Nach Monza: Wie gefährdet ist Belgien-GP in Spa?
Spa-Francorchamps ist einzigartig
Da Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone immer neuere Märkte erschliessen, bangen die Traditionsveranstalter um ihre Zukunft. Jüngstes Beispiel: der Italien-GP in Monza. Die Rennstrecke liegt in einem geschützten Park. Und da darf man eben nicht einige Bäume abrasieren, um den Modernisierungswünschen von Formula One Management (FOM) nachzukommen. Deswegen droht Ecclestone, den Grand Prix aus Monza abzuziehen. Weiteres Druckmittel: Luca Montezemolo, der den Italien-GP gerne auf der Ferrari-eigenen Bahn in Mugello sehen würde. Ex-Formel-1-Pilot Ivan Capelli ist der Hoffnungsträger der Mailänder Sektion des Italienischen Automobilklubs, um in Sachen Monza mit Ecclestone einzurenken.
Francorchamps kann als Trumpfkarte die einzigartige Streckenführung in die Waagschale werden. Praktisch das gesamte Fahrerfeld der Königsklasse verehrt den Kurs in den Ardennen. Aber reicht das?
Die Verantwortlichen von «Spa Grand Prix» werden sich am Wochenende mit Bernie Ecclestone zusammensetzen. Dabei werden Unterredungen geführt, um über die Zeit von 2015 hinaus den Grossen Preis von Belgien zu sichern. Ein neuer Vertrag über eine Laufzeit von drei Jahren soll ausgehandelt werden. Doch wie üblich spielt das liebe Geld die Hauptrolle in dieser Gesprächsrunde. «Wir werden alles Mögliche tun, um den Grand Prix von Belgien auch nach 2015 organisieren zu können», sagt Geschäftsführer André Maes.
Angeblich beträgt das geforderte Startgeld der FOM nach der Vertragsverlängerung im Jahre 2012 für 2013, 2014 und 2015 je 14 Millionen Euro pro Rennen. Die Jahre davor soll diese Summe in einer Grössenordnung von 17 Mio. Euro gelegen haben.
Die Frage lautet natürlich: Kann der Vertrag zu den gleichen Bedingungen verlängert werden? Und wenn nein, bleibt die Erhöhung in einem vernünftigen Rahmen?
Der zuständige wallonische Minister Jean-Claude Marcourt will einmal abwarten, wie die Gespräche zwischen Ecclestone und Etienne Davignon, dem Präsident von Spa Grand Prix, führt, ausfallen. Marcourt bekräftigt, dass der WM-Lauf einen reellen wirtschaftlichen Mehrwert für die Region darstellt. Doch zu welchem Preis kann man dies weiterhin stemmen?
Bekanntlich übernimmt die wallonische Region seit 2007 das Defizit des belgischen Grand Prix. Das Ziel lautet, das Defizit auf ein Minimum zu reduzieren, um den Haushalt nicht zu stark zu belasten. Das Problem liegt aber auch auf einem anderen Gebiet. Sämtliche Steuern und Belastungen fliessen in den Staatshaushalt. Dabei kommen rund 7,5 Mio. Euro für Mehrwertsteuer und Sozialabgaben zusammen.
Im Jahr 2013 schloss Spa Grand Prix mit einem Defizit von 5,97 Mio. Euro ab. Dem Veranstalter gelang eine Reduzierung der Einbusse um 24 Prozent gegenüber 2012, wo der Fehlbetrag bei 7,867 Mio. Euro lag.
Blieben die Abgaben aber in der Kasse der wallonischen Region, käme sogar ein Überschuss von 1,53 Mio. Euro zustande. In den zurückliegenden Jahren hat die wallonische Region rund 40 Millionen zwecks Ausgleich der Defizite ausgegeben.
Der Grosse Preis von Belgien generiert 2.082 Vollzeitarbeitsstellen. Laut Interview mit Belgien-Rennpromoter André Maes arbeiten während des GP-Wochenendes zwischen 3.000 und 4.000 Personen an der Rennstrecke.
Die ersten Verhandlungen werden zeigen, ob die Chance auf eine Vertragsverlängerung realistisch ist oder nicht.