Malaysia-GP: Hamilton siegt, Podestplatz für Vettel
Auch das zweite Formel-1-Rennen der neuen Turbo-Ära bot den Zuschauern viel Spannung. Gleich nach dem Start krachte es: Lotus-Pechvogel Pastor Maldonado und Marussia-Talent Jules Bianchi gerieten aneinander und mussten in der Folge die Box ansteuern. Die Regelhüter gaben dem Franzosen die Schuld für den Unfall und brummten ihm eine Fünf-Sekunden-Strafe auf, die der 24-Jährige aus Nizza beim nächsten Boxenstopp absitzen durfte.
Für Maldonado kam es kurz darauf noch schlimmer, in der achten Runde beorderte die Lotus-Spitze den Venezolaner zurück an die Box, um das Auto abzustellen. Später verriet er: «Das hatte nichts mit dem Crash zu tun, sondern lag an einem Motorenproblem.» Auch Bianchi musste sich schliesslich mit einer Rennaufgabe abfinden.
Gar nicht erst starten konnte Force-India-Pilot Sergio Pérez, der sichtlich frustriert zuschauen musste, wie sein Teamkollege Nico Hülkenberg gut ins Rennen startete. Der 24-Jährige aus Guadalajara hatte schon beim Warm-up Probleme mit der Motoren-Software gemeldet und bis zum letzten Augenblick gehofft, den Grand Prix aus der Boxengasse in Angriff nehmen zu können.
Starker Start von Daniel Ricciardo
Eine Enttäuschung erlebte auch Toro Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne, der von Anfang an ein Problem mit dem Motor hatte. Der Franzose hatte beim Losfahren keine Leistung und fiel von Startplatz 9 auf Rang 19 zurück. Nach 20 Runden musste der 23-Jährige aus Pontoise das Rennen aufgeben.
Doch nicht nur am hinteren Ende des Feldes gab es gleich zu Beginn viel Action. Red Bull Racing-Neuzugang Daniel Ricciardo legte einen nahezu perfekten Start hin und schoss von Position 5 auf den dritten Platz – vor seinen Teamkollegen Sebastian Vettel, der den GP neben Pole-Setter Lewis Hamilton von Startplatz 2 hatte in Angriff nehmen dürfen. Der vierfache Weltmeister musste sich auf den ersten Metern auch Silberpfeil-Pilot Nico Rosberg beugen und sich vorerst mit Position 4 begnügen.
Enttäuschung für Kimi Räikkönen
Erst in der vierten Runde kam der Heppenheimer am Australier vorbei und konnte daraufhin das Tempo der beiden Mercedes-Piloten vor ihm fahren. Zwei Runden zuvor erlebte Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen einen enttäuschenden Ausgang seines Duells mit McLaren-Neuling Kevin Magnussen. Der Finne und der Däne kämpften um Position 7 und gerieten dabei aneinander.
Während der Iceman dabei sein rechtes Hinterrad beschädigte, büsste Magnussen ein Stück seines Frontflügels ein. Räikkönen musste an die Box zurückschleichen und fiel dadurch an das Ende des Feldes zurück. Magnussen wurde von den Rennkommissaren eine fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt, die er in Runde 25 vor dem Reifenwechsel absolvierte. Das McLaren-Team wies Magnussen nach der Kollision an, bis zum nächsten Boxenstopp weiterzufahren, obwohl Magnussen mit dem ramponierten Frontflügel deutlich langsamer als sein Teamkollege Jenson Button unterwegs war.
Räikkönen steckte nach diesem Zwischenfall erstaunlich lange hinter Marcus Ericssons Caterham fest, erst in Runde 18 konnte der Ferrari-Star den Schweden überholen. Der ehemalige GP-Pilot und heutige SkyTV-Experte Marc Surer vermutet: «Da muss etwas mit dem Auto nicht stimmen, denn im Qualifying und im Training war Kimi sehr schnell unterwegs und auch jetzt sieht man, dass sein Teamkollege Fernando Alonso sehr viel flottere Zeiten fahren kann.»
Felipe Massa: «Hast du gesehen, was er gemacht hat?»
