Sebastian Vettel, Daniil Kvyat: Sotschi – neues Duell
Sebastian Vettel und Daniil Kvyat nach dem China-GP
Es dauerte eine Weile, bis sich Ferrari-Star Sebastian Vettel nach dem Grossen Preis von China beruhigt hatte: Er fand, Red Bull Racing-Pilot Daniil Kvyat sei nach dem Start in Kurve 1 zu vehement in eine Lücke gestossen. Der junge Russe blieb gleichmütig: «Was willst du von mir? Ich sah eine Chance, ich habe sie genutzt, alle Beteiligten sind ins Ziel gekommen, du und ich stehen auf dem Podest, also.» Vettel wurde hinter Dauersieger Nico Rosberg Zweiter, Kvyat wurde Dritter.
Die meisten Experten schlugen sich auf die Seite des Russen, mit dem Argument, dass Kvyat nur tat, was Vettel genau so getan hätte.
Durchaus denkbar, dass Red Bull Racing dem früheren Piloten Vettel bald noch mehr auf die Nerven geht. Denn bei RBR und auch bei Motorenpartner Renault sind zahlreiche Verbesserungen aufgegleist, welche die vierfachen Weltmeister wieder siegfähig machen sollen.
Renault-Fahrer Kevin Magnussen ist nach Augenschein von der Strecke ebenso überzeugt wie Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz: «Red Bull Racing hat derzeit das beste Chassis.» Die GPS-Daten der Konkurrenz bestätigen: In langsamen Ecken ist kein Auto schneller als der Red Bull Racing-Rennwagen.
Nun fehlt mehr Dampf auf den Geraden, und den will Renault im Juni liefern. Die Franzosen haben im Winter gemessen an 2015 um rund 40 PS zugelegt. Gemäss Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul läuft der verbesserte Motor seit längerem auf den Prüfständen. Als erster Einsatz wird das Wochenende des Kanada-GP (12. Juni) anvisiert.
Renault verspricht sich vom Evo-Motor einiges: Von (je nach Pistenlayout) vier bis fünf Zehntelsekunden pro Runde ist da die Rede. Das entspräche einem Schub von weiteren rund 30 PS. Damit wären die Franzosen nicht mehr weit von Mercedes und Ferrari entfernt.
Die tolle Darbietung von China (Daniel Ricciardo in Startreihe 1, Kvyat Dritter, der Australier Vierter) hat Red Bull Racing angestachelt. Daniel Ricciardo: «Es herrscht wieder der Geist von 2014, als wir den Favoriten ein paar Mal ein Bein stellen konnten.»
Und Daniil Kvyat bestätigt gegenüber dem russischen Portal Sportbox: «Der China-GP hat unserem Selbstvertrauen weiteren Schub gegeben. Wir sind in Sachen Speed vergleichbar mit Ferrari, wir sind ganz klar dritte Kraft. Gut, Mercedes hat weiterhin einen stattlichen Vorsprung, aber wenn die ganzen Verbesserungen für Kanada so einschlagen, wie wir uns das erhoffen, dann werden wir eines Tages auch mit Mercedes auf Augenhöhe kämpfen.»
Zunächst aber kommt mal das Heimrennen von Kvyat in Sotschi. Durchaus möglich, dass wir dabei eine Neuauflage des China-Duells zwischen Sebastian Vettel und Kvyat erleben. Daniil meint: «Wenn du mit einem Piloten das erste oder zweite Mal kämpfst, dann lernst du ihn ein wenig besser kennen. Wir können mit Ferrari mithalten.»
Eine Rolle könnte dabei auch das Wetter spielen. 2014 bei der Premiere war es kühl, aber schön. 2015 war das Wetter das ganze Wochenende über miserabel. Und 2016? Eine Schlechtwetterfront passiert derzeit die Region, aber ab Freitag ist freundliches Wetter angesagt. Es wird jedoch kaum wärmer als 20 Grad.