Sebastian Vettel: Emotionaler Abschied bei Red Bull
Der «Red Bull Racing Spy» setzte den Ton: «Irgend so ein Kerl ist von der Strasse reingekommen. Sagt, er habe mal für uns gearbeitet. Wir waren so nett und gaben ihm einen Tee und ein paar Kekse.» So wird launig der Abschiedsbesuch von Sebastian Vettel bei Red Bull Racing in Milton Keynes eingeleitet.
Der vierfache Weltmeister sagte schon vor seiner vorderhand letzten Reise nach Milton Keynes: «Wenn ich zu Ferrari gehe, dann ist das ja kein Adieu, sondern eher ein Auf-Wiedersehen. Wir werden uns auf den Rennplätzen weiterhin sehen, und ich habe bei Red Bull viele Freundschaften geschlossen, die meine Zeit als Angestellter dort weit überdauern werden. Ich habe immer betont, meine Entscheidung für eine neue Herausforderung war keine gegen Red Bull Racing, sondern vielmehr für Ferrari. Wir gehen in Freundschaft auseinander.»
Nach sechs Jahren ist nun also Schluss: die Feier fand dort statt, wo üblicherweise die Rennwagen vorbereitet werden, deutsche Flaggen waren aufgehängt, es gab Bretzen und heisse Schokolade. Auf einer Leinwand wurden die schönsten Momente aus sechs Jahren Sebastian Vettel bei Red Bull Racing eingespielt. Die komplette Belegschaft zollte dem Champions Respekt, sei dies unten oder von den Zwischenstockwerken herunter.
«Ihr macht mir das nicht leicht», seufzte der Heppenheimer bei seiner Rede. «Die vergangenen sechs Jahre waren unglaublich. Wieviel Arbeit da reingesteckt wurde, was wir alles zusammen erreicht haben, so viel Leidenschaft, so viel Hingabe, das wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich kann nur ein riesiges Dankeschön aussprechen. Wir hatten das bessere Auto, weil wir eben das bessere Team waren. Mein Dank kann nicht umschreiben, was ich gerade fühle ...»
Teamchef Horner spendierte Vettel im Namen der ganzen Belegschaft ein Überlebenspaket für Italien mit dem Allernötigsten – Pasta (sehr lecker), Espressotasse (sehr klein), Sonnenbrille (sehr cool, in Milton Keynes überflüssig), Badehose (rot, sehr knapp geschnitten), über einige weitere Artikel hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens, um die Beziehungen zwischen England und Italien nicht zu gefährden.
Vor versammelter RBR-Belegschaft wurde Vettel erhielt überdies einen atemraubend schön gestalteten Bullen im Massstab 1:2, der stolz über den Lorbeerkränzen von vier gemeinsamen Titeln steht. Als Handgepäck dürfte das gute Stück die Reise in die Schweiz wohl eher nicht antreten.
Ebenfalls mit separater Post wird eines der Weltmeister-Autos von Vettel den Weg in die Schweiz finden. Christian Horner grinst: «Wir warten damit noch ein Weilchen, weil wir nicht möchten, dass es einen Umweg über Maranello macht.»
Adrian Newey war ungewöhnlich redselig und meinte unter anderem: «Wann immer Seb hinters Lenkrad kletterte, trug er unsere Hoffnungen und unseren Ehrgeiz mit sich auf die Rennstrecke. Wir wussten immer, dass er für uns alles geben würde. Und das ist ein wahrhaftiges Privileg.»
Nach einigen deftigen Umarmungen zwischen Männern ging es ans Fotoschiessen und Autogrammschreiben. Jeder wollte nochmals ein Erinnerungsstück vom Champion haben.
Sebastian Vettel, sichtlich und hörbar gerührt: «Ich gehe mit vielen schönen Erinnerungen. Es war eine tolle gemeinsame Reise, und ich bin so dankbar für alles, was ihr für mich getan habt. Und nun halte ich besser den Mund ...»