Für Unterhaltung in den ersten Runden sorgte auch das Williams-Duo Felipe Massa und Valtteri Bottas, das sich nach dem Start auf den Positionen 9 und 10 nichts schenkte. Der kleine Brasilianer funkte entsetzt an die Box: «Hast du gesehen, was er gemacht hat?» Mit «er» war sein finnischer Teamkollege gemeint, der daraufhin angewiesen wurde, seinem erfahrenen Nebenmann zu folgen. Sehr viel ruhiger als der heissblütige Südamerikaner erwiderte Bottas trotzig: «Aber ich bin doch schneller als er.»
Trotzdem folgte er der Anweisung seines Teams. Erst zum Schluss des Rennens folgte die Rennfreigabe: «Fahre ruhig an Massa vorbei, du bist schneller», funkte ihm das Team, während Massa angewiesen wurde, seinen Nebenmann, der auf frischeren Reifen unterwegs war, vorbeiziehen zu lassen. Doch der Brasilianer dachte nicht daran, Platz zu machen und blieb bis zur Zieldurchfahrt vorne.
Eine beachtliche Leistung zeigte Force-India-Rückkehrer Nico Hülkenberg, der von Position 7 startete und mit der Spitze mithalten konnte. Der 26-jährige Emmericher führte in Runde 15 sogar kurz das Feld an, als Spitzenreiter Lewis Hamilton zum Boxenstopp abbiegen musste. Erstmals in dieser Saison lag damit kein Silberpfeil im Rennen in Führung. Doch Hamilton liess sich nicht lange bitten und eroberte die erste Position gleich nach seinem Reifenwechsel wieder zurück.
Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo erneut im Pech
In Runde 35 wurden die gelben Flaggen geschwenkt, weil Adrian Sutil seinen Sauber Eingangs der Start-Ziel-Geraden hatte abstellen müssen. Hinterher klagte der Wahl-Schweizer: «Den Grund für meinen Ausfall wissen wir noch nicht, mein Motor ist einfach ausgegangen. Das Auto wurde immer langsamer in den letzten Runden. Aber da war noch mehr im Argen. Ich hatte von Anfang an keine Haftung, das war wie auf Schmierseife. Wir müssen jetzt herausfinden, warum das so ist.» Kurz darauf musste auch sein Teamkollege Esteban Gutiérrez das Rennen an der Box aufgeben, was der junge Mexikaner mit enttäuschten einem Kopfschütteln quittierte.
Während Kimi Räikkönen Regen im hinteren Teil der Strecke meldete, erlebte Ricciardo nach seiner Auftakt-Disqualifikation eine weitere herbe Enttäuschung. Der 24-Jährige aus Perth verlor erst viel Zeit beim Boxenstopp, weil sein linkes Vorderrad nicht richtig angezogen wurde, kurz darauf durfte er wieder die Box ansteuern, weil sein Frontflügel offenbar ohne Fremdeinwirkung brach und den rechten Vorderreifen aufschlitzte. Das hatte für Ricciardo, der ans Ende des Feldes zurückfiel, eine 10-Sekunden-Strafe zur Folge. Vier Runden vor Schluss stellte er seinen RB10 schliesslich frustriert an der Box ab.
Am Ende durfte Lewis Hamilton mit seinem ersten Saisonsieg auch den 23. GP-Triumph seiner Karriere feiern. Hinter dem 29-Jährigen aus Stevenage sicherte sich sein Mercedes-Teamkollege Rosberg den zweiten Platz. Dahinter reihte sich Weltmeister Vettel auf dem letzten Podestplatz ein. Alonso, Hülkenberg, und Button, der ein unauffälliges, aber fehlerfreies Rennen fuhr, komplettierten die Top-Sechs.
Hinter dem Weltmeister von 2009 kam Massa vor seinem Teamkollegen Bottas ins Ziel – nachdem er die Teamorder der Williams-Spitze einfach ignoriert hatte. McLaren-Neuling Magnussen und Toro Rosso-Rookie Daniil Kvyat komplettierten die Top-Ten. Lotus-Pilot Romain Grosjean, Räikkönen und das Caterham-Duo Kamui Kobayashi und Ericsson sowie Marussia-Pilot Max Chilton kamen auf den Plätzen 11 bis 15 ins Ziel. Für das Caterham-Duo dürfte sich die Zielankunft wie ein kleiner Sieg anfühlen, nachdem das Team von Tony Fernandes auch am zweiten Rennwochenende mit vielen technischen Problemen zu kämpfen gehabt hatte.