Max Verstappen: Brillanter Angriff dank Simulator?
So übte Max Verstappen (aussen) seine Attacke
Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle ist beeindruckt. Der Engländer sagt nach dem Belgien-GP: «Kennen diese Jungen eigentlich keine Furcht? Max Verstappen Seite an Seite mit Felipe Nasr, zur Blanchimont hoch, durch Blanchimont durch, und das bei jenseits von 300 km/h, das war einfach atemberaubend. Solche Momente können wegweisend für eine Karriere sein. Es war vielleicht nicht ganz so verrückt wie damals der Angriff von Mark Webber auf Fernando Alonso in die Eau-Rouge-Senke hinein, aber es war ein Festschmaus, Verstappen zuzusehen.»
Brundle staunt und warnt zugleich bei der britischen Sky: «Das kann nur klappen, weil sich die Fahrer gewisse Freiheiten in Sachen Sturzräume herausnehmen können, zudem wissen sie um die hohe Sicherheit der Autos. Gleichzeitig braucht ein solcher Angriff höchste Präzision und bedingungslose Hingabe. Wer so etwas zeigt, der hat schon sehr viel gottgegebenes Talent. Wenn es überhaupt etwas geben würde, das ich Max raten würde, dann dies – wähle solche Angriffe weise. Verstappen steht Weltmeister-Potenzial sozusagen auf die Stirn geschrieben, es ist sinnlos, mit wagemutigen Aktionen seine Gesundheit zu riskieren. Ein solcher Moment ist nicht so wichtig wie das grössere Bild.»
Verstappen meinte nach seiner tollen Aktion in Blanchimont nur: «Gut, einige Überholmanöver waren heute schon ein wenig riskant. Aber du musst eben Risiken eingehen, wenn du in so einem Rennen in die Punkte fahren willst.»
Was im GP2-Rennen zwischen Pierre Gasly und Daniel De Jong in Blandhimont zu einem schweren Unfall führte (die Autos berührten sich, De Jong prallte geradeaus in die Pistenbegrenzung und musste am Rücken operiert werden), klappte zwischen Nasr und Verstappen.
Nun stellt sich heraus: Verstappen hatte einen solchen Angriff zuvor wiederholt simuliert – als Gegner von Atze Kerkhof bei Team Redline. Das Video sehen Sie online
Einen Teil der Sommerpause hatte der gegenwärtige WM-Zehnte in seinem Playseat verbracht, seit anfangs August ist er Teil von Team Redline, den Weltmeistern im Online-Simracing. Max meint: «Mich hat das wirklich gepackt. Wenn ich es könnte, dann würde ich einen professionellen Formel-1-Simulator in meine Wohnung packen, aber der heutige Sitz kommt dem echten Fahrgefühl schon recht nahe. Natürlich ist das nicht mit dem Simulator in Milton Keynes zu vergleichen, der ist zehn Mal grösser!»
Sim Racing (für simulierten Rennsport) versucht, das echte Fahren so wirklichkeutsgetreu wie irgend möglich zu kopieren. Beim Simulationsspiel müssen die ganzen Variablen der echten Welt miteingerechnet werden – also Verbrauch, Reifenverschleiss, Haftungsgrad der Reifen, Flügeleinstellung, mögliche Schäden am Wagen, dazu wird der Wagen abgestimmt wie ein echtes Rennauto. Um wirklich gut zu sein, muss der Sim-Fahrer ein grosses Verständnis für seinen virtuellen Wagen aufbauen, die Anforderungen beim Bremsgefühl oder beim Erspüren der Haftgrenze der Reifen kommen dem realen Fahren sehr nahe.