Malaysia: Bottas mit Strafe, Vettel/Kobayashi zittern
Im Regen des Malaysia-Abschlusstrainings von gestern Samstag ging fast ein wenig unter – Williams-Zögling Valtteri Bottas ist der erste Formel-1-Fahrer, der mit den neuen Strafpunkten belegt wurde. Zur Erinnerung: Die Rennkommissare Lars Österlind (Schweden), Silvia Bellot (Spanien), Martin Donnelly (Grossbritannien) und Shah Yahya (Malayaia) sahen es als erwiesen an, dass Bottas im Abschlusstraining den Red Bull Racing-Fahrer Daniel Ricciardo behindert hat (wieso Valtteri damit nicht einverstanden ist, lesen Sie HIER). Das setzte drei Ränge zurück in der Startaufstellung sowie zwei Strafpunkte.
Komplexes Strafpunktesystem für die Fahrer
Erstmals wird in der Formel 1 mit einem Strafpunktekatalog gearbeitet. Wer sich über einen Zeitraum von zwölf Monaten (das geht also über eine Saison hinaus) zwölf Punkte zuschulden kommen lässt, der guckt automatisch einmal zu.
Der Punktekatalog wurde mehrfach überarbeitet. Inzwischen hat man sich auf Folgendes geeinigt: Eine Verwarnung (wie etwa das Überfahren einer weissen Linie) ergibt ein Knöllchen, eine Durchfahrtsstrafe gibt zwei Strafpunkte, die gleiche Punktzahl gilt für ein Foul während des Trainings oder leichtes Behindern eines Gegners. Eine Stop-and-Go-Strafe im Rennen gibt drei Strafpunkte, das Gleiche gilt für jede Form von Vergehen, das die Kommissare nach dem Training mit «fünf Ränge zurück in der Startaufstellung» ahnden müssen (schweres Behindern eines Gegners). Muss ein Pilot wegen eines Fehltritts gleich um zehn Startplätze zurück (beispielsweise für das Verursachen einer Kollision), so erhält er fünf Punkte aufgebrummt.
Mit einer Welle gesperrter Fahrer ist 2014 nicht zu rechnen: Wäre der Strafenkatalog schon 2013 angewandt worden, dann hätte nur der Mexikaner Esteban Gutiérrez einmal zuschauen müssen: 15 Strafpunkte. Giedo van der Garde hätte es auf 11 Punkte gebracht, Romain Grosjean und Pastor Maldonado auf je 9.
Weitere Strafpunkte im Malaysia-GP?
Was im Sportreglement ebenfalls geändert wurde: Die Rennkommissare sollen mehr Spielraum erhalten, auf Sünden zu reagieren. Neu ist beispielsweise die Fünfsekundenstrafe, die vor einem Boxenhalt abgesessen werden kann (erst dann darf am Wagen gearbeitet werden). Diese Strafe ist vorgesehen für kleinere Vergehen, wenn eine komplette Durchfahrtsstrafe (Zeitverlust je nach Piste: 20 bis 30 Sekunden) unangemessen streng wäre. In Australien kam diese Regel noch nicht zur Anwendung.
Strafe für Motorschäden: Kobayashi und Vettel zittern
Reichlich kompliziert wird es bei den neuen Antriebseinheiten. Generell darf ein Fahrer nur fünf davon im Verlauf der ganzen Saison verwenden (bis Ende 2013 waren es acht Saugmotoren pro Saison). Die Antriebs-Einheit wird in Sachen Reglement in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor???
– Turbolader?
– MGU-K (steht für «motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)??
– MGU-H (steht für «motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)?
– Batterie-Paket?
– Kontroll-Elektronik für jedes einzelne dieser Elemente
Sollte ein sechstes Element gebraucht werden (sagen wir: ein Turbolader muss ersetzt werden oder eine Steuereinheit der kinetischen Energierückgewinnung), so muss der betroffene Fahrer in der Startaufstellung um zehn Ränge zurück. Für jedes weitere sechste Element der verschiedenen Motorteile gibt es eine Fünf-Ränge-zurück-Strafe. Braucht ein Fahrer beispielsweise einen siebten Lader, dann gibt es erneut eine Zehn-Ränge-zurück-Strafe. Für jedes weitere siebte Element wieder die fünf Ränge.?
Wichtig dabei ist auch: Erhält beispielsweise Toro-Rosso-Fahrer Vergne die Strafe «zehn Ränge zurück», er steht jedoch auf Startplatz 17 (von 22), dann muss er den Rest der Strafe beim folgenden GP absitzen (also dort um die restlichen fünf Ränge zurück). Das gilt insgesamt aber nur für maximal zwei GP-Wochenenden.
Der erste Fahrer, der hier zittert, ist Caterham-Pilot Kamui Kobayashi: In seinem Wagen steckt schon die vierte Steuereinheit der Gleichspannungsanlage. Zittern muss auch Weltmeister Sebastian Vettel – in seinen Red Bull Racing-Renault musste in Sepang die dritte Steuereinheit eines Netzgeräts eingebaut werden.