Jones 1980, Keke Rosberg 1982, Nelson Piquet 1987, Nigel Mansell 1992, Alain Prost 1993, Damon Hill 1996 und Jacques Villeneuve 1997), bei 114 Siegen, 128-Pole-Positions und 133 besten Rennrunden. Nur Ferrari und McLaren sind erfolgreicher. 2018 und 2019 wurde Williams allerdings jeweils WM-Letzter.

Frank Williams ist seit einem Autounfall 1986 unweit von Le Castellet an den Rollstuhl gefesselt. Erst in den letzten Jahren zog sich schrittweise aus dem Tagesgeschäft zurück und übertrug einen Teil seiner Aufgaben auf seine Tochter Claire.


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