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Jean Todt (FIA): Viele Tote in Paris, wenig Takt

Kolumne von Mathias Brunner
Die Welt trauert mit Frankreich

Die Welt trauert mit Frankreich

Viele im Fahrerlager von Interlagos sind wie betäubt über den Terror von Paris mit 128 Toten. FIA-Chef Jean Todt zeigt in Brasilien bei einer Stellungnahme wenig Wortgeschick.

Kaum war FIA-Präsident Jean Todt in Interlagos angekommen, da wurde der 69jährige Chef des Automobilweltverbands natürlich von Medienvertretern umstellt. Das Formel-1-Tagesgeschäft wie der Streit um Motoren rückte in den Hintergrund: Alles redet in Interlagos nur vom Terror in Paris, die Opferbilanz raubt einem den Atem 128 tote, 180 teils schwer verletzte Menschen. Unfassbar.

In der Formel 1 arbeiten viele Franzosen bei zahlreichen Teams, nicht nur die Fachkräfte von Renault, auch Vertreter von Zulieferfirmen, Wetterspezialisten, Medienschaffende, nicht zuletzt Romain Grosjean – der Lotus-Fahrer trägt seit heute Morgen am linken Arm die Trikolore, auf dem Helm prangen ebenfalls die französischen Landesfarben.

Die Kollegen des französischen Digitalsenders Canal+ wollten von Jean Todt eine Stellungnahme zur Terrornacht von Paris. Seither ist nicht nur in Frankreich eine hitzige Diskussion darüber entbrannt, ob der seit Oktober 2009 der FIA vorstehende Todt wahres Wortgeschick gezeigt hat.

Jean Todt sagte vor laufender Kamera: «Wenn man ein solches Drama sieht, dann kann man nur leiden. Man muss an die ganzen Opfer denken, man muss hoffen, dass sich so etwas nie mehr wiederholt. Wir hatten ja schon vorher vorgesehen, dass wir hier etwas machen werden – und zwar zum Gedenken der Opfer im Strassenverkehr. Jeden Tag verlieren 3500 Menschen auf den Strassen ihr Leben. Das ist 30 Mal mehr als die Opfer der Attentate.»

Seither wird nicht nur in den sozialen Netzwerken darüber diskutiert, ob es besonders taktvoll ist, solche Zahlen zu vergleichen. Natürlich sind die Opferzahlen im Strassenverkehr erschreckend. Und damit das gleich klar ist: Wir schätzen den Einsatz von Jean Todt sehr, sich dafür einzusetzen, dass weniger Menschen ihr Leben verlieren. In Mexiko hatte der Franzose bereits betont, dass ihm diese Aufgabe mehr am Herzen liege als die Belange der Formel 1.

Aber die Strassenverkehrsopfer in Relation zu den Opfern der Anschläge von Paris zu setzen, das wirkt mindestens ungeschickt. Nicht nur auf die Angehörigen der Opfer von Paris, Familienmitglieder und Freunde.

Statt Worte des Trostes, der sanften Aufmunterung wird hier der Eindruck erweckt, es gehe nur um die eigene Sache, so heldenhaft dieser Einsatz auch sein mag.

Wir zweifeln keine Sekunde daran, dass Jean Todt von den Vorkommnissen in Paris tief betroffen ist. Die FIA hat ihren Sitz in Paris, Jean Todt hat viele Freunde in der Stadt der Lichter. Die passenden Worte dafür hat er nicht gefunden.

Auch zur Affäre Hamilton in Monaco hat sich Todt geäussert: «Manchmal verbringt man zu viel Zeit mit unnötigen Kontroversen, die völlig bedeutungslos sind. Wenn ich zum Beispiel höre, wie viel Wichtigkeit einem kleinen Autounfall von Lewis Hamilton beigemessen wird, dann sollte wir uns nicht darum kümmern. Wir sollten uns um wichtigere Dinge kümmern.»

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