Bernie Ecclestone, Ausstieg Red Bull: Was ist Plan B?
Eigentlich dachten wir, der Renault-Sauger habe Ende 2013 in Brasilien ausgeglüht
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone denkt noch immer darüber nach, eine Alternative für den V6-Hybridmotor anzubieten. Sollte der 84jährige Engländer mit seinem Plan durchkommen, könnten wir die Rückkehr von Saugmotoren und 2016 im Feld zwei grundsätzlich verschiedene Triebwerke erleben!
Ecclestone schweben grundsätzlich zwei Lösungswege vor: Entweder einen 2013er V8-Sauger zu erlauben oder einen 3,5-Liter-V6 mit einer vereinfachen Energierückgewinnung.
Die Frage ist derzeit: Würde es vor dem Hintergrund des Formel-1-Reglements überhaupt gehen, so spät noch einen anderen Motor einzuführen? Und würde von den Rennställen nicht ein vehementer Widerstand entstehen?
Es ist auch unklar, wie Ecclestone einen solchen Coup durchziehen will, wo doch FIA-Präsident Jean Todt ein grosser Anhänger der Hybrid-Turbotechnik ist. Warum sollte der Franzose eine Rückkehr zum Sauger befürworten?
Die Motorkrise bei Red Bull könnte Ecclestone jedoch die Grundlage für solch einen Vorstoss schenken: Der Engländer könnte auf höhere Gewalt pochen und auf die Gefahr hinweisen, auf einen Schlag vier Autos zu verlieren.
Ecclestone hat in Russland wiederholt darauf hingeweisen, dass es für Red Bull eine Lösung des Motorproblems und 2016 ein volles Startfeld mit 22 Autos geben werde. Was weiss der Brite, was wir nicht wissen? Denn Mercedes und Ferrari haben wiederholt klar gemacht: Es gibt keine Motoren für Red Bull. Mit Renault ist das Band zerschnitten. Honda ist keine Alternative. Da bleibt nicht viel Spielraum übrig.
Sollte Ecclestone mit seinem Plan durchkommen, eine andere Form von Motor in der Formel 1 laufenlassen zu dürfen, dann wird sich die Frage stellen: Wie soll zwischen den Hybrid-Motoren und den Saugern eine Chancengleichheit entstehen?
Ecclestone wird vielleicht den möglichen Ausstieg von Red Bull als Mittel verwenden, Mercedes und Ferrari eben doch noch zu einer Motorlieferung zu bewegen. Mit dem Argument: Ferrari-Chef Sergio Marchionne und Mercedes-CEO machen lieber eine Kehrtwendung und geben doch Motoren her als sich 2016 in der Formel 1 von einem Low-Tech-Motor schlagen zu lassen.
Und dann gibt es noch die politische Ebene. Bernie Ecclestone will den Herstellern weniger Macht einräumen. Zugriff auf Saugmotoren zu haben, würde einigen Rennställen eine Alternative erlauben. Und sie politisch in weniger Sachzwänge stürzen. Denn in einem Sky-Interview mit Martin Brundle in Sotschi sagte Ecclestone: «Wenn du einen Rennstall hast und Mercedes dich mit Motoren ausstattet, würdest du dich dann in einer Abstimmung gegen Mercedes stellen? Eben. Wir brauchen wieder einen unabhängigen Motorlieferanten, wir brauchen ein neues Cosworth. Und wenn ich ein neues Team aufbauen will, kann ich mir dort Motoren besorgen. Das kann ich heute nicht.»
Ecclestone sagt auch: «Wir sind früher schon in der Formel 1 parallel mit Saugern und Turbos gefahren.»
Das Konzept geisterte schon im vergangenen April mal durchs Fahrerlager. Damals sagte Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Das müsste man sich gut anschauen, um die Vor- und Nachteile abzuwägen. Vielleicht wären dann auf einigen Pistentypen diese Motoren besser, auf weiteren die anderen. Das könnte die Reihenfolge ein wenig verschieben. Das wäre schon interessant. Clevere Ingenieure könnten damit einiges anstellen.»