Red Bull: 30 Renault-PS mehr für Ricciardo und Kvyat
GP China: Daniel Ricciardo vor Lewis Hamilton
Für den früheren Formel-1-Fahrer Martin Brundle und Sky-GP-Experten steht fest: «Mercedes hat gewissermassen Ferrari im einen Rückspiegel und Red Bull Racing im anderen. Wenn ihnen Ferrari im Magen liegt, dann Red Bull erst recht.»
Der Australier Daniel Ricciardo schaffte jedenfalls in China, was sogar Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko verblüffte: Der dreifache GP-Sieger stellte seinen Renner auf trockener Abschlusstrainingsbahn in die erste Startreihe! Zugegeben, Ferrari hatte gepatzt, und Hamilton musste sich hinten anstellen, aber das änderte an der tollen Runde des Strahlemanns nichts.
Im Rennen hatte Daniel Ricciardo zunächst Pech: Nach Führung ein Reifenschaden, dann Aufholjagd zum vierten Rang – dem dritten vierten Rang der Saison in Folge, um genau zu sein, und dadurch ist er gegenwärtig WM-Dritter. Sein Stallgefährte Daniil Kvyat errang in Shanghai einen grandiosen dritten Platz.
«Das ist alles sehr ermutigend. So langsam fühlt sich das wieder an wie 2014», meint Ricciardo. Damals war der Australier immer dann zur Stelle, wenn die Silberpfeile schwächelten – so siegte er in Kanada, in Ungarn und in Belgien.
2015 übernahm dann Ferrari diese Rolle. Erneut wurden die Silberpfeile drei Mal geschlagen, dieses Mal durch den zu Ferrari gewechselten Sebastian Vettel.
Schon im Testwinter fiel auf: Red Bull Racing hat erneut ein exzellentes Chassis gebaut. Renault hat gemessen an 2015 um rund 40 PS zugelegt. Renault lässt sich jedoch mit dem ersten grossen Evo-Paket für den 1,6-Liter-Turbo-V6 Zeit, es soll für Kanada bereit sein. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Dann könnten wir unter den Autos vor uns ein wenig Unruhe stiften.»
Um genau zu sein, wird das schon vorher passieren: Auf einer Strecke wie Monte Carlo macht sich ein Power-Manko nicht so bemerkbar. «Von den kommenden Strecken haben wir dort die besten Siegchancen», meint Daniel Ricciardo.
Die GPS-Daten der Konkurrenz bestätigen: In langsamen Ecken ist kein Auto schneller als der Red Bull Racing-Rennwagen.
Renault verspricht sich vom Evo-Motor einiges: Von (je nach Pistenlayout) vier bis fünf Zehntelsekunden pro Runde ist da die Rede. Das entspräche einem Schub von rund 30 PS. Damit wären die Franzosen nicht mehr weit von Mercedes und Ferrari entfernt.
Bei Red Bull Racing wird der Ball flach gehalten. Ein Evo-Motor im vergangenen Herbst erwies sich als Luftpumpe. Christian Horner bleibt daher vorsichtig: «Auf dem Papier schaut alles schnell mal sehr schön aus. Nur die Stoppuhr lügt nicht.»
Daniel Ricciardo: «Im Team herrscht wieder der Geist von 2014, als wir den Favoriten hin und wieder ein Bein stellen konnten. Alles 2016 fühlt sich sehr gut an, wir haben die eigenen Erwartungen bislang übertroffen. Wir rücken näher, und wenn wir jenen Schritt machen, den wir uns im Frühsommer erwarten, dann kann es richtig lustig werden.»