Fernando Alonso: Crash bei 305 km/h, neue Unfalldaten
Je mehr Daten von diesem Crash bekannt werden, desto klarer wird: Für Fernando Alonso war im vergangenen März in Melbourne gleich ein ganzer Schwarm australischer Schutzengel unterwegs. Zum glimpflichen Ausgang des hässlichen Unfalls haben auch die unaufhörlichen Bestrebungen des Autoverbands FIA beigetragen, die Autos sicherer zu machen. Der frühere FIA-Präsident Max Mosley sagte gegenüber der Times: «Generell hätte früher ein solcher Unfall zu einer ernsthaften Verletzung oder zum Tod geführt.»
Dieser Meinung war offenbar auch der Hauptdarsteller. Der Spanier Fernando Alonso nach dem Crash: «Das war ohne Zweifel mein übelster Unfall in der Formel 1. Wenn ich eine Katze wäre, würde ich sagen – eines meiner sieben Leben ist aufgebraucht. Herzlichen Dank an den Automobilweltverband FIA und dessen Sicherheitsbemühungen. Ohne diese würde ich jetzt vielleicht nicht mehr vor euch stehen.»
Inzwischen haben die Experten des Autoverbands weitere Details zum fürchterlichen Unfall veröffentlicht.
Zur Erinnerung: Alonso war in der 19. Runde des Saisonauftakts in Melbourne dem Haas-Renner von Esteban Gutiérrez ins Heck geprallt, der McLaren knallte anschliessend links in die Mauer, bevor er sich in die Auslaufzone überschlug. Dort blieb der Wagen kopfüber liegen, Alonso krabbelte heraus und sah sich verblüfft das Rennwagenwrack an. Mit Rippenbrüchen und einer Lungenverletzung war der Weltmeister von 2005 und 2006 verhältnismässig glimpflich davon gekommen.
Im FIA-eigenen Magazin Auto schreiben die Sicherheitsspezialisten über den Unfall: «Als Alonso zwischen den Kurven 2 und 3 den Angriff auf den vor ihm liegenden Haas-Renner begann, war der McLaren 313 km/h schnell. Die Aufprallgeschwindigkeit von Alonsos rechtem Vorderrad auf das rechte Hinterrad des Haas-Autos wurde mit 305 km/h gemessen.»
«Bei diesem ersten Aufprall wurde die rechte Vorderradaufhängung am Wagen von Alonso zerstört und der Wagen zog nach links Richtung Mauer. Der Aufprall geschah mit einer Verzögerung von 45g.»
«Die Bilder aus den neu installierten Hochgeschwindigkeitskameras, die jede Hundertstelsekunde ein Bild machen, zeigen – Alonsos Helm prallte im Cockpit zwei Mal auf die Ausschäumung, diese zwei Schläge wurden auch von jenen Sensoren gemessen, die sich im Ohrschutz jedes Piloten befinden.»
«Der Wagen trudelte auf die Rennstrecke zurück und rutschte nun Richtung Kiesbett. Die Aufhängungen links vorne, rechts vorne und rechts hinten waren zerstört, der Wagen hatte sich dadurch stark nach rechts geneigt, grub sich in die Grasnabe vor dem Kiesbett ein und wurde dann in die Luft katapultiert. Dabei wurde eine seitliche Verzögerung von 46g ermittelt.»
«Der Wagen war 0,9 Sekunden lang in der Luft und drehte sich um 540 Grad, also gut eineinhalb Mal. Die Landung erfolgte über die hintere Crash-Struktur des Wagens, hier wurde noch einmal eine Verzögerung von 20g gemessen. Der Wagen drehte sich dann übers Heck weg und blieb kopfüber auf die linke Seite geneigt vor der Reifenbarriere liegen.»
Der nächste Schritt für die FIA-Sicherheitsexperten unter der Leitung des früheren Toro-Rosso-Renningenieurs Laurent Mekies: Ermittlung biometrischer Daten des Piloten in Echtzeit.
Der Franzose sagt: «Ich hoffe, wir können noch in diesem Jahr mit ersten Tests beginnen. Die Entwicklung hört nie auf, und wir werden immer versuchen, die Grenzen zu verschieben – um Unfälle besser zu verstehen und aus diesem Grund die Fahrer noch besser zu schützen.»