Kimi Räikkönen: So kurios begann seine GP-Karriere
Am 4. März 2001 rollten vier junge Fahrer zu ihrem ersten Grand Prix zur Startaufstellung im Albert-Park von Melbourne – Kimi Räikkönen (Sauber), Juan Pablo Montoya (Williams-BMW), Fernando Alonso (Minardi) und Enrique Bernoldi (Arrows). Kimi, Juan Pablo und Fernando gewannen insgesamt 60 Formel-1-WM-Läufe, Kimi und Fernando wurden Formel-1-Weltmeister, Montoya eroberte vor und nach seiner GP-Karriere Siege in Indianapolis, Alonso wurde Le Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister, nur Bernoldi hatte gegen so viel Talent einen schweren Stand.
Teamgründer Peter Sauber ging mit Kimi Räikkönen scheinbar ein Risiko ein. Der Zürcher sagt: «Kimi hatte ganze 23 Autorennen bestritten, bevor mich seine Manager zu einem Test überredeten. Aber als Kimi in Mugello mit unserem Auto ausrückte, war schnell klar – das ist ein künftiger Star.»
Ein Blick in die Startaufstellung: Montoya Elfter, Räikkönen auf Startplatz 13, Bernoldi auf 18, Alonso im brustschwachen Minardi unmittelbar dahinter auf dem 19. Startplatz, aber wie viel dieser Fernando wert war, zeigte sich am Abstand zu seinem Stallgefährten Tarso Marques – 2,6 Sekunden!
Mika Häkkinen sagte mir vor dem Start: «Wenn Kimi so weitermacht, ist er die Zukunft.» Wie recht der McLaren-Mercedes-Star haben sollte.
Eigentlich hätte Kimi überhaupt nicht am Start stehen dürfen, wenn es nach einigen Gegner gegangen wäre. McLaren-Teamchef Ron Dennis gehörte zu jenen, die fanden, 23 Autorennen als Vorbereitung, das sei nicht Formel-1-würdig. Die FIA vergab die Formel-1-Lizenz auf Probe.
Kimi war als 13. der beste finnische Rookie der Formel 1, auch Häkkinen hatte in Phoenix zehn Jahre zuvor Startplatz 13 belegt. Die Truppe von Lotus war damals so baff wie nun jene von Sauber.
Der Einzige, der nicht beeindruckt war: Kimi Räikkönen. «Ich dachte, ich könnte mich unter die schnellsten Zehn schieben», maulte der Finne.
Im Rennen fuhr Kimi mitten in den ganzen Stars, als hätte er sein Leben lang nichts Anderes getan, seine Überholmanöver waren respektfrei aber, nomen est omen, blitzsauber, am Ende holte er im ersten Rennen gleich den ersten Punkt – und davon gab es 2001 nur für die ersten Sechs im Ziel welche.
Für das Sauber-Team war es der Beginn einer grandiosen Saison, die mit dem vierten WM-Schlussrang enden sollte. In Melbourne wurde Nick Heidfeld hervorragender Vierter, Kimi Sechster. Peter Sauber sagt: «Wir sassen am Sonntagabend bei einem Bierchen zusammen, alle waren total glücklich. Nur Kimi bedauerte, dass er nicht auf dem Siegerpodest gestanden hatte. Für ihn gab es nur den Sieg, der Rest interessierte ihn nicht.»
Das mit der Superlizenz auf Probe hatte sich jedenfalls erledigt.
Der Rest ist ein Stück Formel-1-Historie: Ausgerechnet der damalige McLaren-Chef Ron Dennis kaufte Räikkönen aus seinem Sauber-Vertrag, aber Kimi schrammt ein ums andere Mal am WM-Titel vorbei, 2003 stand ihm Michael Schumacher im Ferrari vor der Sonne, 2005 Fernando Alonso im Renault.
Kimi wechselte als Nachfolger von Michael Schumacher zu Ferrari und sagte Dankeschön, als sich die McLaren-Fahrer Fernando Alonso und Lewis Hamilton 2007 so lange beharkten, bis Räikkönen Weltmeister war.
2009 schien das F1-Feuer in Kimi erloschen zu sein, er experimentierte mit dem Rallyesport und in der NASCAR-Serie, aber das Extreme der Formel 1 fehlte ihm – 2012 und 2013 fuhr er für Lotus und gewann je ein Rennen (legendär sein Funkspruch «Lasst mich in Ruhe, ich weiss, was ich mache»), dann holte ihn Ferrari zurück, wo er zuerst an der Seite von Alonso und dann neben seinem Kumpel Sebastian Vettel fuhr.
Seit 2019 fährt Räikkönen für Alfa Romeo, damit hat sich ein Kreis geschlossen, und er beendet mit jener Sauber-Truppe die Karriere, wo alles begonnen hatte.
Kimi Räikkönen
344 Grands Prix (F1-Rekord)
18 Pole-Positions
46 beste Rennrunden
21 Siege
103 Podestplätze
1865 Punkte
1305 Führungsrunden