Daniel Ricciardo: «Wir haben nichts zu verlieren»
Daniel Ricciardo
Daniel, wie sehr freust du dich auf den neuen Motor?
(Beginnt zu lachen.) Schon ein wenig! Klar bin ich neugierig darauf herauszufinden, wie sich der neue Motor anfühlt. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich in Euphorie verfalle. Die Renault-Techniker sagen mir, dass sich der Gewinn an Rundenzeit in Grenzen halten wird. Sie sprechen für die Piste hier in Interlagos von ein bis zwei Zehntel pro Runde. Also gehe ich vorsichtig mal davon aus, dass wir eher im Bereich einer Zehntelsekunde liegen werden.
Mich interessiert mehr die Fahrbarkeit: Nimmt der Motor sauberer Gas an? Das wiederum kann sich positiv auf das Haushalten mit den Hinterreifen auswirken.
War das denn ein grosses Problem?
Ja, generell war die Fahrbarkeit in den ersten fünf oder sechs Rennen eines der grösseren Probleme. Das wurde sehr viel besser. Aber wir können durchaus nochmals Fortschritte machen.
Ihr wart in den letzten Rennen recht konkurrenzfähig. Wie wirken sich da zwei Zehntelsekunden aus?
Ich hoffe mehr als es auf den ersten Blick aussieht. Wir haben wirklich in den letzten Rennen recht gut ausgesehen. Eine Erklärung habe ich nicht dafür, aber ich beklage mich nicht. Interlagos ist ein Power-Kurs, da brauchen wir uns keine Illusionen zu machen. Und zehn Ränge zurück wegen des Motorwechsels ist auch eine Knacknuss. Ich hoffe, ich kann im Rennen vorrücken.
Wie geht es 2016 weiter?
Es steht bei uns noch immer nicht fest, was wir machen werden. Ich hoffe, dass wir von Renault mit diesem Motor positive Signale erhalten. Ich selber sage mir: Es geht für mich nicht um viel in der Weltmeisterschaft, ich habe nichts zu verlieren, also wozu den neuen Motor nicht probieren? Wenn es hier nicht schlecht läuft, dann könnten wir in Abu Dhabi nicht allzu weit weg sein von einem Podest auf dem Siegerpodest. Im übrigen möchte ich in der WM noch an Daniil Kvyat vorbei.
Auch in turbulenten Zeiten zwischen Red Bull und Renault habe ich immer versucht, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich habe ein gutes Arbeitsverhältnis mit den französischen Technikern behalten. Wir sind gut siebzig Mitarbeiter hier auf dem Rennplatz. Ich könnte jetzt nicht behaupten, dass es grosse Spannungen zwischen ihnen und den Fachkräften von Renault gab. Die meisten Probleme gingen nicht auf eine Schuld von jemandem zurück, der an einem Grand-Prix-Ort arbeitet. Als Fahrer und Team-Mitglied ist es ganz gut, wenn ich mich aus allfälligem Streit heraushalten kann.