Nico Rosberg (2.): Wieso wurde er nicht bestraft?
Nico Rosberg macht sich nach dem Start gegen Lewis Hamilton breit
Sky-TV-Kommentator Marc Surer lobt Nico Rosberg: «Wie dieser Kanada-GP geendet hat, war auf jeden Fall für Nico goldrichtig, und auch dass er zum Schluss nichts Dummes riskiert, sondern die Punkte mitgenommen hat, das spricht für seine Intelligenz und ist ganz wichtig für den weiteren Verlauf dieser WM.»
Auch von Surers früherem Pistenkonkurrenten Martin Brundle bekommt der WM-Leader den Ritterschlag: «Das war ganz grosse Klasse, wie Rosberg mit der Situation umgegangen ist, wie er sich den Schwierigkeiten angepasst hat. An einem Tag, als für Mercedes so viel schief gegangen ist, hat er Rang 2 und 18 Punkte erobert, besser kann man das nicht machen.»
In den Augen von Nico Rosberg wetterleuchteten 70 atemraubende Runden: «Das war ein riesiger Kampf von Anfang bis zum Ende! Mein Start war nicht so gut, ich musste mich dann in der ersten Kurve ein wenig breit machen. Der zweite Stopp verlief auch nicht optimal, es gab ein Problem links vorne, so konnte Lewis vorbeigehen.»
«Das wirklich Verrückte kam aber erst: dass nämlich Lewis und ich so gut wie gleichzeitig einen Leistungsverlust hatten. Ab dann versuchte ich nur noch, mich mit Zähnen und Klauen zu wehren, so gut es eben ging.»
Wieso keine Strafe für Rosberg?
Im Duell mit Hamilton zuvor war Nico in der letzten Kurve von der Bahn gekommen und vor Lewis wieder auf die Ideallinie gefahren. Sofort kursierte im Fahrerlager von Montreal: das wird eine Strafe setzen!
Die Rennleitung schaute sich die Situation an, liess Nico aber vom Haken – keine Strafe.
Nochmals Martin Brundle: «Hier hätte die Rennleitung eine Fünfsekunden-Strafe verhängen können, die dann beim Stopp abgesessen worden wäre. Man hat jedoch darauf verzichtet, weil die Regeln sagen – wer von der Bahn gerät, muss a) auf sichere Art und Weise zurück auf die Piste fahren, also ohne jemanden zu gefährden, und er darf b) keinen anhaltenden Vorteil gewinnen. Das hat Nico nicht, weil Hamilton ja gleich wieder im Windschatten hing und bei normalem Rennverlauf eine gute Chance gehabt hätte, Rosberg zu attackieren.»
Nico Rosberg zu Finale: «Ich hatte ein wenig die Übersicht verloren, wo wir eigentlich liegen. Ich hatte keinen Schimmer, dass ich noch in Führung lag, als hinter mir Ricciardo auftauchte, ich dachte, ich sein Fünfter oder Sechster. Und so sitzt ich hier mit gemischten Gefühlen: kein Rennfahrer verliert gerne einen Sieg, aber wenn ich daran denke, was heute alles schief gelaufen ist, dann bin ich mit Rang 2 hervorragend bedient!»