Daniel Ricciardo (Red Bull): Monaco-Schmach verdaut
Daniel Ricciardo hat sein Lachen wiedergefunden
Daniel Ricciardo war der grosse Verlierer des Monaco-GP: Der Australier hatte alles richtig gemacht, eine feine Pole-Position herausgefahren, unter schwierigen Bedingungen souverän geführt, aber alles ging schief beim berüchtigten Boxenstopp, als die Red Bull Racing-Strategen die Reifenmischung umstellten, die gewünschten Walzen auf die Schnelle nicht aus der Box zu holen waren und Daniel Ricciardo mehr als zehn Sekunden ohne Reifen dastand. Das reichte, dass Lewis Hamilton vorbeischlüpfen konnte.
Daniel Ricciardo sagt nun in Kanada: «Ich brauchte einige Tage, um die Enttäuschung zu verdauen. Ich wollte nicht alles in Monaco auf den Tisch knallen, denn es war klar, wie enttäuscht ich war. Ich war besonders ernüchtert, weil ich fand, ich hatte zwei Mal in Folge die Chance auf den Sieg und ging beide Male leer aus.»
«Als sich die Situation ein wenig beruhigt hatte, suchte ich das Gespräch mit meinen Leuten. Ich liess mir im Detail erklären, was passiert ist. Niemand kann uns den entgangenen Erfolg von Monaco zurückgeben, mir ist aber vor allem wichtig, dass so etwas nie wieder vorkommt.»
«Das Team hat mir erklärt, welche verbesserten Abläufe in Sachen Boxenhalt eingeführt werden. Es wird nie wieder vorkommen, dass keine Reifen bereit liegen. Aber wir hatten auch spezielle Umstände. Die engen Platzverhältnisse von Monte Carlo, die späte Entscheidung, eine andere Reifenmischung zu verwenden. Vielleicht wäre das auf einer anderen Piste nicht passiert.»
«Aber ich habe Monte Carlo jetzt hinter mir gelassen. Es war ein Riesenfrust für alle, aber an einem bestimmten Punkt musst du nach vorne blicken.»
Nach vorne bedeutet: Grosser Preis von Kanada in Montreal. Daniel hat schöne Erinnerungen an den Circuit Gilles Villeneuve – hier konnte der Australier 2014 seinen ersten Grossen Preis gewinnen.
Daniel sagt: «Wie stark wir in Monaco waren, das haben alle gesehen. Ich glaube daran, dass wir auch hier eine gute Chance haben. Realistisch liegt Mercedes-Benz noch immer vorne, dahinter aber sollten eigentlich schon wir auftauchen. Ich hoffe, wir sind nahe genug, die Silberpfeile ein wenig unter Druck zu setzen.»
«Das grosse Fragezeichen ist für mich Ferrari. Auf dem Papier sollten wir uns Ferrari ungefähr gleich stark sein, aber es hat in dieser Saison Rennwochenenden gegeben, da waren sie ganz stark, dann gab es WM-Läufe, da waren sie nicht so konkurrenzfähig wie selbst die Experten erwartet hatten. Von daher ist es schwierig, ihre Schlagkraft hier in Montreal einzuschätzen.»
Wenn die Fortschritte bei Red Bull Racing weitergehen – wo sieht sich Daniel in Sachen WM? Ricciardo: «Ich bin nun WM-Dritter, obschon ich ein paar Mal wichtige Punkte verloren habe. Ich könnte dem WM-Leader also näher sein. Generell hätte ich nicht erwartet, in der Weltmeisterschaft nach wenigen Rennen so weit vorne zu liegen. Für mich ist Kanada ein Schlüsselrennen. Hier muss sich zeigen, was wir wirklich können. Wenn wir in Montreal auf dem Podest stehen, dann muss das auch auf anderen Rennstrecken möglich sein. Zumal ich weiss, was wir in Sachen Entwicklungen alles auf Lager haben.»
«Vor allem aber will ich am Sonntag hier abreisen und sagen können – wir haben wirklich das Beste aus den Möglichkeiten gemacht.»