Sebastian Vettel nach Ferrari: Traum oder Alptraum?
Sebastian Vettel 2020 vor dem Sakhir-GP
Carlos Sainz sagt vor seiner ersten Saison als Ferrari-Fahrer: «Wenn du von Ferrari träumst, dann träumst du automatisch von Siegen, das sind Begriffe, die einfach Hand in Hand gehen. Klar will ich mit Ferrari gewinnen. Ein Ferrari-Fahrer zu sein, das hat eine tiefere Bedeutung für einen Piloten.»
Auch Sebastian Vettel sagte einst: «Jeder Grand-Prix-Fahrer träumt doch davon, für Ferrari antreten zu dürfen.» Aber nicht jeder Pilot erreicht, was er sich erträumt hatte – selbst die mehrfachen Weltmeister Fernando Alonso und Sebastian Vettel schafften es in Rot nicht, ihrer tollen Bilanz einen Titel hinzuzufügen.
Nach sechs Jahren Ferrari wechselt Vettel die Marke und die Farbe: Statt eines Ferrari fährt er 2021 einen Aston Martin, grün statt rot. 2020 war der Rennwagen von Racing Point sehr konkurrenzfähig – vier Podestplatzierungen, mit dem Highlight von Sergio Pérez’ Sieg im Sakhir-GP. Vor dem Hintergrund eines stabilen Reglements sieht das für Sebastian Vettel vielversprechend aus.
Das hat zur Frage geführt: Was kam eigentlich nach Ferrari? Wie erfolgreich waren Piloten, welche ihren roten Overall ablegten? Hier eine kleine Übersicht über sieben Piloten aus den vergangenen 20 Jahren.
Kimi Räikkönen
Der Finne wurde Ende 2018 bei Ferrari ausgemustert und durch Charles Leclerc ersetzt. 2018 stand «Iceman» zwölf Mal auf dem Podest und gewann in Texas. 2019, nunmehr bei Alfa Romeo, reichte es nur noch zu WM-Rang 12, 2020 gar nur zum 16. Schlussrang.
Fernando Alonso
Um Vettel zu engagieren, wurde der Vertrag mit dem Spanier 2014 vorzeitig aufgelöst, ab 2015 sass der zweifache Champion in einem McLaren. Die vier Jahre wurden zu einem Desaster, weil es McLaren und Honda nicht schafften, harmonisch zu kooperieren. Alonso erreichte in den Jahren 2015, 2016, 2017 und 2018 die WM-Ränge 17, 10, 15 und 11, dann hängte er den Formel-1-Helm an den Nagel, ohne auch nur einen Podestplatz mit McLaren. 2021 kehrt er in die Königsklasse zurück, mit Alpine (vormals Renault).
Felipe Massa
Der allseits beliebte Brasilianer musste für Ferrari-Rückkehrer Kimi Räikkönen Platz machen. Massa wechselte zu Williams, wo er 2014 und 2015 von den bärenstarken Mercedes-Motoren profitierte – WM-Siebter 2014, WM-Sechster 2015. Nach zwei elften Schlussrängen 2016 und 2017 war die Luft raus – Formel-1-Rücktritt.
Giancarlo Fisichella
Der Römer wurde 2009 als Ersatzmann des glücklosen Luca Badoer zu Ferrari geholt und konnte in fünf Rennen kein einziges Mal punkten – «Fisico» fuhr nie wieder einen Grand Prix und wechselte in den GT-Sport.
Luca Badoer
Als Felipe Massa nach einem schweren Unfall in Ungarn pausieren musste, schien die Stunde des langjährigen Ferrari-Testpiloten Luca Badoer geschlagen zu haben: Nach den meist unbrauchbaren GP-Fahrzeugen der Scuderia Italia (1993), von Minardi (1995), Forti (1996) und erneut Minardi (1999) sass er in einem Ferrari – und versagte. Rang 17 in Valencia, Platz 14 in Spa-Francorchamps, das war nichts. Er wurde durch Giancarlo Fisichella ersetzt, der genau so erfolglos agierte.
Kimi Räikkönen (Teil 2)
Gleich in seiner ersten Saison mit Ferrari war Kimi Räikkönen 2007 Weltmeister geworden, von der Fehde der McLaren-Piloten Fernando Alonso und Lewis Hamilton profitierend. 2008 wurde «Iceman» noch WM-Dritter, aber überstrahlt vom starken Massa, 2009 schien Kimi die Lust verloren zu haben, nur noch Sechster. Ferrari löste seinen Vertrag vorzeitig auf, um Fernando Alonso engagieren zu können. Kimi experimentierte mit dem Rallye-Sport und NASCAR-Rennen, aber er vermisste das Extreme der Formel 1, ab 2012 sass er im Lotus und bewies einmal mehr seine Klasse: Sieg in Abu Dhabi. 2013 gewann er in Australien, dann holte ihn Ferrari zurück.
Michael Schumacher
Emotionaler Abschied Ende 2006 in Brasilien: Der vermeintlich letzte Grand Prix von Michael Schumacher. Der Ferrari-Star verliess Ferrari als siebenfacher Weltmeister, fünf davon in Rot errungen. Aber sein Rennbazillus liess sich nicht zum Ruhestand überreden: Schumi kehrte 2010 mit Mercedes-Benz zurück – und schaffte es nur noch einmal aufs Siegerpodest, als Dritter in Valencia 2012. Er wurde drei Mal in Serie von Nico Rosberg geschlagen. Als Mercedes für 2013 die Möglichkeit sah, Lewis Hamilton zu engagieren, war die Zeit von Michael Schumacher in der Formel 1 abgelaufen.
Rubens Barrichello
Von 2000 bis 2005 war Rubens Barrichello im zweiten Ferrari neben Michael Schumacher ein verlässlicher Wert: Der Brasilianer konnte neun Grands Prix gewinnen und wurde 2002 und 2004 jeweils WM-Zeiter. Als Ferrari dem jungen Felipe Massa eine Chance geben wollte, musste «Rubinho» gehen. Aber Barrichello war mit der Formel 1 noch lange nicht fertig. Er wechselte zu Honda, mit unterschiedlichem Erfolg – WM-Siebter 2006, aber nur 20. 2007, und Rang 14 2008 war auch nicht berauschend. Als Honda von der GP-Bühne abtrat und das Team in die Hände von Ross Brawn legte, wurde Barrichello WM-Dritter und gewann die Rennen in Valencia und Monza. Mit Williams war 2010 und 2011 kein Blumentopf zu gewinnen: WM-Zehnter, dann nur noch 17.