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Ferrari: Zweitlängste Durststrecke in der Formel 1

Von Mathias Brunner
Teamchef Mattia Binotto (52) sieht das stolze Ferrari auf Kurs: Kein Grand-Prix-Team hat gemessen an 2020 so grosse Fortschritte gemacht, aber die sieglose Phase dauert nun schon 45 Rennen!

WM-Rang 6 für Ferrari in der GP-Saison 2020, das war die schlechteste Platzerung in vierzig Jahren, kein Sieg, nur drei Podestplätze in 17 Rennen – eine schallende Ohrfeige für das stolze Ferrari.

Teamchef Mattia Binotto erklärte vor einem Jahr, wo er Ferrari 2021 sehen möchte, auf WM-Rang 3, in einem flotten Aufwärtstrend. «Noch so eine Saison wie 2020 wäre nicht akzeptabel», sagte der Italiener damals.

Heute freut sich Binotto: Kein Team hat gemessen an 2020 so grosse Fortschritte gemacht wie Ferrari. Der berühmteste Rennstall der Welt ist von Platz 6 hochgerückt auf Rang 3, die Punktebeute wurde mehr als verdoppelt (2020 waren es 131 Zähler, 2021 waren es 323,5), fünf Mal stand ein Ferrari-Fahrer auf dem Siegerpodest. Zudem konnte Charles Leclerc zwei Pole-Positions erringen.

Zu einem Sieg hat es jedoch auch 2021 nicht gereicht. Hätten Sie gewusst, wer als letzter Ferrari-Fahrer einen Grand Prix gewonnen hat? Es war Sebastian Vettel in Singapur 2019.

Die Durststrecke dauert zum Schmerz der treuen Tifosi nunmehr 45 Rennen. Das ist die zweitlängste sieglose Phase von Ferrari in der Königsklasse, nur von Spanien 1990 (Alain Prost) bis Deutschland 1994 (Gerhard Berger) dauerte das noch länger, nämlich 59 Rennen.

Mattia Binotto sagt: «Es war wichtig für uns zu zeigen, dass wir unsere Probleme lösen können. Wir hatten uns für 2021 drei Ziele gesetzt. Das erste bestand darin, dass wir die Lücke zu den Top-Teams schliessen können. Das war vor dem Hintergrund einer eingeschränkten Entwicklung nicht einfach.»

Tatsächlich hat Ferrari den durchschnittlichen Rückstand auf Mercedes mehr als halbieren können, von 1,4 Sekunden in der GP-Saison 2020 auf sechs Zehntelsekunden 2021.

Das zweite Ziel gemäss Mattia Binotto: «Eine Verbesserung in allen Belangen, vor allem was Rennvorbereitung und Rennmanagment angeht. Als drittes Ziel wollten wir mit der verbesserten Antriebseinheit für 2022 ein solides Fundament legen.»

Binotto zeichnete seiner Mannschaft ein Bild, auf welchem der künftige Erfolg auf vier Säulen steht: Einfallsreichtum, Fehler als Gelegenheit verstehen, Verantwortung, die von allen zugleich getragen wird, Mannschaftsgeist. Der Steuermann von Ferrari ermunterte seine Techniker, bei Entwicklungen über den Tellerrand hinaus zu schauen. «Ihr werdet sehen, dass unser 2022er-Rennwagen ein sehr innovatives Auto ist.»

Für Binotto war es dabei ganz wichtig, dass keine Kultur der gegenseitigen Beschuldigungen aufkeimt, wenn Probleme auftauchen. Im Winter schickte er seine Mannschaft sogar in einen Teamgeist-Kurs. Mattia: «’Essere Ferrari’, also Ferrari sein, das ist kein hohler Slogan, das soll von allen gelebt werden. Wir sind im eigenen Plan, um auf die Siegerstrasse zurückzukehren, wir sind für 2022 gut aufgestellt. Wir sind als Mannschaft stärker geworden.»

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