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Hermann Tilke: Sotschi-Erfahrungen, Baku – neue Fotos

Von Mathias Brunner
Streckenarchitekt Hermann Tilke spricht über die Erfahrungen beim Bau und Betrieb der neuen Sotschi-Rennstrecke und zeigt neue Fotos, wie es in Baku (Aserbaidschan) aussieht.

Hermann Tilke sitzt zufrieden im Fahrerlager von Sotschi. Der Deutsche hat zusammen mit seinem Team einen neuen Coup gelandet – ein Grand Prix auf dem Olympia-Gelände von Sotschi. Und der nächste ungewöhnliche Austragungsort wird 2016 hinzukommen – Baku, die Hauptstadt von Aserbaidschan. Wir haben uns mit dem Streckenarchitekt über die beiden Projekte unterhalten.

Hermann, welches sind deine ersten Eindrücke vom Fahren in Sotschi?

Wir haben sehr viele Fahrfehler gesehen, Ausrutscher, verpasste Bremspunkte. Das sieht eigentlich ganz spektakulär aus, und das ist es ja, was die Fans sehen wollen. Kurve 9 geht bislang noch nicht voll, das wird sich aber ändern, wenn die Piste mehr Haftung aufgebaut hat. Mit mehr und mehr Gummi auf der Bahn werden die Rundenzeiten zusehens herunterkommen.

Die Strecke wirkt für eine neue Bahn sehr sauber. Wie kommt das?

Die Piste wurde mehrfach mit einem Spezialgerät gereinigt, das sonst auf Flughäfen benutzt wird. Es schiesst Wasser in den Asphalt ein, wäscht also den Schmutz raus und saugt dann das Schmutzwasser ab. Im Grunde handelt es sich um einen Hochdruckreiniger. So bringst du den feinen Staub raus, den die Rennwagen sonst mit ihrer Saugnapfwirkung aus dem Asphalt ziehen.

Neuer Asphalt schwitzt meist Öle aus. Wie ist das hier?

Das haben wir hier genau so wie auf anderen Pisten. Das ist auch einer der Gründe, wieso die Fahrer öfter als sonst querstehen. Es gibt aber noch einen anderen Grund. Wir mussten ja unsere Piste ins Gelände einbauen. Daher haben wir teilweise etwas seltsam wirkende Verwindungen in der Strecke drin, was die Seitenneigung angeht. Das ist für die Fahrer ungewohnt.

Wenn du zurück schaust – was war beim Bau die grösste Schwierigkeit?

Wir waren Teil einer Grossbaustelle. Und wir waren nicht so beliebt, weil wir die gestört haben. Das hat sich mit der Zeit natürlich geändert. Aber es gab während des Baus der Olympia-Anlage auch mal Änderungen, und denen mussten wir uns dann auch wieder anpassen. Olympia hatte Vorrang, weil die Spiele natürlich vor dem Rennen stattfanden.

Wie einfach ist die Umstellung auf ein Nachtrennen, wie es für Sotschi 2015 anvisiert ist?

Das kommt auf die Beleuchtung drauf an. Das ist alles machbar. Das sind aber Speziallampen, und die haben eine Lieferzeit von einem halben Jahr. Dazu brauchst du eine Bauzeit von drei bis vier Monaten. Anders gesagt: in zwei bis drei Monaten müssten wir hier wissen, ob wir das tatsächlich machen oder nicht.

Die Russen wollen von den heutigen 55.000 Zuschauerrängen nach und nach aufstocken. Wie soll das vollzogen werden?

Man kann die heutigen Tribünen grösser machen, das ist kein Problem. Es gibt auch Standorte, die noch gar nicht belegt sind, dort können wir bauen. Wir wollten einfach die Kapazität zu Beginn bewusst moderat halten.

Reden wir über den 2016er Grand Prix von Baku. Was kann man darüber sagen?

Wie man auf den Bildern sieht, wird der Aserbaidschan-GP eine spektakuläre Sache, mit wirklich einzigartigem Hintergrund. Das Boxengebäude liegt unmittelbar vor dem Regierungsgebäude. Ungewöhnlich ist auch der Weg hoch in die Altstadt, sehr eng, ein wunderbares Geschlängel, so eine Passage gibt es in der Formel 1 höchstens noch in Monaco. Die Piste führt an der alten Stadtmauer vorbei. Die Boxengasse wird die so genannten «flame towers» als Hintergrund haben – moderne Gebäude, welche die Symbolik und die Bedeutung der Flamme für das Land zeigen sollen. Hier fliesst ja seit 2000 Jahren Öl aus dem Boden, das haben schon die alten Griechen beschrieben.

Wird das ein Tages- oder ein Nachtrennen?

Mir liegen keine Pläne über ein Nachtrennen vor – wir fahren also am Tag.

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