Bernie Ecclestone und Jean Todt: Freund oder Feind?
Bernie Ecclestone und Jean Todt: Ist das ein Handschlag oder Armdrücken?
FIA-Chef Jean Todt hat mehrfach betont, ihm seien beim Formel-1-Reglement die Hände gebunden, aufgrund der bestehenden Entscheidungsstruktur. «Aus der Strategiegruppe der Formel 1 wird eine grosse Sache gemacht. Aber ich höre links und rechts, dass die FIA und die FOM die Entscheidungen fällen sollten. Ich setze mich jederzeit gerne mit Bernie zusammen, um im Wohle des Sports die Weichen zu stellen. Aber viele jener, die nun nach der FIA und der FOM rufen, werden die Ersten sein, die bei unseren Entscheidungen einwenden – da sind die richtigen Prozedere nicht eingehalten worden. Wenn von uns verlangt wird, dass wir den Weg weisen, dann will ich eine schriftliche Vollmacht. Bis jetzt ist das alles nur viel Gerede.»
Für Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone steht fest: «Wenn Jean Todt und ich etwas durchsetzen wollen, dann machen wir das auch, schliesslich haben wir zwei Drittel der Stimmen innerhalb der Strategiegruppe.»
Doch das Signal gegen aussen, auch in den vergangenen Tagen, ist vielmehr – der 84jährige Ecclestone schimpft weiter über die Motoren («der grösste Fehler, den wir je begangen haben»), und der 69jährige Franzose verblüfft ein wenig durch seinen Aktivismus, nachdem er jahrelang in Formel-1-Fragen so gut wie unsichtbar gewesen ist.
Ebenfalls fragwürdig: Im Gespräch mit einer britischen Medienrunde hat Todt angeregt, dass die europäischen Rennen nicht mehr um 13.00 oder 14.00 Uhr stattfinden sollten, sondern eher um 18.00 Uhr abends. «Dann hätten die Leute die Möglichkeit, nachmittags an den Strand zu gehen und abends das Rennen zu geniessen.»
Doch die Startzeiten in der Formel 1 sind gar nicht Sache der FIA, sondern von «Formula One Management», also von Formel-1-Promoter Ecclestone. Das weiss Todt ganz genau. Warum also diese Bemerkung?
Die jüngsten Aussagen von Todt über Ecclestone stellen weiter in Frage, wie gut ihr Verhältnis ist: «Wenn sich Ecclestone beschweren will, dann sollte er das nicht in die Öffentlichkeit hinaustragen. Er sollte seinem Produkt etwas positiver gegenüber stehen. Ich kenne Bernie gut. Ich weiss, dass er jemandem an einem Tag erklären kann, ich sei sein bester Freund, und fünf Minuten später sagt er jemand anderem, ich sei der grösste Dummkopf, den er je getroffen habe. Auf so etwas lasse ich mich nicht ein, das erzeugt nur unnötige Schlagzeilen. Das alles ist nicht konstruktiv, aber er ist nun mal so, und ich werde ihn auch nicht ändern können.»
Ein Formel-1-Teamchef sagt mir in Kanada im Vertrauen: «In diesem Sport lassen sich die Dinge erst dann radikal ändern, wenn die mächtigsten beiden Männer weg sind.»
Das dürfte so bald nicht passieren: Jean Todt ist 2013 für eine zweite Amtsperiode von vier Jahren gewählt worden, ein Gegenkandidat für die nächste Wahl 2017 ist nicht in Sicht.
Und Bernie Ecclestone? Die «Financial Times» hatte berichtet: Die US-amerikanische Investmentfirma «RSE Ventures», 2012 vom Milliardär Stephen M. Ross gegründet, und die Regierung von Katar stünden kurz davor, mit einer Beteiligung von 35,5 Prozent in den Formel-1-Sport einzusteigen. Max Mosley, von 1993 bis 2009 Präsident des Automobil-Weltverbands FIA, meint gegenüber der BBC: «Es ist noch ein wenig früh, von einer Übernahme zu sprechen. Die üblichen Prüfungen der Wirtschaftsexperten werden eine Weile dauern. Aber selbst wenn eine solche Übernahme zustande kommt, so sehe ich keine Änderung bei der Rolle von Bernie Ecclestone – ausser natürlich, er selber möchte eine Veränderung.»