Ron Dennis zu Alonso-Crash: «Wir verbergen nichts»
Ron Dennis steht Rede und Antwort
Ron Dennis hat jetzt genug. Der 67jährige McLaren-Chef hat die Nase gestrichen voll von allen Räuberpistolen, die nach dem Testunfall von Fernando Alonso vom vergangenen Sonntag dargeboten werden: «Fernando wurde nicht elektrisiert. Fernando hat keine Verletzungen. Fernando würde am liebsten heute schon wieder fahren. Alles andere ist einfach nicht wahr.»
Dann nimmt der Engländer zu den wichtigsten Punkten Stellung ...
Wieso war Alonso so lange im Krankenhaus?
«Die Dauer des Spitalaufenthalts ist von den Ärzten definiert worden, nicht von McLaren oder von Fernando selber. Die Menschen sind in letzter Zeit bei Kopfverletzungen überaus vorsichtig geworden, das trifft nicht nur auf den Motorsport zu. Das lässt sich auch über Eishockey, Skisport oder Rugby sagen. Weil das Ganze hier in Spanien passierte, wo Alonso nun mal unglaublich im Fokus stand, war das Medienecho auf den Unfall extrem.»
Gibt es eine Kopfverletzung?
«Wie es nach einem solchen Unfall üblich ist, wurde Fernando unter Medikamente gesetzt, ein ganz normaler Vorgang. Im Spital zeigten die Bilder der Computer-Tomographie und der Magnetresonanz-Tomographie nichts, was auf eine Verletzung hindeuten würde. Nichts. Die g-Kräfte, die auf den Kopf wirkten, waren um die Hälfte geringer als jene, die aufs Auto wirkten. Dennoch war Fernando durch eine seitliche Pendelbewegung kurz bewusstlos, wir reden hier von Sekunden. Ein gewisser Gedächtnisverlust ist dabei ganz normal. Ich würde nicht einmal sagen, dass er eine Gehirnerschütterung hat. Selbst milde Formen von Gehirnerschütterungen sind mit dem CT-Scan nachzuweisen, und da ist nichts zu sehen. Fernando ist komplett unverletzt. Er zeigt gewisse Symptome einer Gehirnerschütterung, aber die Ärzte finden nichts.»
Erhielt Alonso einen Stromschlag?
«Zum angeblichen Stromschlag: Wenn ein menschlicher Körper einen Stromschlag erhält, dann wird ein bestimmtes Enzym freigesetzt, das 48 Stunden lang im Körper nachweisbar ist. Von diesem Enzym war nichts zu finden, zudem hatten wir in Sachen Datenaufzeichnung null Hinweise auf eine Anomalie der Energierückgewinnung.»
Wie waren die Windverhältnisse?
«Ein Vater mit seinem Sohn stand ausgangs Kurve 3, und er hat mit uns Kontakt aufgenommen. Die beiden haben auch Videoaufnahmen gemacht. Auf der Aufnahme ist zu hören, was sie uns bestätigten – es war extrem böig. Der Sohn beklagte sich auch über die Kälte. Fernando sagte in den Runden zuvor über Funk, der Wagen liege in dieser Kurve schlecht, der Wind bewege das Auto. Die Daten zeigen: Fernando bremste die Kurve an wie immer, er schaltet herunter, es gibt keine Hinweise auf einen technischen Defekt. Von daher bleibt nur der Wind als Auslöser übrig.»
Ging wirklich nichts am Auto kaputt?
«Nein, und diese Daten verheimlichen wir auch nicht. In Tat und Wahrheit ist die Datenaufzeichnung in den Autos heute so komplex, dass es fast unmöglich ist, etwas zu vertuschen. Nichts in den Daten deutet auf einen Schaden am Wagen hin, der dann zum Unfall führte. Alles darüber hinaus sind schlicht Erfindungen der Medien. Dazu kommt: Hätten wir auch nur einen Hauch von Zweifel, wieso würden wir dann hier mit Jenson Button testen?»
Wieso untersucht die FIA?
«Ich selber habe am vergangenen Montag die FIA angerufen, Charlie Whiting, um genau zu sein. Die FIA kann sich alle Daten anschauen, die wir haben. Wir selber haben auch versucht, Videomaterial zu erhalten. Es gibt nur eine Filmaufnahme, von der Videoüberwachung der Strecke, aber die ist qualitativ sehr schlecht und wenig aussagekräftig. Im übrigen ist es völlig normal, dass sich die Sicherheitsexperten der FIA die Unfalldaten abholen, das passiert auch nach anderen Crashes. Es gibt also keine so genannte Untersuchung.»
Fährt Alonso in Australien?
«Ich sehe keinen Grund, wieso nicht. Aber es gibt einen ganz bestimmten Ablauf, den es einzuhalten gilt, und wir halten uns grundsätzlich an alle Vorgaben der Ärzte. Das gilt auch für die Testfahrten hier. Alonso sagte fortlaufen: Ich will fahren, ich will fahren, ich will fahren. Und die Ärzte antworteten ständig: Sie sollten sich ausruhen, Sie sollten sich ausruhen, Sie sollten sich ausruhen. Das hat so lange gedauert, bis die Eltern meinten – so, Schluss damit, wir nehmen den Jungen mit nach Hause. Der gesunde Menschenverstand nach so einem Unfall sagte sowieso: es ist besser, wenn er sich nach so einem Unfall erholt.»