Neues Rätsel Racing-Raritäten: Eine echte Diva
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die Auflösung vom letzten Mal: Jackie Stewart in der malerischen Umgebung der Rennstrecke Oulton Park (am Oulton Lake), südöstlich von Liverpool, der Schotte siegt beim nicht zur WM zählenden Formel-1-Rennen «International Gold Cup» am 17. August 1968 in einem Matra-Ford.
Seine Ehrlichkeit ist beeindruckend. Ungewöhnlich. Vor allem ist sie entwaffnend. Aber so ist Jackie Stewart immer gewesen. Geradeaus. Direkt. Deutlich. Kein Hin und Her. Auch wenn es unbequem war.
«Ich wäre gerne ein beliebterer Weltmeister gewesen, hätte ich immer gesagt, was die Leute hören wollen. Ich wäre dann vielleicht tot, aber mit Sicherheit beliebter», sagte Stewart einmal. Seit 2001 «Sir» Jackie Stewart.
Der heute 82-jährige Schotte war nicht nur einer der besten Rennfahrer der 1960er und 1970er Jahre. Er war auch Kämpfer und Vorreiter für mehr Sicherheit in der Formel 1.
Kein Wunder, wenn man in einer Zeit der Königsklasse gross wurde, in welcher der Tod zum Alltag gehörte. Stewart hat vor Jahren mal nachgerechnet: 59 tödliche Unfälle von Kollegen und Freunden musste er miterleben. Er selbst erlebte die damaligen Schattenseiten am eigenen Leib, er überlebte, wollte aber nichts mehr dem Zufall überlassen und setzte sich fortan vehement für die Sicherheit ein.
Er ist der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister, er verpasste der Nürburgring-Nordschleife den Spitznamen «Grüne Hölle», er war und ist immer noch charismatisch, einer mit Witz und Charme, guten Sprüchen («Rennwagen sind wie Frauen: empfindlich, nervös, schwer zu steuern und noch schwieriger zu bremsen») und einer klaren Meinung. Ein Playboy wie andere aus seiner Generation war er aber nie.
Seine Markenzeichen früher: Lange Koteletten und die ausgefallenen modischen Experimente. Heute ist es vor allem die karierte Baskenmütze. Und ein fixes Mundwerk, mit der er auch schon mal erklärt, dass Sebastian Vettel seinen Zenit überschritten habe. Immer noch klare Kante. Immer noch freundlich und auskunftsfreudig.
Was er ebenfalls geblieben ist – bodenständig. Seine Helen heiratete er bereits 1962, eine Sandkastenliebe. Erst vor zwei Jahren gab er zu, dass er zwar einige Autos besitzt, die aber im Mittelklassebereich angesiedelt sind. Seine Bescheidenheit wird auch in der eigenen Garage zur Schau gestellt.
Zum Motorsport kam Stewart, der es als Jungspund im Tontaubenschiessen fast zu den Olympischen Spielen 1960 geschafft hätte, zum Grossteil auch durch Ken Tyrrell. Der Ex-Rennfahrer brachte den jungen Stewart in der Formel 3 unter, wo er durchstartete und im Rekordtempo das Interesse der halben Formel 1 auf sich zog.
1965 feierte er sein Debüt, acht Jahre später war er nach 99 Rennen und 27 Siegen für BRM, Matra, March und Tyrrell dreimaliger Weltmeister. Sein erster Titel jährt sich in seinem Geburtstagjahr zum 50. Mal, 1971 und 1973 holte er ebenfalls die Weltmeisterschaft, ehe er aufhörte. Er hatte genug vom Tod.
1973 gewann er zwar den Deutschland-Grand-Prix auf der Nordschleife, er sei sich aber «nie sicher gewesen, ob er nach Hause zurückkehre», sagte Stewart später. Seinen Freund Jochen Rindt hatte er bereits zu Grabe getragen, und als dann auch noch François Cevert sein Leben liess, zog Stewart das Karriereende vor. Zwar nur ein Rennen vor dem geplanten Schlusspunkt, womit er aber auf sein 100. Rennen verzichtete.
Kurios: Erst mit 42 Jahren wurde bei ihm Legasthenie diagnostiziert. Ihm hat die Lernschwäche stets geholfen. «Denn wenn man als Legastheniker etwas findet, worin man gut ist, dann bemüht man sich mehr als jeder andere. Man kann nicht so denken, wie die cleveren Leute, also denkt man immer etwas unkonventionell und geht Wege, die niemand geht.»
1997 feierte Stewart ein Comeback als Teambesitzer. Zusammen mit Sohn Paul trat er mit «Stewart Grand Prix» drei Jahre lang in der Königsklasse an, dank Johnny Herbert gewann das Team ein Rennen, ausgerechnet auf dem Nürburgring. Der weitere Werdegang des Rennstalls: Übernahme durch Ford, danach als Jaguar Racing am Start, heute als Red Bull Racing.
Was seine Formel-1-Karriere betrifft, kennt Stewart allerdings keine Bescheidenheit. Die ist für ihn stets zum Greifen nah. «Ken Tyrrell hat mir den 003 geschenkt, mit dem ich 1971 Weltmeister geworden bin», sagt er. Den Tyrrell 006 von 1973 habe er gekauft. «Und ich habe sechs der Stewart Grand Prix-Autos. Der Matra von 1969 gehört einem sehr netten, reichen französischen Herrn, der ihn mir nicht verkaufen will. Aber ich kann ihn haben, wann immer ich ihn fahren möchte.»
Damit zum neuen Rätsel: Auch der Charme eines Italieners konnte dieser Dame nicht auf die Sprunge helfen.
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