Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Toto Wolff über Sabotage-Gerüchte: «Wahnsinnige!»

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

In Sotschi wurde Mercedes-Rennchef Toto Wolff allen Ernstes gefragt, ob an den Verschwörungstheorien gegen Lewis Hamilton etwas dran sei. Die Antwort des Wieners ist deutlich.

So weit sind wir also schon. Die wiederholten Defekte am Silberpfeil von Weltmeister Lewis Hamilton haben im Internet Gerüchte spriessen lassen, wonach es gegen den Briten eine Verschwörung gebe. Aus welchen Gründen auch immer sei es wohl 2016 beschlossen worden, dass eben Nico Rosberg Weltmeister werde.

Vermutlich sind das auch die gleichen Menschen, die den Schwachsinn verbreiten, Mercedes wolle halt einen deutschen Weltmeister. Ja, das ist sehr logisch: Vor allem vor dem Hintergrund des Welt-Stars Lewis Hamilton, der 2014 und 2015 Champion geworden ist. Die gleichen Spinner haben vermutlich früher auch verbreitet, Mercedes wolle dank der weltweiten Magnetkraft von Lewis den Briten zum Champ machen.

Wie auch immer: TV-Mannschaften wurden in Sotschi bei Mercedes-Rennchef Toto Wolff vorstellig und konfrontierten ihn mit solchen und ähnlichen Verschwörungstheorien.
Die Antwort des Wieners ist deutlich: «Wer uns so etwas unterstellt, ist wahnsinnig, das kann man doch nicht ernst nehmen! Wieso um alles in der Welt sollten wir selber einen Fahrer zurückbinden? Wir wollen zum zweiten Mal in Folge den Marken-WM-Titel einfahren, da werden wir doch nicht freiwillig Punkte herschenken!»

«Aber mir ist natürlich auch aufgefallen, dass es in den sozialen Netzwerken sehr viel Schelte für uns gibt, und da ist der Weg nicht mehr weit zu allerlei Verschwörungstheorien. Ich reagiere in solchen Situationen immer gleich: Am liebsten würde ich solche Schwachsinnsverbreiter nicht einmal ignorieren. Der Gedanke schmerzt mich, dass wir einem Mann, der für uns zwei WM-Titel eingefahren hat, absichtlich Schaden zufügen sollten. Er hat uns nie im Stich gelassen, also wieso sollten wir ihm das zuleide tun? Nein, die Wahrheit ist einfach – dies ist ein mechanischer Sport, in dem es zu Defekten kommen kann und fertig.»

«Die beste Gegenthese ist ja, dass wir auch ein Problem im Auto von Nico Rosberg gehabt haben, bei ihm ging es um die kinetische Energierückgewinnung. Eine Weile sah es so aus, als könnte er das Rennen nicht zu Ende fahren. Das alles zeigt, dass wir am Limit operieren, um weiterhin einen Siegerwagen zu haben und unsere feine Serie fortzusetzen. Es ist uns aber auch klar: Wenn du die Grenze immer wieder zu verschieben versuchst, kommst du irgendwann mal darüber hinaus.»

Wolff kann sich dann eine abfällige Bemerkung nicht verkneifen: «Wir tun uns ein wenig schwer damit, Leute ernst zu nehmen, die mit dem Laptop auf der Brust im Bett herumfläzen und beleidigende Nachrichten tippen. Manchmal frage ich mich wirklich, was in solchen Köpfen so vor sich geht.»

«Die Leute werden jetzt vielleicht denken – warum reagiere ich so heftig auf dieses Gerede? Der Grund ist: Ich will mich schützend vor meine Jungs stellen, die sich Tag und Nacht ein Bein ausreissen, um Nico und Lewis das bestmögliche Auto hinzustellen. All die Verschwörungstheorien finde ich eine Beleidigung für ihre tägliche Arbeit. Das ist nicht zu entschuldigen und äusserst unfair. Ich will nicht, dass unsere Fachkräfte solch dummes Zeug persönlich nehmen.»

«Mit rationaler Kritik habe ich kein Problem, und wenn jemand einen fundierten Kommentar verfasst, dann kann ich damit gut leben. Wir nehmen Kritik ernst, und wir glauben, wir gehen offen und ehrlich damit um. Hin und wieder machen auch wir Fehler, dann muss man dazu stehen. In jüngerer Vergangenheit haben wir Fehler gemacht. Wir haben uns bei Lewis auch dafür entschuldigt. Nun müssen wir danach trachten, diese Fehler nicht zu wiederholen. Und glaubt mir, unseren eigenen Jungs tut es am meisten weh, wenn ihr Silberpfeil stehen bleibt.»

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