Angst um Jules Bianchi: Wird er wieder ganz gesund?
Jules Bianchi
Der Wirbelsturm Phanfone hat das Reiseprogramm des Grand-Prix-Zirkus durcheinander gewirbelt – über alle möglichen Umwege und nach viel Verspätung trudeln die Mitglieder der Formel-1-Familie langsam in Sotschi ein. Im Ferienparadies der Russen werden wir von freundlichem Wetter begrüsst, aber die Stimmung ist gedrückt: Alle haben nur ein Thema – Jules Bianchi.
Der Franzose liegt weiter mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus von Yokkaichi, zwar in stabilem, leider aber in kritischem Zustand. Gestern sprach die Familie in einer Mitteilung von einer «diffus axonalen» Hirnverletzung. Das bedeutet: Grosse Teile des Gehirns sind von der Verletzung betroffen.
Der frühere Formel-1-Rennarzt Dr. Gary Hartstein sagt: «Axonal bezieht sich auf Axon, die schlauchartigen Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Die angegebene Verletzung würde bedeuten, dass diese Verbindungen beschädigt worden sind. Axone dienen dem Informationsverarbeiten im Hirn, sie verbinden also die verschiedenen Hirnbereiche. Das bedeutet etwa das Zusammensetzung von Akustik (ich höre jemanden sprechen) und Optik (ich sehe jemanden sprechen).»
«Solche Verletzungen sind, mindestens am Anfang, mit einer Hirnschwellung verbunden. Die Diagnose «diffus axonale» Hirnverletzung ist in der Regel mit einer düsteren Prognose verbunden, was den Heilungsprozess angeht. Aber Jules ist ein junger, starker Mann, und er wird von einem exzellenten Team behandelt.»
Der auf Traumata spezialisierte Sportmediziner Alain Simon sagt gegenüber der Zeitung «L’Équipe»: «Wir sprechen hier von einer sehr ernsten Hirnverletzung, die unweigerlich an en Fall Michael Schumacher erinnert. So wie im vergangenen Winter kann nicht sofort gesagt werden, wie sich das entwickeln wird. Ich kenne Patienten, die sich jedoch von so einer Verletzung wieder ganz erholt haben. Wir kennen jedoch das exakte Ausmass der Verletzung bei Jules Bianchi nicht. Die grösste Gefahr sehe ich derzeit in Form von weiteren Hirnblutungen. Aber grundsätzlich gilt – man muss abwarten.»
Die Familie Bianchi will erst dann weiter über den Zustand ihres Jules informieren, wenn sie es für angemessen hält.