Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Sauber nicht bei Barcelona-Test: Die drei Gründe

Von Mathias Brunner
Die Sauber-Fahrer (hier Felipe Nasr) müssen sich mit Händen und Füssen der Gegner erwehren

Die Sauber-Fahrer (hier Felipe Nasr) müssen sich mit Händen und Füssen der Gegner erwehren

​Der Schweizer Sauber-Rennstall muss bestätigen, nicht am kommenden Barcelona-Test teilzunehmen (17. und 18. Mai). Die finanzielle Belastung bleibt hoch.

Im Anschluss an den Grossen Preis von Spanien (15. Mai) wird auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya getestet. Ein Team wird dabei fehlen: Sauber.

Der viertälteste Rennstall der Formel 1 (nach Ferrari, McLaren und Williams) bestätigt: «Wir haben den ersten Test innerhalb der Saison in Barcelona gestrichen. Es gibt zwei Gründe: Erstens – wir haben kein Update am Wagen für den Spanien-GP. Zweitens – wir haben keinen jungen Piloten zur Verfügung, welcher die Anforderungen für diesen Test erfüllt.»

Zur Erinnerung: In den sportlichen Regeln für die Saison 2016 ist verankert, dass zwei der vier Testtage für Nachwuchsfahrer investiert werden müssen. Der zweite Formel-1-Test findet im Anschluss an den britischen Grand Prix statt, also 12./13. Juli.

Im vergangenen Jahr war der in Zürich geborene Italiener Raffaele Marciello Testfahrer von Sauber – ein Zugeständnis an Motorenpartner Ferrari. Doch inzwischen ist Marciello aus der Ferrari-Fahrerakademie aussortiert worden. Seither ist Sauber offiziell ohne Testpilot. Bei einem Notfall würde in aller Wahrscheinlichkeit Ferrari-Ersatzmann Jean-Éric Vergne einspringen.

In Sotschi habe ich mich mit einem Ingenieur von Sauber unterhalten. Auf die Frage nach Verbesserungen am Wagen meinte er: Sobald der finanzielle Würgegriff lockerer sei, könne man damit beginnen. Die Techniker hätten genau Vorstellungen davon, was alles zu verbessern ist. Aber die finanziellen Sorgen von Sauber halten an. Und das dürfte mindestens ein Mitgrund sein, wieso Sauber beim Barcelona-Test fehlt.

Im Winter musste Teamchefin Monisha Kaltenborn verspätete Lohnzahlungen einräumen. Die Steuerfrau blieb dem Bahrain-GP fern, um sich zuhause um die finanzielle Situation zu kümmern. Daraus entstanden Gerüchte, Sauber tauche gar nicht mehr in China auf. Was umgehend zu einem Dementi der Chefin führte: «Es ist lächerlich zu behaupten, wir würden die Saison nicht zu Ende fahren. Andere Teamchefs fehlen bisweilen auch bei einem Rennen, und das scheint niemanden zu kümmern.»

Teammanager Beat Zehnder sagte in Sotschi: «Ja, die finanzielle Situation bei uns ist angespannt. Positiv ist, dass wir noch immer hier sind. Wir arbeiten daran, diese Schwierigkeiten zu lösen, einfach ist das nicht. Das Jahresbudget ist massiv, und Sponsoren sowie die Gelder von Bernie Ecclestone alleine reichen einfach nicht mehr.»

«Die Situation hat viele Gründe. Einer davon – noch vor wenigen Jahren stand der Dollar bei einem Franken fünfzig, heute sind der Dollar und der Schweizer Franken gleich stark. Wir erhalten aber die ganzen Zahlungen aus dem Preisgeldtopf in Dollar, allein deswegen ist uns viel Geld verloren gegangen. Ein anderes Problem ist, dass wir mit einem Formel-1-Rennstall in der Schweiz ein wenig isoliert sind. Techniker, Mechaniker, da gibt es in England einen ganzen Pool. Es ist nicht leicht, Fachkräfte zu überzeugen, in die Schweiz zu kommen.»

Bei Sauber wird vor dem Hintergrund beschränkter Ressourcen auch ein grosses Thema sein: Wieviel Geld soll in die Entwicklung des 2016er Renners investiert werden, wenn für 2017 vom Chassis her eine grosse Umstellung kommt?

Wer in der Formel 1 nicht entwickelt, wird gnadenlos zurückgereicht. Die Sauber-Fahrer kämpfen mit dem Manor-Duo gegen das Dasein als Schlusslicht.

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