Nico Rosberg: Respekt vor Ferrari und Lewis Hamilton
So verrauchten Nico Rosbergs Siegchancen in Sotschi 2014
Die Silberpfeilschützen reisen in völlig unterschiedlicher Ausgangslage nach Russland. Lewis Hamilton hat die ersten beiden russischen Grands Prix in Sotschi 2014 und 2015 gewonnen. Nico Rosberg hingegen vergab die Chancen auf den Sieg 2014 mit einem monumentalen Verbremser in der ersten Runde, holte sich neue Reifen ab und fuhr dann mit diesem einen Satz sensationell noch auf Rang 2. 2015 schied er wegen eines Problems mit dem Gaspedal aus.
Die Saison 2016 läuft hingegen ganz für Rosbert: Drei Rennen, drei Siege. Bei Hamilton passen die oft benutzten Pleiten, Pech und Pannen: Pleite in Australien nach schlechten Start, als ihn Rosberg in der ersten Runde versauern lässt, Pech in Bahrain, als Hamilton von Bottas angeschubst wird, erneut übrigens nach einem schlechte Start des Briten, Pannen in China – Getriebe-, dann ein Motorschaden, Start aus der letzten Startreihe.
Der Engländer gibt zu: «Nach dem Wochenende in China ging mir viel durch den Kopf. Aber nach all den Jahren sagt mir meine Erfahrung, dass ich nach Rückschlägen die Ruhe bewahren und weiter angreifen muss. Ich habe das schon einige Male erlebt. An den kommenden 18 Rennwochenenden kann viel passieren, und ich habe vollstes Vertrauen in dieses Team. Rückschläge gehören zum Sport: Sie schweissen uns zusammen, machen uns stärker, und ich weiss, dass wir gemeinsam zurückschlagen werden. Ich bin zuversichtlich, dass uns bessere Wochenenden erwarten.»
«Es gibt viel Positives, das wir mitnehmen können. Nach diesen ersten Rennen weiss ich immerhin, dass ich noch überholen kann! In China hatte ich zudem einen grossartigen Start, hoffentlich kann ich daran anknüpfen und dies zu meinem Vorteil nutzen, um eine bessere Basis für die Rennen zu haben. Jetzt geht es nach Russland. Ich habe dort bei bislang beiden Rennen gewonnen, die Strecke scheint mir ziemlich gut zu liegen.»
Nico Rosberg bleibt trotz seiner Siegesserie (sechs GP-Siege in Folge, drei davon 2016) mit beiden Füssen auf dem Teppich: «Ich hätte niemals gedacht, dass die ersten drei Wochenenden so verlaufen würden. Ich habe das Beste aus meinen Möglichkeiten gemacht und dadurch nun einen kleinen Vorsprung nach Punkten. Aber es liegen erst drei Rennen hinter uns und es braucht nur ein, zwei schlechte Wochenenden, um den Vorsprung aufzubrauchen. Lewis ist als Champion und für mich noch immer die Messlatte, Ferrari hat noch nicht gezeigt, was sie können, und Red Bull Racing scheint ebenfalls stärker zu werden.»
«Im Moment blicke ich von Rennen zu Rennen, konzentriere mich auf meine Aufgaben und versuche, diese bestmöglich zu erledigen. Diese Einstellung hat für mich bislang gut funktioniert. Im vergangenen Jahr sah es für mich in Sotschi das gesamte Wochenende über gut aus, bis ein technisches Problem mein Rennen beendete. Im Jahr davor hatte ich viel Spass, mich vom Ende des Feldes nach vorne zu kämpfen. Ich weiss also, dass ich auf dieser Strecke konkurrenzfähig bin. Wir haben auch grossartige Erinnerungen an den Gewinn der beiden Weltmeisterschaften mit dem Team dort.»
Was sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zum Duell seiner beiden Alpha-Tiere?
Der Wiener meint: «Ich habe keinen Zweifel daran, dass uns bis zum Saisonende ein enger Kampf an allen Fronten erwartet. Beide Fahrer befinden sich in einer guten mentalen Verfassung. Nico ist in einer grossartigen Form, bleibt jedoch bescheiden. Lewis hätte allen Grund, von seinem Saisonstart entmutigt zu sein. Aber er ist ruhig und zuversichtlich – er geht mit den Rückschlägen wie ein echter Champion um.»
Technikchef Paddy Lowe fügt hinzu: «Es ist unüblich, bereits sechs Monate nach dem letzten Rennen an einen Austragungsort zurückzukehren. Eine dermaßen einschneidende Änderung am Rennkalender könnte durchaus andere Wetterverhältnisse mit sich bringen. Wir reisen zum insgesamt dritten Mal nach Sotschi, und es wird interessant sein, zu sehen, wie sich die Strecke verändert hat. In den ersten beiden Jahren war die Streckenoberfläche sehr glatt. Angesichts dessen fällt die Reifenwahl mit den Mischungen mittelhart, weich und superweich in diesem Jahr eher konservativ aus.»
«Ein markantes Merkmal in Sotschi ist, dass der Kurs die längste Anfahrt zur ersten Bremszone von allen Strecken im Rennkalender besitzt. Dort wird extrem hart gebremst, was die Fahrer auf der ersten Runde leicht eiskalt erwischen kann. Nach den ereignisreichen Startrunden in Bahrain und China könnte es am Sonntag zu Beginn erneut dramatisch zugehen. Das Wochenende in China verlief aus Zuverlässigkeitssicht alles andere als zufriedenstellend. Deshalb ist es eines unserer Hauptanliegen, mit beiden Autos ein sauberes Wochenende zu erleben.»