Nico Rosberg (1.) macht Druck, Hamilton (2.) patzt
Nico Rosberg hat alles richtig gemacht
Die früheren Formel-1-Pistenrivalen Martin Brundle und Marc Surer könnten die exakt gleichen Worte gesagt haben: «Vielleicht ist Lewis Hamilton der stärkere Racer, aber Nico Rosberg hat in dieser Saison öfter kühlen Kopf behalten.» In Brasilien ist der Deutsche dafür belohnt worden – Schnellster in allen Trainings, Sieg im Rennen, den heissen Atem von Lewis Hamilton im Nacken, dafür gebührt Rosberg viel Applaus.
Mit dem fünften Saisonsieg (nach Australien, Monaco, Österreich, aber dem ersten seit Juli in England) hat Rosberg seine WM-Chance gewahrt: Er hat den Rückstand auf Hamilton von 24 auf 17 Punkte verringert, es steht nun 317:334.
Damit ist die Ausgangslage vor dem Doppeltpunkte-Finale von Abu Dhabi so: Wenn Nico auch in Arabien gewinnt, dann muss Hamilton Zweiter werden, um Weltmeister zu werden. Ein dritter Rang würde nicht reichen.
Nico ist in Brasilien zum ersten Mal überhaupt aufs Siegerpodest geklettert. Nochmals Martin Brundle: «Dieser Sieg ist extrem wichtig für Nico. Er brauchte unbedingt ein Erfolgserlebnis, um sich selber sagen zu können – ich kann diesen Hamilton schlagen. Lewis hatte so viele Rennen in Serie gewonnen, jetzt musste endlich mal eine starke Reaktion von Nico kommen, und die hat er hier gezeigt.»
Nico nach seinem achten GP-Sieg: «Ich bin sehr glücklich übers ganzes Wochenende, ich konnte nach Lust und Laune attackieren und auch den Abstand zu Lewis kontrollieren. Was für ein cooles Wochenende! Ich fühlte mich das ganze Wochenende gut im Auto, so macht das Spass!»
«Mein Start war super. Die Verhältnisse waren schwierig, weil die Reifen stark abgebaut haben. Lewis lag die ganze Zeit hinter mir. Ich versuchte ein solches Tempo anzuschlagen, dass ich ihn auf Distanz halten konnte. Ich wusste genau – ich darf mir keinen Fehler erlauben.»
«Nach Austin war ich wütend auf mich. Ich fand, ich hätte eine Chance verpasst. Ich hatte nicht so viel aus den Reifen geholt, um Hamilton die entsprechende Gegenwehr zu bieten. So einen Fehler wollte ich hier unbedingt vermeiden, und das ist mir gelungen.»
«Die Doppeltpunkte-Regel finde ich noch immer zu künstlich. Mir kommt sie nun entgegen, aber eigentlich schmeckt sie mir nicht. Auf der anderen Seite wurde zum Beispiel im NASCAR-Sport auch ein bestimmtes Prozedere zum Schluss der Saison eingeführt, und dort scheint es ganz gut zu funktionieren.»
Dann wendet sich Rosberg Felipe Massa zu: «Felipe, ich werde von dir in Arabien ein wenig Hilfe brauchen.»
Massa grinst: «Was? Ich will doch in Abu Dhabi gewinnen.»
Nico spielt den Schockierten: «Hey, das ist aber nicht viel Hilfe!»