Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1 verrückt: Team-Sterben als Strategie?

Von Mathias Brunner
Mehr als zwei Autos? Das konnte BRM schon in Monza 1971

Mehr als zwei Autos? Das konnte BRM schon in Monza 1971

Vor und nach dem Abschlusstraining zum Kanada-GP geben die angeblichen Sparmassnahmen der Strategiegruppe viel zu reden. Steckt dahinter ein atemraubender Plan?

Verschwörungstheorien gehören zum Formel-1-Sport wie Dick zu Doof, und der Vergleich ist nicht ganz zufällig gewählt: Dick aufgetragen hat die Strategiegruppe wirklich, einige der als kostensenkend vorgetragenen Ideen werden von Fans und Fachleuten schlicht als doof bezeichnet – die Reaktionen der F1-Anhänger auf ein verkürztes Freitagtraining sind durchs Band negativ. Und die Vertreter der kleinen Teams haben einen dicken Hals. Mehr darüber lesen Sie in den Storys HIER und HIER.

Nicht zum ersten Mal steht der Verdacht im Raum: Wird das Sterben von weniger wohlhabenden Teams ganz bewusst in Kauf genommen, um einen weitreichenden Plan umzusetzen? Etwa jenes schon einmal auf den Tisch gebrachte Vorhaben, wonach nur noch die grossen Teams Autos bauen sollen und die kleineren dann reine Kunden wären?

«Ist das der grosse Plan hinter all den Vorschlägen der Strategiegruppe?» hat Martin Brundle Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner gezielt fragt. Horner hat das sofort verneint. Der Engländer beharrt darauf, dass die Vorschläge Geld sparten, «denken Sie allein die Hotelnächte».

«Völliger Unsinn», erwidert ein Teilhaber eines gegnerischen Teams, «den Teams werden die Hotelnächte in Paketen verrechnet, da wird überhaupt nichts gespart, wenn einen Tag später zum Rennen angereist wird.»

Kleinere Teams zu entmündigen und zum Dasein von Kunden zu zwingen, wäre für die Formel 1 ein gefährlicher Holzweg: Viel Know-how ginge verloren. Es ist wichtig, dass mehr als nur fünf oder sechs Rennställe wissen, wie man Grand-Prix-Renner baut. Denn was, wenn davon ebenfalls ein oder zwei Rennställe eingehen? Wo endet der Grand-Prix-Sport dann? Beim Einheits-Chassis wie in der GP2? Wäre das noch Formel 1?

In der Formel 1 wird gerne so getan, als gäbe es keine Geldprobleme. Entweder über die Finanzen wird überhaupt nicht gesprochen, oder die Lage wird schöngeredet. Die Wahrheit ist, dass das halbe Startfeld finanziell am Tropf hängt. Finanziell gut aufgestellt sind Red Bull Racing, Ferrari, Mercedes, McLaren, Williams und Toro Rosso. Als Sorgenkinder gelten Force India, Sauber, Lotus, Marussia und Caterham.

Zwischen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und den Rennveranstaltern soll ein Startfeld von mindestens 20 Fahrzeugen vertraglich vereinbart sein. Beweisen lässt sich das freilich nicht: Die Abkommen obliegen der Vertraulichkeit.

Es ist durchaus nicht Schwarzmalerei in den Raum zu stellen, dass zwei Rennställe das Ende des Jahres nicht überleben. Dann stünden wir für 2015 theoretisch bei 18 Fahrzeugen. Keiner kann heute sagen, ob das Projekt Forza Rossa für 2015 zustandekommt. Gene Haas kommt als US-amerikanisches Team erst 2016. Hat der clevere Unternehmer Wind davon bekommen, dass bis dann vielleicht Kundenautos eingeführt sind?

Wir dürfen davon ausgehen: Die Mächtigen im Formel-1-Sport sind klug genug, sich für solche Szenarien zu rüsen: Der Plan liegt gewiss in der Schublade, beim Schrumpfen auf neun Rennställe (18 Autos) allen die Möglichkeit zu geben, ein drittes Auto einzusetzen. Damit hätten wir auf einmal 27 Fahrzeuge. Ins dritte Fahrzeug, so der Plan, sollen dann aufstrebende Fahrer schlüpfen.

Das böte drei Vorteile: Mehr Geld in die Kasse der kleinen Teams dank Bezahlfahrern; ein volles Startfeld; eine Möglichkeit für die grossen Teams, ihre Nachwuchsfahrer in Ruhe das Formel-1-Handwerk lernen zu lassen.

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