MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Surtees, Bianchi, Wilson tot – wie viele Fahrer noch?

Von Mathias Brunner
Trevor Carlin (links)

Trevor Carlin (links)

Trevor Carlin, einer der erfolgreichsten Rennstallchefs unter der Formel 1, ist nach dem Tod von IndyCar-Pilot Justin Wilson überzeugt: jetzt muss im Einsitzersport endlich gehandelt werden.

Trevor Carlin ist einer der renommiertesten Rennstallbesitzer unter der Königsklasse. Der 53jährige Engländer hatte viele spätere Formel-1-Piloten in seinem Team – Sebastian Vettel, Robert Kubica, Felipe Nasr, Jean-Eric Vergne, Carlos Sainz, Daniil Kvyat, Sébastien Buemi, Marcus Ericsson. Carlin hat neun Mal den britischen Formel-3-Titel gewonnen, 2010 und 2011 die Titel in der Formel Renault 3.5, 2014 den GP3-Titel, 2015 ist er drauf und dran, mit Max Chilton die Indy-Lights-Meisterschaft zu erobern. Kurzum – der Mann ist zu erfolgreich, um seine Worte zu ignorieren.

Nach dem vergangenen Wochenende ist Trevor Carlin tief besorgt. In einem Blog schreibt der Brite: «Die Rennsportwelt trauert um Justin Wilson, und der Vorfall ist umso tragischer, weil er meiner Meinung hätte verhindert werden können.»

«Bei der Sicherheit im Motorsport sind massive Fortschritte erzielt worden in den vergangenen 21 Jahren, und viele Leben konnten seit Imola 1994 gerettet werden, dank der Arbeit von Max Mosley und der FIA.»

«Damals hätte (nach den tödlichen Unfällen von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna in Imola sowie einem Unfall im Training zum Monaco-GP, der Karl Wendlinger ins Koma stürzte, die Red.) keiner gedacht, dass sich Veränderungen bei der Sicherheit an den Rennautos so schnell umsetzen lassen. Und doch liessen sich die Designer um Handumdrehen Lösungen einfallen, und die Schultern über dem Cockpitrand zu sehen, das war auf einmal Vergangenheit.»

«Es gab einige, die nörgelten, man sehe den Piloten nicht mehr bei der Arbeit. Einige Fahrer bemängelten die Sicht zur Seite, das begünstige Unfälle. Die Ingenieure eroberten den Verlust an Abtrieb schnell zurück, und ob es mehr Unfälle durch die hochgezogenen Seiten gab? Ich weiss es nicht.»

«Ungefähr zur gleichen Zeit kreuzte jemand mit der leicht verrückt erscheinenden Idee auf, Karbon und Nylon zu nehmen und daraus eine Vorrichtung zu zimmern, um Pendelbewegungen des Kopfes bei einem Aufprall zu verringern – HANS war geboren. Heute würde kein ernst zu nehmender Racer in Erwägung ziehen, ohne den bewährten Hals- und Nackenschutz auf die Bahn zu gehen.»

«Aber nun dürfen wir nicht stillstehen. Es ist Fakt, dass heute das grösste Risiko im Einsitzersport darin besteht, dass der Helm des Piloten von einem Objekt getroffen wird. Wir hätten um ein Haar schon im GP3-Rennen von Spa-Francorchamps einen fürchterlichen Unfall erlebt, als ein davon geflogenes Rad nur knapp vor dem Auto von Matt Parry aufschlug. Keine zwölf Stunden später hatte Justin Wilson in Pocono weniger Glück. Zwei Zwischenfälle in so kurzer Zeit – bei einem fehlten nur ein Meter zur Katastrophe, bei Justin Wilson wollte es das Schicksal anders.»

«Es gibt keinen Grund, wieso wir nicht auf eine Lösung kommen sollten, welche auf alle Monoposti passt, egal ob Formel 4 oder IndyCar-Renner. Ingenieure werden immer Ausreden haben, wieso gewisse Vorschläge nicht gut seien, wir müssen aber nach Lösungen suchen, nicht nach Ausflüchten. Und je schneller wir das tun, desto mehr Leben werden gerettet.»

«Vielleicht wird nun der eine oder andere sagen, der Carlin sei eine Drama-Queen. Das glaube ich nicht. Aber als Vater fühlte ich mich für die jungen Männern und Frauen verantwortlich, die unsere Autos fahren.»

«Es liegt in der Natur des Sports, dass es absolute Sicherheit nie geben wird. Das sollte uns nicht daran hintern, alles Menschenmögliche zu tun, um die Risiken zu minimieren. Mir ist klar, dass man mit solchen Forderungen schnell das Etikett erhält, eine Panikreaktion zu machen. Aber ich wünschte, ich hätte diese Zeilen früher geschrieben, dann wäre Henry Surtees (Sohn von Motorrad- und Formel-1-Champion John Surtees, 2009 von einem Rad erschlagen, die Red.) vielleicht noch unter uns. Nach Justins Tod konnte ich nicht länger schweigen.»

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