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Trauer in Italien: Tino Brambilla (86) verstorben

Von Mathias Brunner
​Im Alter von 86 Jahren ist in Monza der frühere Rennfahrer Ernesto «Tino» Brambilla verstorben. Er stand immer im Schatten seines Bruders, des GP-Siegers und Alfa Romeo-Piloten Vittorio Brambilla.

Ernesto Brambilla ist verstorben. Mit 86 Jahren schloss «Tino» in seinem Haus in Monza für immer die Augen. Er stand im Schatten seines drei Jahre jüngeren Bruders Vittorio, der 2001 einem Herzanfall erlag.

Der Ältere der beiden Brambilla-Brüder trat nur zu zwei GP-Wochenenden an – 1963 mit einem Cooper T53 der Scuderia Centro Sud, natürlich zum Rennen in seiner Heimatstadt Monza, aber er konnte sich nicht fürs Rennen qualifizieren. Nach tollen Leistungen in der Formel 2 für Ferrari schien die grosse Stunde von Tino Brambilla 1969 gekommen: Einsatz fürs Werks-Team mit einem Ferrari 312, natürlich wieder in Monza. Brambilla trainierte, aber Enzo Ferrari überlegte es sich anders und setzte im Rennen Pedro Rodríguez ein, der sich mit Rang 6 bedankte.

Tino Brambilla begann seine Karriere auf zwei Rädern, 1953 rückte er mit einer 125er Rumi aus, ein Jahr später war er auf einer MV Agusta italienischer Meister. Bis Ende 1959 wurde er Werksfahrer der legendären Marke.

Anfang der 60er Jahre sah Brambilla keine Chance mehr, auf zwei Rädern voranzukommen. Er kaufte sich einen Formel Junior. 1966 wurde er italienischer Formel-3-Meister, mit stolzen 32 Jahren.

Enzo Ferrari holte Brambilla nach Maranello. Tino galt als hervorragender Testfahrer, und die Arbeit wurde belohnt – Ferrari vertraute ihm ein Formel-2-Auto an. Brambilla wurde EM-Dritter 1968 (hinter den beiden Matra-Piloten Jean-Pierre Beltoise und Henri Pescarolo). Bei der Temporada Ende 1968 in Südamerika holte sich Brambilla den Sieg in Buenos Aires mit dem neuen Zweiliter-Dino und wurde Gesamtvierter hinter Andrea de Adamich, Jochen Rindt und Piers Courage.

Enzo Ferrari war so dankbar, dass er Ernesto einen Wagen für den Grossen Preis von Italien 1969 in Monza versprach. Was hätte es für Tino Grandioseres geben können, als mit einem Ferrari in seiner Heimatstadt anzutreten?

Aber Tino Brambilla fiel wenige Tage vor dem ersten Training vom Motorrad und verletzte sich. Er trainierte in Monza, aber er war mehr als zwei Sekunden langsamer als Rodríguez. Da härte die Loyalität von Enzo Ferrari auf.

In seinem Buch «Piloti, che gente» hat Enzo Ferrari über Tino Brambilla geschrieben: «Gutwillig, immer zu allem bereit. Er war so gut, dass er nie verstanden hat, wieso er den Ruf eines knallharten Racers hatte. Er ist der erste Fahrer, der mit einem unserer Formel-2-Dino den Sieg errungen hat, das habe ich nie vergessen.»

Ferrari war auch immer beeindruckt von der Offenheit Brambillas. Nach einigen Runden im neuen Ferrari 512 stieg Tino aus, ging zu Enzo Ferrari hinüber und sagte: «Wollen Sie, dass ich Ihnen die Wahrheit über den Wagen sage oder möchten Sie Märchen hören?» – Enzo Ferrari: «Die Wahrheit.» – Tino Brambilla: «Er ist so agil und schnell wie eine Strassenbahn.»

2015 veröffentlichte Tino Brambilla seine Autobiographie, auch hier machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube. Leider ist das Buch nur in italienischer Sprache erschienen.

Im Februar 2020 trat Tino Brambilla letztmals in der Öffentlichkeit auf, er feierte in einem Restaurant in Lissone Geburtstag, umgeben von Freunden aus der Motorsportgemeinde, Mechanikern und Piloten wie Bruno Giacomelli. Es wurde gut gegessen, dem Wein zugesprochen, viel geredet und gelacht. So wie das Tino Brambilla gemocht hat.

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