Red Bull Racing: Rätsel um die Renault-Software
Schon im Rahmen des Bahrain-Wintertests sagte Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko: «Wir bekommen von Renault fast jeden Tag einen neue Software zum Aufschalten, ein Wahnsinn.» Und damit ist es nicht getan – die ganzen Steuereinheiten der einzelnen Antriebseinheits-Elemente (das sind je nach Motorhersteller bis zu acht Elektronengehirne) arbeiten mit ebenso vielen Programmen, und die müssen alle miteinander sprechen können. Kein Wunder, kann es da zum Programmier-Schluckauf kommen – Sebastian Vettel knatterte im Abschlusstraining um die Kurven als wäre aus der Renault-Antriebseinheit ein schwerer Stotterer geworden. Der Motor sprach im Schneckentempo auf Gastritte des Fahrers an, von voller Leistung keine Spur, unfahrbar.
Die Fortschritte von Red Bull Racing zeigten sich eher bei Daniel Ricciardo. Da passte alles – makellose Leistung des Fahrers, heimisches Publikum, darunter Daniels Eltern Joe und Grace, seine Schwester Michelle und ihr Ehemann, dazu ein gutes Dutzend aus der weiteren Verwandtschaft, ein wahres Familienfest. Sein Onkel Leo sagt: «Ich habe nicht den geringsten Schimmer, was Daniel vor seinem Einsatz jeweils für Musik hört, aber es scheint zu wirken!»
Die angebliche Wunderheilung ist im Grunde keine: der Red Bull Racing-Renner zeigte lediglich, was er kann, wenn er denn mal am Laufen ist.
Vielleicht war deshalb Sebastian Vettel trotz des dreizehnten Rangs durchaus nicht geknickt (daraus wurde wegen Bottas’ Strafversetzung dann Startplatz 12). Seb: «In Bahrain wussten wir noch nicht, wo wir stehen. Jetzt wissen wir es.»
Was hingegen ungelöst ist: An sich steckt im Wagen von Daniel und in jenem von Sebastian die gleiche Software. Irgendwo muss sich ein Programmierfehler eingeschlichen haben. Im Umkehrschluss bedeutet das auch: jede neu aufgespielte Software birgt potenziell neue Gefahren.
Vettel weiter: «Mein Freitag und die gute Leistung von Daniel am Samstag haben bewiesen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Klar wäre mir lieber, wir würden weiter vorne stehen, aber mir ist die Gewissheit wichtiger, dass wir bei der Musik sind.»