Sebastian Vettel: «Ich bin einfach keine Rampensau»
Sebastian Vettel hat das Lachen nicht verlernt
Sebastian Vettel wird in diesem Jahr nicht gerade vom Glück verfolgt. Seine «Suzie» zickt immer mal wieder und der angestrebte fünfte WM-Titel liegt in weiter, fast unerreichbarer Ferne. Nach der ersten Saisonhälfte liegt der Vierfachweltmeister auf Platz 6 der Fahrerwertung und hat satte 114 Zähler Rückstand auf den Führenden, Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Trotzdem bleibt Vettel aber gelassen; er ist überzeugt, dass sich das Blatt auch wieder zu seinen Gunsten wenden wird.
«Kann nicht immer alles rund laufen! Für mich ist wichtig, dass ich, wenn ein Problem auftritt, immer den Grund dafür kenne und weiß, warum das passiert ist», sagt der Red-Bull-Racing-Pilot im Interview mit der Bild Zeitung. «Aus Fehlern muss man lernen. Wenn wir ständig dieselben Fehler machen würden, wäre das frustrierend! Aber wir haben ständig andere Probleme. Irgendwann wird sich das Ganze ins Gegenteil umkehren und es wird kräftig voran gehen.»
Auf die Frage, welches Geheimnis sein Teamkollege Daniel Ricciardo hätte, dass er mit dem RB10 viel besser zurecht käme – immerhin hat der Australier schon zwei Rennen gewonnen – meint Vettel, es gäbe gar kein Geheimnis. «Zunächst hatte Daniel nicht so viele Probleme mit der Technik wie ich, dadurch ist er besser in den Rhythmus gekommen. Aber wo gehobelt wird, da fallen halt auch Späne.»
Geheimnisse und Geheimniskrämerei in allen Bereichen gehören jedoch zur Formel 1, das läge aber vielleicht daran, dass Fans und Medien mittlerweile auch alles und jedes wissen wollen, vermutet der 27-Jährige. «Das Problem ist, dass das früher niemanden interessiert hat, wie viele Rosinen in meiner Milch schwimmen. Heute wird aus allem eine Geschichte gemacht, alles wird aufgebauscht! Vielleicht behält man deshalb mehr Dinge für sich als früher.»
Dasselbe gelte auch für den Sport, findet Sebastian Vettel. «Trümpfe muss man in der Formel 1 so lange es geht in der Hand behalten», fährt er fort. «Wenn man Teil eines Teams ist, dann will man auch gar keine Sachen ausplaudern, weil man ja als Team stark sein will. Das hat auch etwas mit Stolz zu tun. Wenn ich in der Schule über Wochen ein Referat vorbereitet hab, will ich auch nicht, dass einer abschreibt!»
Erster heimlicher Kuss im Kindergarten
Geheimnisse im Privatleben kennt der Heppenheimer dagegen kaum. Er habe seinen Freunden schon immer alles erzählt, was auch dazu führte, dass er nie einen heimlich Schwarm haben konnte. «Ach, ich war nie gut darin, so etwas zu verstecken. Bei mir wussten immer alle, in wen ich gerade verliebt war! Da war da ich total geradeaus. Ich hab den Mädchen immer schnell gesagt, was ich von ihnen halte. Ob das dann gut ankam oder nicht, stand halt auf einem anderen Blatt Papier. Das einzig richtige Geheimnis war, dass ich mal ein Mädchen im Kindergarten in den Büschen geküsst hab. Da, wo es keiner sehen konnte.» Das sei «auf jeden Fall immer unser Geheimnis geblieben.»
Im Gegensatz zu vielen Kindern, die vor ihren Eltern jede Menge Geheimnisse haben, war Sebastian Vettel auch in dieser Beziehung geradeheraus. «Ich hab mal die Schule geschwänzt, das macht ja jeder. Schlechte Noten natürlich manchmal, meine erste Sechs im Diktat zum Beispiel», habe er verheimlicht, gesteht er. «Ich hatte 97 Fehler! Wahrscheinlich hatte das Diktat nicht viel mehr als 100 Worte. Ich weiß aber noch, dass alles rot war.»
Mittlerweile gäbe es aber nur noch eine Person, der er (fast) alles erzähle, seine Freundin Hanna Sprater, die er entgegen anderslautender Gerüchte übrigens nicht heimlich geheiratet habe. «In einer Beziehung erzählt man sich schon alles, das ist doch normal», erklärt Vettel und fügt lachend hinzu: «Alles wichtige zumindest…» Vor der Öffentlichkeit hat er jedoch bewusst Geheimnisse und hält, im Gegensatz zu einigen Kollegen, die ihre Fans per Facebook und Twitter an ihrem Leben teilhaben lassen, besonders sein Privatleben unter Verschluss.
Kein Bedürfnis, Privatleben mit der Außenwelt zu teilen
«Vor meinen Freunden mache ich ja kein Geheimnis aus meinem Privatleben. Aber ansonsten habe ich nicht das Bedürfnis, meine Familie und meine Beziehung mit der Außenwelt zu teilen», betont er. «Ich gebe in meinem Beruf schon so viel von mir preis, werde immer beobachtet. Und deshalb möchte ich das andere Stück, was mir lieb ist, einfach schützen. Ich bin einfach keine Rampensau.»
Ein wohl gehütetes Geheimnis würde er jedoch selbst gerne erfahren, gesteht Vettel. Das behält jedoch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone bis heute für sich. «Ich würde gerne wissen, wie das damals in der Spionageaffäre mit McLaren, Alonso, Hamilton und Ferrari wirklich war!»