Funkverkehr mit Piloten: Was ist 2016 noch erlaubt?
Was darf künftig noch an den Fahrer gefunkt werden?
Der Funkverkehr zwischen Renningenieuren und Formel-1-Piloten hat ein solches Ausmass angenommen, dass der Ruf der angeblichen Bleifusshelden ramponiert worden ist. Um genau zu sein, gibt es inzwischen so viele Anweisungen für die Fahrer, dass bei den Fans der Eindruck entstanden ist: ohne Hilfe von aussen sind die Lenkradkünstler nicht mehr in der Lage, ein Formel-1-Auto am Limit zu bewegen.
Das ist einer der Gründe, wieso sich langjährige Fans vom Sport abgewandt haben und und zu wenig neue dazu gekommen sind. Bei der Umfrage der Fahrervereinigung GPDA haben sich viele GP-Anhänger abfällig über dieses ständig Coaching geäussert.
Der Autoverband steuert diesem Trend nun mit einem stark eingeschränkten Funkverkehr entgegen, der ab 2016 gilt. In Spa-Francorchamps hat die FIA eine Liste dessen aufgestellt, was künftig noch erlaubt sein wird.
Alles ausserhalb dieser Punkte ist verboten und wird bestraft, als Bruch von Regel 20.1, wonach ein Fahrer sein Auto allein und ohne fremde Hilfe bewegen muss. Das Strafmass obliegt wie zuvor den jeweiligen vier Rennkommissaren.
Funkverkehr: Das ist 2016 noch erlaubt
1. Jede Information über Technik-Probleme, die als kritisch eingestuft werden müssen, das kann ein platter Reifen sein oder jeder andere Defekt am Wagen.
2. Information über Probleme eines gegnerischen Autos – auch dies gilt in Sachen Sicherheit als unerlässlich.
3. Alle Anweisungen zum Anfahren der Box, um ein Fahrzeug reparieren zu lassen oder es aus dem Rennen zu nehmen.
4. Informationen in Sachen Sicherheit auf der Strecke: gelbe Flaggen, rote Flaggen, Startabbruch oder ähnliche diesbezügliche Informationen der Rennleitung.
5. Informationen in Sachen Piste – feuchte oder nasse Strecke, Öl auf der Bahn oder Trümmerteile.
6. Anweisungen, die Position mit einem anderen Fahrern zu tauschen.
7. Die Bestätigung, dass eine Nachricht des Fahrers verstanden worden ist.
8. Alle Details über Runden- oder Sektorenzeiten.
9. Die Rundenzeiten von gegnerischen Piloten.
10. Abstände zu gegnerischen Fahrern im Training oder Rennen.
11. Ein wenig Motivation von aussen: «Greif an!», «Gib alles!», «Dein direkter Gegner ist Irgendwer» oder Ähnliches in der Art.
12. Jede Hilfe bei drohendem Verkehr oder bei einer anderern Art von Behinderung.
13. Alle Anweisungen zu gewissen Lücken im Verkehr im Abschlusstraining, um seinem Piloten eine reibungslose Runde zu ermöglichen.
14. Informationen in Sachen Reifenwahl beim folgenden Boxenstopp.
15. Anzahl Runden, die ein Gegner auf einem bestimmten Reifensatz schon gefahren hat.
16. Alle Informationen bezüglich der Reifenwahl eines Gegners.
17. Infos über die mutmassliche Strategie eines Rivalen.
18. Alle Informationen zum so genannten Safety-Car-Fenster, wenn also der mögliche Einsatz des Führungswagens das sofortige Reagieren vonnöten machen würde.
19. Infos über Vergehen eines Gegners (Verlassen der Strecke, Auslassen einer Schikane, unfaires Fahrmanöver etc.).
20. Alle Information darüber, dass der verstellbare Heckflügel (DRS) aktiv oder deaktiviert ist.
21. Information darüber, wie bei einem Problem mit dem verstellbaren Heckflügel am besten vorzugehen wäre.
22. Infos zu Änderungen des Frontflügels beim nächsten Boxenstopp.
23. Informationen über einen Ölverlust am Wagen.
24. Anweisungen zum Zeitpunkt des nächsten Boxenstopps.
25. Die Erinnerung, bitteschön die weisse Linien am Ausgang der Boxengasse nicht zu überfahren oder es nicht zu versäumen, bei der FIA-Waage anzuhalten.
26. Genrell alle Erinnerungen zur Einhaltung der Streckenbegrenzungen.
27. Die Weiterleitung von Nachrichten aus der Rennleitung.
28. Alle Informationen zu Schäden am Auto.
29. Informationen über die Anzahl der verbleibenden Rennrunden.
30. Alle Informationen über gewisse Testprogramme im Training, zum Beispiel aerodynamische Einstellungen.
31. Infos übers Wetter.
Fazit: Mit baldiger Funkstille ist also nicht zu rechnen.